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Hollow Knight Silksong im Test: Wird das Spiel seinem Hype wirklich gerecht?

Mit Hollow Knight: Silksong ist eines der meisterwarteten Spiele seit Jahren erschienen. Nach unserem Ersteindruck lest ihr jetzt hier den kompletten Test.

Test-Header zu Hollow Knight: Silksong
© Team Cherry / Adobe Photoshop / 4P.de [M]

Wird es seinem Hype gerecht? Hollow Knight Silksong TEST / REVIEW

Hat Hornet das Zeug zur Heldin?

Mein erster Gedanke: Hornet bewegt sich graziler und wendiger als der Held aus dem ersten Teil. Definitiv kann sie höher springen und sich an Vorsprüngen festhalten. Gewöhnungsbedürftig ist ihr Schlag mit der Waffe – der Nadel – nach unten. Dieser erfolgt nämlich nicht gerade, sondern leicht diagonal nach links oder rechts. Im weiteren Spielverlauf lässt sich das durch die sogenannten Wappen auch ändern, aber dazu später mehr.

Typische Metroidvania-Mechaniken wie Doppelsprung oder Sprint beherrscht die Heldin natürlich anfangs noch nicht, aber Genre-Fans wissen, dass das früher oder später kommen wird. Bis dahin geht es durch das Anfangsgebiet Moosgrotte, in der mir vor allem knuffig aussehende Raupen, bald aber auch schon der erste Boss begegnet.

Was mir gleich negativ aufgefallen ist: Im Gegensatz zum stummen Helden aus Hollow Knight hat Hornet eine Stimme, die per se auch angenehm ist, wenn sie in Dialogen (welche wieder nur mit Fantasiesprachfetzen eingeleitet werden) zum Tragen kommt. Allerdings ächzt und stöhnt die gehörnte Käferdame auch bei fast jedem Schlag oder Sprung, sodass ich mir dachte, das könnte auf Dauer nervig werden. Zum Glück lässt sich das aber in den Einstellungen stumm schalten.

Beutet aber auch: Hornet hat mehr Charakter als der namenlose Held aus dem ersten Teil. Sie tritt in den Dialog mit den Bewohner*innen dieser Welt, hat eine Hintergrundgeschichte und ein Ziel. Dadurch wird sie greifbarer und als Spieler*in hat man mehr Motivation, mit ihr auf diese Reise zu gehen.

Game of Thorns – Das Lied von Glocken und Seide

Die Spielwelt begeistert mich einmal mehr mit ihrer Abwechslung: Waren im Vorgänger Gebiete wie die Gärten der Königin, die Pilzöde oder der Bienenstock die perfekte Mischung aus romantisch überwucherten Wegen, mit Fallen gespickten Pfaden und Ruinen, die von melancholischer Vergangenheit zeugten, so schlägt Silksong in genau diese Kerbe. Die Gebiete sind natürlich neu, wirken aber vertraut, und überraschen mich gleichzeitig, mit welchem neuen Look man die gleichen Effekte erzielen kann.

Im Startgebiet Moosgrotte dominiert ein sattes Grün, der Tiefenkai wird bevölkert von glockenbehelmten Arbeitern, die im Lavakern der Felsen stochern und das Graumoor ist trist, verregnet und ungezieferverseucht. Das Örtchen Glockenherz auf dem Anstieg zur Zitadelle besteht komplett aus Glocken – die Häuser, Boden, Höhlendecke: alles Glocken, Glöckchen, Schellen und Bimmeln.

Die NPCs sind nach wie vor eine gern gesehene Abwechslung; mehr als im Vorgänger treffe ich auf kleine Siedlungen, Camps, Gasthäuser und Händler*innen, die eine willkommene Verschnaufpause bieten. Und ich freue mich immer, wenn ich Gesellen wie Shakra, Sherma, den Krieger Garmond, der einen manchmal auch beim Kampf unterstützt, oder die flauschigen Flöhe treffe, die ich befreien und zur Flohkarawane schicken kann – gewissermaßen das Pendant zu den gefangenen Raupen in Hollow Knight.

