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The Witcher 3: Darum solltet ihr es auch im Jahr 2025 noch spielen

Zum Zehnjährigen habe ich mal wieder bei The Witcher 3: Wild Hunt vorbeigeschaut und bin zu dem Schluss gekommen: Es ist immer noch klasse!

The Witcher 3: Wild Hunt - auch nach 10 Jahren noch gut?
© CD Projekt Red (Adobe Photoshop [M])

Diese Gaming-Highlights 2025 hat wirklich NIEMAND kommen sehen

Der zehnte Geburtstag eines Videospiels, das bei mir nach wie vor weit oben in der Liste der besten Gaming-Erfahrungen in rund 35-jähriger Zockerzeit zählt, hat mich dazu verleitet, mal wieder in eben dieses Spiel reinzuschauen. Ist The Witcher 3: Wild Hunt immer noch so gut, wie im Jahr 2015?

Um das herauszufinden, habe ich einen älteren Spielstand geladen – ganz von vorne wollte ich nicht beginnen, sondern lieber ein paar Stunden inmitten der Story erleben. Das hat auf jeden Fall gereicht, um mich wieder voll reinzuziehen.

10 Jahre später: Ist The Witcher 3 noch so wild wie früher?

Zu meiner Verteidigung gleich am Anfang: Da ich mittlerweile auf der PlayStation 5 spiele, konnte ich The Witcher 3 auf dieser Plattform einst schon dem „Next-Gen-Upgrade“ unterziehen – das Spielerlebnis ist also schon einmal flüssiger als auf der PlayStation 4, zudem kann in den von mir in jedem Spiel dieser Art so geliebten Foto-Modus genießen; ein Feature, was mir einst in der originalen Version von The Witcher 3 verwehrt blieb.

The Witcher 3: Wild Hunt Screenshot
Im Foto-Modus zeigt sich das geschäftige Novigrad in einer zuvor so nie gesehenen Pracht. Credit: CD Projekt Red (Screenshot | 4P)

Grafisch sieht das Open World-Action-Rollenspiel so gut aus wie eh und je… oder wirkt es auf mich nur so? Also, natürlich sieht es so aus wie früher, aber haben sich meine grafischen Ansprüche nicht geändert? Doch, klar, ich sehe, dass Current-Gen-Titel wie Dragon’s Dogma 2, Assassin’s Creed Shadows oder Horizon: Forbidden West ein Stück schicker aussehen, gerade was die Weitsicht in der Landschaft oder ausgearbeitete Gesichter der Charaktere angeht.

Allerdings spielte The Witcher 3: Wild Hunt zu seiner Zeit technisch auch schon in der obersten Liga mit und Vergleiche zwischen jetzt und damals fallen nicht so schwer ins Gewicht, wie zum Beispiel zwischen 2015 und 2005, als die grafischen Sprünge noch größer waren. Die knalligen Farben bei blutroten Sonnenuntergängen oder in der Flora der DLC-Region Toussaint, Details in Gewändern von NPCs oder Oberflächen von Bauwerken, das realistische Wasserverhalten wie auch die sehr drastische Darstellung von Gore-Elementen waren beeindruckend und können auch heute noch überzeugen.

Kämpfe stehen nicht im Zentrum

Dazu gehört selbstredend das Gesamterlebnis des Action-RPGs: Der Soundtrack beginnt bei minimalistischen und pointierten Tönen in den Weiten von Velen oder den Skellige-Inseln, die mal melancholisch, mal unheilvoll wirken und die trübe Atmosphäre, den brausenden Wind und die heulenden Wölfe nie übertönen. Und reicht bis hin zu schmissigen Mittelalter-Gassenhauern, die euch in den Schenken von Oxenfurt und Novigrad oder bei einer Partie Gwint um die Ohren gejagt werden.

The Witcher 3: Wild Hunt Screenshot
Die Kostüme der Charaktere sind liebevoll detailliert gestaltet – an der Darstellung der Haare sieht man dem Spiel jedoch sein Alter an. Credit: CD Projekt Red (Screenshot | 4P)

Zugegeben, das Kampfsystem war nie die Paradedisziplin von The Witcher 3 – aber es geht auch deutlich schlechter. Geralt muss sich nicht mit simplem Hack’n’Slay durch die Gegner schlagen und die Kämpfe – ob gegen mehrere Widersacher oder übergroße Monster – sind auch nie unfair. Tatsächlich macht es sogar Spaß, die Schwerter mit verschiedenen, auf die Anfälligkeiten der Monster zugeschnittenen Ölen einzuschmieren und ihre Schwächen gegen die Hexerzeichen aufzudecken. Persönlich habe ich das Kampfsystem nie als schlecht empfunden: Damals hat es mich bis ins Endgame motiviert und auch heute behält es seinen Reiz.

