Wenn die Freizeit gleichzeitig mit gemütlichem Zocken und der Gesellschaft von Freund*innen gefüllt sein soll, dann lachen vor allem Koop-Spiele an. Das Prinzip von kooperativem Gaming an sich verspricht Teamwork und gestärkten Zusammenhalt, aber nicht selten stecken dahinter in Wirklichkeit schweißtreibende Konzentrationsarbeit und co-regulierte Stressbewältigung.
Genau dieser Falle bin ich mit Biped 2 wieder auf den Leim gegangen. Von der Fassade, die ein vom Schwierigkeitsgrad her fast schon familienfreundliches Abenteuer verspricht, habe ich mich einlullen lassen, nur um dann zu bemerken, dass ich die Herausforderung wohl unterschätzt habe. Aber das ist noch nicht die ganze Geschichte, denn die will ich euch im Folgenden verraten.
Koop-Spiele: Mein Eindruck von Biped 2
Als mir Biped 2 in die Hände gefallen ist, war mein Koop-Muskel schon deutlich eingestaubt. Zumindest, was Puzzle- und Plattformer-Passagen angeht, wie man sie in klassischen Genre-Vertretern vermutet. Doch auch wenn ich den ersten Teil nicht als Vorkenntnis anbringen konnte, waren mir die Bipeds nicht fremd, immerhin durfte ich mit ihnen auf der gamescom 2024 beim Publisher schon eine Runde drehen. Und die Erinnerung daran kam beim Start ihres zweiten Auftritts schnell wieder hoch.
Biped 2 beginnt relativ harmlos, setzt mir und meinem Koop-Partner erstmal eine süße kleine Cutscene vor, in der die Ausgangssituation der Roboter-Protagonisten kurz umrissen wird. Sie werden von ihrer Raumstation aus dazu beordert, einen in der Krise steckenden Planeten zu retten. In insgesamt 17 Leveln sollen zu diesem Zweck jeweils Stromquellen aktiviert werden, die natürlich am Ende eines fordernden Parcours mit verschiedenen Hindernissen stecken.
Hier ein Trailer zum Spiel:
Ein Robo-Kumpane, der an einen uramerikanischen Häuptling erinnern soll, führt an jede neue Aufgabe heran, meist mit einer kleinen Videodemonstration der Mechanik. Die grundlegende Steuerung ist auch gleichzeitig der große Clou hinter dem Gameplay: Die Beine der laufenden Displays müssen einzeln bewegt werden, am Controller jeweils mit dem linken und dem rechten Stick. Sliden ist auf bestimmten Untergründen möglich, außerdem lässt sich eine der Gliedmaßen zum Greifen verwenden.
„Git gud“, „git gud“, ruft’s aus dem Wald
Das Ziel lautet vorankommen und dabei nicht herunterfallen, kann allein, zu zweit oder sogar in einer vierer Kombination verfolgt werden – ein 2-gegen-2-Modus steckt ebenfalls mit drin. In meinem Fall habe ich mich für das klassische Duo entschieden, das hier auch wirklich eng zusammenarbeiten muss. Diese Zusammenarbeit reicht von gegenseitigem Anreichen, über verschmolzene Fortbewegung bis hin zu ineinandergreifenden Hilfestellungen. Ein kleiner Ausrutscher genügt, damit ich und mein Partner an den Anfang einer nervenaufreibenden Passage zurückkatapultiert werden. Das ist nichts für strapazierte Bindungen.
Besonders gefährlich: Ein Abschnitt recht am Anfang, bei dem wir abwechselnd einen Schritt tun müssen, weil sonst die Plattform unter uns wegbricht. Die soll auch noch gedreht werden, weist Lücken auf und ist sowieso gefühlt ein ganzes Stück zu lang. Um das zu schaffen, muss komplette geistige Synchronisation herrschen. Außerdem vollkommene mentale Klarheit, weshalb von einer schläfrigen Runde vor der Bettzeit eher abzuraten ist. Wer zudem eine gut gepolsterte Frusttoleranz aufweist, oder den eigenen Skill an den Tasten noch nie infrage stellen musste, ist hier vor dem Crashout vielleicht wirklich sicher.