Über allem schwebt aber eine unheilvolle Stimmung. Immer wieder verhalten sich Pilger*innen und andere Käfer seltsam und aggressiv, greifen andere an, wirken wie besessen – ähnlich also wie die Seuche in Hollow Knight. Eine seltsame Seide, die von den mysteriösen Weber*innen gesponnen wird, scheint damit in Verbindung zu stehen.

So viel vertraut – aber auch neu?

Silksong zieht also viele Parallelen zum Vorgänger, aber macht es eigentlich auch etwas neu? Aber sicher doch, eine ganze Menge sogar. So kann Hornet neben ihrer Hauptwaffe mit der Zeit auch auf eine Reihe Sekundärwaffen, Werkzeuge genannt, zugreifen. Diese sind beispielsweise Wurfklingen für den Distanzangriff oder Speere, mit denen auch härtere Schalen durchbrochen werden können. Werkzeuge legt ihr euch auf eurem Wappen – eine Art Mini-Fähigkeitenbaum – an und füllt deren begrenzten Vorrat an den Rastbänken mit den gesammelten Schalensplittern auf.

Auf den Wappen, von denen es wiederum verschiedene gibt, die sich im Gebrauch der Nadel unterscheiden, legt ihr auch die oben erwähnten Amulette an; je nach Vorliebe und Spielstil könnt ihr die Wappen komplett unterschiedlich bestücken, aber auch Amulette doppelt nutzen. So kann sich das Wappen des Jägers bei einem richtig knackigen Bossfight im Kampf schon ganz anders anfühlen als beispielsweise das Wappen des Schnitters.

  1. Eine wirklich gelungene Review – besonders schätze ich, dass ihr euch Zeit dafür genommen habt. Bereits wenige Stunden nach Release erschienen die ersten Besprechungen, doch hier kommen die Stärken des Spiels zur Geltung, ohne dass vorschnell über Schwächen hinweggegangen wird. Wie man diese am Ende gewichtet, bleibt natürlich jedem selbst überlassen.
    Mit den Stärken des Spiels gehe ich vollkommen d’accord. Allerdings sehe ich im Gamedesign einen gravierenden Schwachpunkt: die Laufwege zu den Bossen. Diese wirken nicht nur willkürlich, sondern vor allem überflüssig. Wenn ich bei einem fordernden Bosskampf jedes Mal über eine Minute damit zubringe, eine belanglose Passage erneut abzulaufen, fühle ich mich eher ausgebremst als herausgefordert. Dieses Design stört meinen Spielfluss erheblich und schmälert leider auch die Motivation.
    Gerade hier hätte das Spiel die Chance gehabt, als Genreprimus neue Maßstäbe zu setzen und dem altbackenen „Boss-Run“ ein Ende zu bereiten. Diese Gelegenheit wurde jedoch vertan. Ein Bosskampf darf knackig sein – das ist genau das, was ich liebe, und ich stelle mich dieser Herausforderung gerne immer wieder. Die meisten Bosskämpfe in Silksong sind auch sehr gelungen, und das Gefühl stetiger Progression ist ein starker Anreiz. Doch die erzwungenen Laufwege tragen dazu nichts bei – im Gegenteil.
    Aus diesem Grund halte ich das Spiel trotz seiner Qualitäten nicht für ein Meisterwerk. Es ist ein großartiges Spiel, keine Frage – doch für den Sprung in diese Kategorie fehlt es an einem zeitgemäßen Spieldesign.

  2. Toller Ersteindruck! Schon der Vorgänger war -zumindest für mich- kein Spiel, das man in einer Session durchgerockt hat. Man bekommt bei solchen Sessions irgendwann einen Tunnelblick und würdigt viele Ideen, die das Spiel einem präsentiert, gar nicht mehr.
    Deshalb lieber zurücklehnen und genießen :)

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