Neue Kräfte für eine Hexe
Klar, ganz neu erfindet sich Hades 2 zwar nicht, aber bietet durch feine Verbesserungen stets genügend Motivation, sich immer und immer wieder in den Kampf zu stürzen. Das gilt ebenso für die sogenannten Boons, also die Göttergaben. Für jeden überstandenen Raum gibt es eine Belohnung: Mal sind es Ressourcen wie Psyche und Asche, die ich in permanente Verbesserungen von Melinoë stecke oder Gold, um den stets auf mich wartenden Händler Charon zu bezahlen. Alternativ greife ich auf die Hilfe der griechischen Gött*innen zurück.
Egal, ob Zeus, Posideon oder Demeter: Zahlreiche bekannte Gesichter geben sich alle Mühe, mich mit nützlichen Fähigkeiten auszustatten. Mit Apollo, Hestia oder der Mondtitanin Selene gibt es zudem neue Vertreter*innen, die mir nur allzu gerne ihre Gaben überlassen. Letztere gewährt mir sogar einen mächtigen Mondzauber, der sich später noch mit einer Art Talentbaum verstärken lässt, aber auch immer erst aufgeladen werden muss.

Durch die schiere Anzahl der Götter und Göttinnen und der Vielzahl der Fähigkeiten, ergeben sich in jedem Run neue Möglichkeiten. Kombinationen, Synergien und noch so einiges mehr. Nicht zu vergessen, die unterschiedlichen Waffen, die sich allesamt schon unterschiedlich genug anfühlen. Deren einzelnen Variationen kommen noch obendrauf und zack, schon ist fast jeder Run in Hades 2 auf seine Art und Weise einzigartig und spannend.
Überhaupt die Waffen: Sie sind allesamt fantastisch und hier wird garantiert jeder oder jede seinen beziehungsweise ihren Favoriten finden. Sind es die schnellen Dolche, die bei der Spezialfähigkeit sogar zurück zu mir fliegen? Oder doch eher der klassische Hexenstab? Oder eine riesige Axt, die beim zuschlagen nichts als Verwüstung zurücklässt? Vielleicht sogar eine Art Iron-Man-Anzug die mit Raketen um sich schießt? Es macht unglaublichen Spaß, sie alle auszuprobieren und in Kombination mit den Götterkräften zu sehen.

Darfs ein bisschen Omega sein?
Aber schon Hades bot verschiedene Waffen und Götterkräfte: Wo sind die wirklichen Neuerungen? Die zeigen sich beim Kampfsystem an zwei entscheidenden Punkten: Omega und Sprint. Letzteres ist quasi Melinoës Hexenkraft, die ihr zusätzliche Angriffsmuster erlauben.
Ob Angriff oder Spezial, mit der jungen Prinzessin kann ich bei längerem Gedrückthalten der jeweiligen Taste, Omega-Varianten einsetzen. Sie sind zwar im Schnitt etwas stärker als der Standard, aber verlangsamen mich auch – und sie kosten Mana. Letzteres kann sich aktiv wie passiv aufladen, je nachdem welche Segen und Göttergaben ich habe. Darüber hinaus kann Melinoë einen Bannkreis beschwören, der Gegner festhält und ebenso über eine Omega-Version verfügt.

Ich gebe zu: Zu Beginn hat mich Hades 2 mit all diesen Möglichkeiten ein wenig überfordert. Zu sehr war ich noch an dem Spielstil des ersten Teils gewohnt. Aber je länger ich spielte, umso mehr ging das neue System in Fleisch und Blut über. Positionierung spielt in der Fortsetzung eine noch viel wichtigere Rolle und kann oft über Sieg oder Niederlage entscheiden.
Am Ende des Tages sind es diese vielen Optionen, die das Kämpfen noch spaßiger gestalten, weil mir Supergiant Games so unfassbar viele Möglichkeiten an die Hand gibt, ohne zu komplex zu werden oder gänzlich zu überfordern. Alles im Kampfsystem hat Hand und Fuß und wer will, kann tief in Buildstrategien eintauchen.
Sprint und Dash für noch mehr Speed
Wer einmal Hades weit genug gespielt hat, weiß, dass der Dash das nonplusultra war, um durch Räume zu jagen. Mit Melinoë ist das nicht mehr ganz so einfach: Sie kann zwar auch per Tastendruck ausweichen, aber längst nicht so oft wie ihr mächtiger Bruder. Dafür kann sie besser sprinten und das ist etwas, was verinnerlicht werden muss. Im Laufe des Early Access hat Supergiant Games zwar Anpassungen vorgenommen, die Kernmechanik der neuen Fortbewegung ist aber noch immer vorhanden.

Statt jedem Angriff wie ein wildgewordenes Eichhörnchen auszuweichen und von einer Ecke in die andere zu Dashen, muss viel öfter der Sprint zum Einsatz kommen. Dank mancher Göttergabe wird er sogar noch mächtiger, wodurch er, je nach gewählten Fähigkeiten, fast unverzichtbar ist.
Insgesamt spielt sich Hades 2 damit trotz bekannter Elemente ähnlich, aber anders genug, dass eine ganz eigene, unfassbar motivierende Kampfdynamik herrscht. Eine, die dank der Omega-Kräfte, dem Sprint und den Dutzenden Fähigkeiten so viel mehr Varianz bietet, dass es auch nach dutzenden Stunden noch Spaß macht, einen Run zu starten. Langeweile? Gibt es hier nicht.


Ja optisch gefällt es mir sehr.