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Cyber Shadow (Plattformer) – Techno-Ninja statt Shovel Knight

Yacht Club Games legt die Schaufel beiseite und veröffentlicht das Herzensprojekt des Entwicklers Aarne “MekaSkull” Hunziker. Ähnlich wie seinerzeit in Shinobi, Strider oder Team 17s Assassin hüpft und schlitzt man sich in Cyber Shadow als technisch aufgebohrter Einzelkämpfer durch die Nacht. Ein ebenso kniffliger wie polierter Retro-Ausflug?

© Mechanical Head Games / Yacht Club Games / Yacht Club Games

Geradlinig

Tut das gut, endlich mal wieder das Hirn abzuschalten und sich – fast wie früher – durch eine lineare Welt zu schnetzeln. Nach zahlreichen „Metroidvania“-Titeln wie (den sehr gelungenen) The Messenger oder Ori and the Will of the Wisps ist Cyber Shadow eine willkommene, geradlinige Abwechslung. Zumindest weitestgehend linear, um genau zu sein – denn Geheimkammern, kleine Abzweigungen und erneute Besuche gemeisterter Levels gibt es auf Wunsch auch hier.

Und doch ist es ein sehr klassisches, direktes Spielgefühl: Verrat im Klan, das Ziel vor Augen, die geliebte Meisterin entführt und ihr verrückt gewordener Vater als Bösewicht in einer von „Syntheten“ eroberten Mekacity. Nach einer verheerenden Explosion flimmern die Trümmer der Skyline apokalyptisch im Hintergrund. Auch den Klan von Hauptfigur Shadow hat es hart erwischt. Auf der Reise durch die Nacht trifft er auf ihre zwischen Dies- und Jenseits dahinsiechenden Mitglieder und erlernt in anderweltlichen Meditations-Prüfungen neue Fähigkeiten. Auch der treue blaue Roboter-Gefährte L-Gion bekommt zwischendurch immer wieder einen Auftritt.

Cyber-Ninja mit Killer-Jo-Jo

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Shadow besitzt seine ganz eigene feurige „Flugabwehr“. © 4P/Screenshot
Ein cooles temporäres Extra fällt schon zu Beginn des Spiels auf: Das um den Spieler baumelnde Jo-Jo lässt sich nicht nur durch geschickte Hüpfer in Killer-Insekten oder Automatikkanonen schleudern, sondern mit dem Schwert noch weiter zu patrouillierenden Gift-Cyborgs prügeln. Auch begrenzt verfügbare Wurfsterne und diverse moderne Schussprojektile in verschiedene Richtungen erweisen sich als nützlich. Im Zentrum der Action steht aber standesgemäß die Klinge, die sich u.a. in der Schlagstärke oder mit einer kräftigen Boden-Attacke aus der Luft verbessern lässt. Mit Letzterer kann man vor allem fette stachelige Cyberwürmer wirksam zurück in den Boden zwingen, um den Weg frei zu machen.

Dabei macht sich schnell Yacht Club Games‘ gestiegene Erfahrung bemerkbar, denn der Publisher griff Hunziker beim Feintuning und der Qualitätskontrolle unter die Arme: Der insgesamt fordernde Schwierigkeitsgrad steigt im Verlauf des Abenteuers angenehm sachte an und leidet weniger unter Schwankungen als noch in Shovel Knight oder Team Meats kürzlichem Runner Super Meat Boy Forever. Im Gegensatz dazu oder zum bockschweren Celeste bleibt die Action hier auch für durchschnittlich begabte Spieler stets machbar, wenn sie die Zähne zusammenbeißen und geschickt auf Angriffsmuster reagieren.