Passender könnte ein Release-Termin fast nicht sein: Mit dem 28. Oktober erscheint der frische Survival-Horror-Titel Silly Polly Beast kurz vor Halloween und will schaurige Stimmung verbreiten, bevor ihr selbst durch die Straßen zieht.
Ich selbst habe das von Andrei Chernyshov entwickelte Werk schon länger auf dem Schirm, denn der markante Artstyle des Spiels und die abwechslungsreichen Perspektiven, aus denen man in der Rolle von Titelheldin Polly düstere Feinde mit Blei vollpumpen muss, sind mir direkt ins Auge gestochen. Beide Aspekte enttäuschen auch in der Vollversion nicht, dafür hat mich der Survival-Horror an anderer Stelle krankenhausreif geprügelt. Unser Test, mit digitalen blauen Flecken.
Silly Polly Beast: Raus aus der Hölle, rein in die Hölle
Eigentlich war der Plan von Polly simpel: Das Kinderheim, in dem sie mit ihrer Schwester Alice und unzähligen anderen Waisen von einer tyrannischen Erzieherin misshandelt wurde, abzufackeln und das Heil in der Flucht zu finden. Doch die Flucht läuft schief und während das rebellische Teenagermädchen nach ihrer einzigen lebenden Verwandten sucht, landet sie schnurstracks in der Hölle und in den Armen eines manipulativen Dämons.

„Wenn du mir einen Gefallen tust, helfe ich dir beim Ausweg und der Suche nach deiner Schwester“, flüstert er Polly ins Ohr. Und schon bald streift sie durch verlassene Ubahn-Schächte, asphaltierte Albträume und postapokalyptisch anmutende Straßenzüge – die Hölle ist bedrückend, aber in Silly Polly Beast zugleich auch verdammt stylisch. An den immer neuen Umgebungen, die ich mal aus der Vogel-, mal aus einer 2,5D- oder 3D-Über-die-Schulter-Perspektive erkunde, habe ich mich jedenfalls bis zum Schluss nicht sattgesehen.
Neben der Neugier, wie mich das Spiel als nächstes überrascht, trieb mich aber auch die Story von einem Schauplatz zum nächsten. Pollys dämonischer Auftrag und ihre Suche nach einem Ausweg sind gekonnt verwoben mit fragmentierten Erinnerungen, die mir einen Einblick in Pollys Leben im Kinderheim gewähren, sich aber nicht immer als zuverlässig herausstellen.

Inwiefern genau, das findet ihr aber am besten selbst heraus, ich will hier ja keine Überraschungen verderben. Außerdem könnt ihr den Ausgang der Geschichte mit eigenen Entscheidungen beeinflussen und die verschiedenen Enden fühlen sich nicht nur unterschiedlich genug an, sondern auch verdient und passend zum Rest.
Schüsse bis zum Morgengrauen
Weil es in der Hölle ziemlich rabiat zugeht, bewaffnet sich Polly mit einem Skateboard für Probleme im Nahkampf sowie einer Pistole, wenn sie die hier lebenden Ausgeburten aus der Ferne erledigen will. Letztere enthält natürlich nur begrenzt Schuss und lässt sich außerdem nur an leuchtenden Fässern wieder aufladen, die noch dazu deaktiviert sind, wenn mich Feinde bemerkt haben. Mit meiner Munition muss ich also sparsam umgehen, daran ändert sich auch mit einer zweiten Waffe sowie ein paar Granaten nichts.
Da ist es natürlich ungünstig, dass mich alle Nase lang hirnlose Zombies oder fiese Froschfressen überfallen und mit mir auf Leben und Tod kämpfen: Der Großteil des Gameplay-Loops von Silly Polly Beast besteht aus Erkundung und Arena-artigen Gefechten, aus denen ich nur entkomme, wenn ich alle herumstreunenden Gegner erledigt habe. Für ein bisschen Abwechslung sorgen Bosskämpfe, die typischen Survival-Horror-Rätsel oder Skateboard-Passagen – letztere ziemlich knackig, aber überspringbar, wenn der Frust überwiegt.

Langeweile kommt so definitiv keine auf, denn die Mischung aus narrativen Happen, den vielen Kämpfen und dem Abstecken dieser düsteren, gleichzeitig faszinierenden Welt, in der ich mit flauem Gefühl im Magen nach der nächsten Bedrohung Ausschau halte, hat mich gut bei der Stange gehalten. Alleine optisch ist Silly Polly Beast trotz Anleihen an andere Genre-Vertreter ziemlich einzigartig und locker einen Blick wert.