Richtig demütigend ist es, wenn der Endscreen eines Levels uns anzeigt, wie lange wir eigentlich hätte brauchen sollen und wie viele zwischenzeitliche Tode im Rahmen gewesen wären. An diesen Vorgaben selbst auf der niedrigeren der beiden Schwierigkeitsstufen meilenweit vorbeizuschlittern, hält das eigene Ego mit einer Leine fest am Boden. Regt aber auch zu beschämten Lachern an.
Dann aber verwirrt Biped 2 unseren eigenen, auf Gaming bezogenen Selbstwert plötzlich mit dem Einschub banal wirkender Aufgaben, obwohl ich mich eigentlich mit steigendem Zeitinvestment auf immer härtere Nüsse einstelle. Es ist ein perfides Spiel mit Erwartungen, das mich mit unausgesprochenen Sätzen wie: „Oh, schon so schwierig? Kann doch gar nicht sein, das war doch erst Level 2!“ verspottet … und dabei vermutlich auch Recht behält.
Death, Death and Robots
Auf dem Weg von der knappen Menübildschirmbeschreibung „Niedliche Roboter retten den Tag“ zum knirschenden Controller unter meinen Fingern, ist irgendetwas passiert, das ich nicht ganz begreife. Sie lächeln mich an, mit knuddeligen Katzenohren oder freundlichen Gesichtspixeln und locken mich in eine Falle, welche mich an den Grundfesten meines Verstandes festklammern lässt. Entsprechend habe ich es bisher auch nicht geschafft, die 100-Prozentmarke an erreichtem Fortschritt zu knacken, mein Eindruck bezieht sich also nur auf das erste Drittel.
In dem konnte ich mich von dem Anblick lustiger Outfits trösten lassen, die ich für die Bipeds kaufen und ihnen aufziehen kann. Die dafür benötigte Währung findet sich in Form von Münzen im Spiel, an immer ähnlichen Stationen, aber auch in der Welt verteilt. Manchmal braucht es zusätzlich Sterne, die bei kleinen Extra-Challenges abfallen. Perfekt für alle mit Komplettierungsdrang und in manch gradlinigen Leveln eine gelungene Auflockerung.

Alles in allem hatte ich bis jetzt eine gute, wenn auch aufreibende Zeit mit Biped 2. Empfehlen würde ich es besonders:
- Freund*innen, die schon mehr als einen Urlaub gemeinsam überstanden haben
- Kolleg*innen, die ein schwelender, unausgefochtener Streit in ewiger Zwietracht hält
- Paaren, die die Wirksamkeit der gemeinsamen Therapie auf die Probe stellen wollen
Aber natürlich auch allgemein allen Koop-Liebhaber*innen, die ihre Künste beim Plattforming gern mal auf die Probe stellen – und herausfinden wollen, ob ich mich vielleicht nur dumm angestellt habe. Ist euch allerdings lange Spielzeit, aufwendiges Umgebungsdesign oder eine Story-Umrahmung wichtig, solltet ihr euch weiter umschauen. Es wird knackige, einfach verpackte Kost serviert. Kurzum: Biped 2 ist die Karotte unter den Koop-Spielen. Verfügbar ab dem 5. November für PC, PlayStation 4 oder 5, Xbox Series und Nintendo Switch. Crossplay zwischen Konsole und PC inbegriffen, zweitere Plattform erhält außerdem via Steam Zugriff auf einen kostenlosen Friend Pass.
Quellen: YouTube / PlayStation
Hinweis: Die PlayStation 5-Version von Biped 2 wurde uns vom Publisher zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme auf die Berichterstattung gab es nicht, es bestand keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.