Was natürlich auch daran liegt, dass es nicht übermäßig eingesetzt wird: Man trifft Rudel von Wölfen, Ertrunkenen und Nekkern, allerdings meist abseits der Straßen, kann ihnen also auch gut aus dem Weg gehen. Kämpfe gegen Banditen und Soldaten haben immer einen Sinn, weil sie Teil von Quests sind. Und Wesen wie Greifen, Wyvern oder Mittagserscheinungen sind als Monsterjagd in eine oft interessante Nebengeschichte eingebettet.

Das unabwendbare Schicksal des Blutigen Barons

Womit wir bei dem wären, was The Witcher 3 damals wie heute zu einem Meisterwerk macht, das jede*r mehr als einmal spielen sollte. Die Story um Geralt von Riva und seine Suche nach seiner Ziehtochter Ciri, die Bedrohung durch die Wilde Jagd, Begegnungen mit im Kosmos etablierten Charakteren wie Yennefer, Rittersporn, Triss, Dijkstra, Vernon Roche oder Lambert und Eskel sind stets ein faszinierender und unterhaltsamer Einblick in die Welt, der ihr mit eigenen Entscheidungen einen individuellen Anstrich gebt. Die Nebenquests und jene Geschichten, die euch ein bisschen von der Haupthandlung weg und näher an die Bewohner*innen von Redanien und Temerien bringen, sind dabei das Salz in der Suppe.

The Witcher 3: Wild Hunt Screenshot
Von Orange zu Pink präsentiert sich der farbenfrohe Sonnenuntergang in Velen – damals wie heute ein beeindruckendes Schauspiel. Credit: CD Projekt Red (Screenshot | 4P)

Ich erinnere mich noch, dass ich beim ersten Durchgang die Hälfte der Quest um den Blutigen Baron verpasst hatte. Als er in die Sümpfe zu den grässlichen Muhmen ziehen und mich vor dessen Kreuzzug in einem Dorf treffen wollte, lehnte ich ab – in der Annahme, dass ich das auch später machen könnte. Aber plötzlich wurde mir die Quest als gescheitert angezeigt.

Dieses Mal war ich vermeintlich schlauer und versuchte, die Story in eine Richtung zu lenken, die mir vernünftig erschien – als ich das nächste Mal nach Krähenfels kam (Achtung: Spoiler!), baumelte der Baron am Strick. Aber es gibt in dieser Questline wohl auch kein wirklich glückliches Ende für alle.

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Entscheidungen zwischen Enttäuschungen und Schicksalsschlägen

Erfahrungen wie diese allein sind der Grund, warum man The Witcher 3 mehrfach spielen sollte. So viele Spielentscheidungen haben einen Einfluss auf euren Charakter und die Story – Nebenquests machen etwas mit einem, wenn am Ende die Entscheidung steht, ob man NPCs dem Tode überlasst, ganze Bevölkerungsgruppen einem bestimmten Schicksal zuführt oder einen guten Freund verraten muss.

Verhelft ihr Cerys oder Hjalmar auf den Thron von Skellige? Ist euch Dijkstras Einfluss wichtig genug, dass ihr bedingungslos an seiner Seite kämpft, oder stellt ihr euch gegen ihn? Stirbt Keira auf dem Scheiterhaufen oder durch eure Hand – oder vielleicht gar nicht? Gesteht ihr Yennefer oder Triss eure Liebe? (Team Triss hier)

The Witcher 3: Wild Hunt Screenshot
Der Hafen von Beauclair im DLC Blood and Wine gehört zu einem der belebtesten Orte im Spiel. Credit: CD Projekt Red (Screenshot | 4P)

Entscheidungen müssen gefällt werden – denn wer sich davor drückt, muss am Ende mit einem Ergebnis leben, das vielleicht noch weniger schmeckt. Dieses Gefühl, dass es wirklich einen Einfluss hat, was man tut, wie man reagiert und wem man seine Treue schenkt, ist nach wie vor nahezu unerreicht in einem Open World-Action-Rollenspiel.

Die Frage, ob man The Witcher 3: Wild Hunt also auch im Jahre 2025 noch spielen sollte, kann ich nur mit einem klaren JA beantworten. Am besten gleich mit den DLCs Heart of Stone und Blood and Wine, die einem nicht zuletzt ein neues Gwent-Deck, neue Optionen zur Waffenverbesserung und eine komplett neue Region zugänglich machen.