Bei den heutigen Marktbedingungen noch eine neue Marke etablieren zu wollen, statt auf bewährte IPs zu setzen, ist mindestens mutig, vor allem aber riskant. Genau dieses Wagnis geht Capcom nun mit Pragmata ein.
Während Flaggschiffe wie Monster Hunter, Resident Evil und Street Fighter das Unternehmen mit ihren größtenteils gewohnten Konzepten auf starken Schultern tragen, durften die Entwickler*innen bei dem Sci-Fi-Abenteuer ihre Kreativität so richtig ausleben. Mein Besuch auf der Mondstation und bei Capcom in Hamburg liefert erste Eindrücke, ob der Versuch aufgehen könnte.
Pragmata: Der Mann (und das Mädchen) im Mond
Die Ausgangslage von Pragmata ist denkbar einfach, auch, wenn sie viele Fragen aufwirft: Als Astronaut Hugh Williams bin ich auf einer verlassenen Raumstation gelandet, auf denen nur noch einige feindselige Roboter herumstromern. Zumindest fast, denn auch der wie ein junges Mädchen aussehende Androide D-I-0336-7, genannt Diana, lebt hier – und ist bereit, mir bei meiner Mission unter die Arme zu greifen.

Hinter dem Chaos auf der Station steckt nämlich eine bösartige KI, die es aufzuhalten gilt, keine Überraschung. Einige Protokolle, die ich während meines kurzen Aufenthalts fand, deuteten bereits darauf hin, dass da noch mehr dahinter steckt, aber das muss bis zum vollständigen Release warten. Viel spannender erst einmal: Das Gameplay, bei dem meine Multitasking-Fähigkeiten auf die Probe gestellt werden.
Hacking-Minispiel – The Game
Denn alleine kommt Hugh mit seinen Schusswaffen nicht besonders weit gegen die rabiaten Roboter. Bevor meine Angriffe Wirkung zeigen, muss Diana erstmal die Systeme des Feindes hacken, und das passiert nicht etwa in einem separaten Minispiel, das die Welt von Pragmata einfriert. Stattdessen öffnet sich das aus mehreren Kacheln bestehende Feld in der oberen rechten Bildschirmecke, während alles andere weiterläuft.

Das bedeutet: Ich muss als Diana mithilfe der vier Aktionstasten auf dem Controller durch das Minispiel manövrieren, während ich Hugh mit dem Stick steuere und gegnerischen Attacken durch Bewegung sowie einem kurzen Dash ausweiche. War das Hacken erfolgreich, öffnet sich die Panzerung des Feindes und ich kann mit einer von verschiedenen Waffen auf die enthüllten Schwachpunkte schießen.
Eine angenehme Lernkurve
Was in der Praxis tierisch kompliziert klingt, ging mir erstaunlich schnell in Fleisch und Blut über. Klar, beide Bereiche gleichzeitig zu managen benötigt etwas Übung, aber Pragmata gibt sich Mühe, mich mit langsam steigenden Herausforderungen an das neuartige Konzept heranzuführen. Zunächst nur ein langsam auf mich zu gehender Roboter, dann zwei von ihnen; dann kommt noch eine Drohne mit Fernkampfangriff dazu und schließlich ein dicker Oschi mit Stampfattacke, der ich durch einen beherzten Sprung entgehe.

Während die Konstellationen komplexer werden, komme ich mit der Bewegung in der Raumstation und beim Hacken immer besser klar, und fühle mich selbstbewusst, als ich dem ersten richtigen Boss entgegentrete. Der stürmt mir nicht nur entgegen, sondern nimmt mich auch mit explosiven Raketen ins Visier – auf einmal bekomme ich neben Dianas digitaler Offensive mit Hugh eine ganze Menge mehr zu tun.
Gute Voraussetzungen
Zum Schluss führt die Zusammenarbeit der beiden zum Sieg und meine Neugier ist geweckt. Wenn die Vollversion von Pragmata den Schwierigkeitsgrad nach und nach anzieht und sowohl bei den Kämpfen als auch beim Hacking mit neuen Ideen dafür sorgt, dass sich keiner der beiden Aspekte abnutzt, dann freue ich mich auf wirklich frischen Wind im Genre der Third-Person-Action-Shooter.

Noch nicht viel sagen kann ich zum Rest des Spiels: Die Mondstation als Setting wirkt interessant genug, die bisherige Progression, bei der ich mit zwei verschiedenen Ressourcen meine Waffen- und Hacking-Fähigkeiten sowie Hughs Raumanzug verbessern kann, belohnend. Das ungleiche Paar scheint außerdem zu harmonisieren, aber natürlich kann ich nach meiner kurzen Anspielsession noch kein finales Urteil über die Dynamik der beiden fällen.
Lesetipp: Unsere gamescom-Vorschau zu Pragmata
Ob all das reicht, um über eine bislang noch unbekannte Laufzeit zu tragen und vor allem, was die Geschichte noch zu bieten hat, erfahren wir dann irgendwann 2026, wenn Pragmata für PlayStation 5, Xbox Series X|S und PC erscheint. Vorher wirft Capcom aber ja erstmal Resident Evil Requiem auf den Markt, was Spieler*innen zumindest jetzt schon auf der Nintendo Switch 2 zu überzeugen scheint.
Disclaimer: Die Reisekosten übernahm Capcom. Eine Einflussnahme auf die Berichterstattung gab es nicht.

