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Kolumne zum Super Mario Bros.-Film: Kommt jetzt das Nintendo Cinematic Universe? Bitte nicht!

Kommt jetzt das Nintendo Cinematic Universe? Bitte nicht! – Kolumne

© Nintendo; Illumination / Universal Pictures Germany

Seit einer guten Woche ist der Super Mario Bros.-Film in den Kinos zu sehen und angesichts des Marketings und der Bekanntheit des Nintendo-Maskottchens war der Erfolg absehbar.

 

Der 90-minütige Ritt rund um den Klempner, seinen Bruder und die Bewohner vom Pilzkönigreich legte nämlich den weltweit erfolgreichsten Start eines Animationsfilms aller Zeiten hin. Während bei Illumination und Nintendo die Kassen klingeln, plant man vermutlich schon ein Sequel oder gar das Nintendo Cinematic Universe – ein potenzieller Plan, von dem ich absolut gar nichts halte.

Super Mario Bros.-Film: Der absehbare Nachfolger

Von Spekulationen zu einem möglichen NCU einmal abgesehen, scheint zumindest ein zweiter Mario Bros.-Film nicht nur plausibel, sondern auch sehr wahrscheinlich. Da wäre zum einen der bahnbrechende Erfolg des Films: Sowohl Illumination als auch Nintendo dürften angesichts der Einspielergebnisse ein Interesse daran haben, die Klempner-Kuh weiter zu melken.

Dazu kommt, dass Illumination Entertainment sowohl Sequel- als auch Spin-Off-Erfahrung hat: Der 2010er Familien-Hit Ich – Einfach Unverbesserlich landete gleich mit drei verschiedenen Verfilmungen in den Kinos und die Facebook-Meme-Figuren namens Minions haben es ebenfalls zu zwei eigenen Ablegern geschafft.

Wer den Super Mario Bros.-Film bereits gesehen hat, kennt einen weiteren Grund für die Wahrscheinlichkeit eines Nachfolgers (Achtung, Spoiler!): Die Post-Credit-Szene. Yoshi ist zwar bereits kurz im eigentlichen Film zu sehen, nach dem Abspann hat der Dinokumpane aber noch einen weiteren Auftritt. Dass er dabei aus einem Ei schlüpft, dürfte nicht nur methaphorisch für die Geburt eines weiteren Films stehen.

Auch „Kinderfilme“ können Geschichten erzählen

Für mich hat der Super Mario Bros.-Film als einmalige Sache durchaus gut funktioniert: 90 Minuten Unterhaltung ohne Atempause, die bei Kindern mit bunten Bildern und bei Erwachsenen mit Nostalgie-Injektion für ein Dopamin-Dauerfeuer sorgt – eine Story sucht man hier zwar vergeblich, aber für anderthalb Stunden kann man schließlich auch mal das Hirn abschalten.

Aber man darf Kindern (und ihren Eltern) auch ruhig Geschichten zumuten, die über einen moralisch schwarz-weißen Kampf von Gut gegen Böse hinausgehen. Das hat nicht nur jahrzehntelang Studio Ghibli bewiesen, sondern zuletzt auch Der gestiefelte Kater 2: Der letzte Wunsch, der mit Panikattacken und dem Tod ernste Themen anschneidet, ohne dabei seinen Humor zu verlieren.

Doch in den Händen von Illumination dürfte ein möglicher Nachfolger ähnlich inhaltslos wie der gerade angelaufene Erstling werden. Zumindest für Mario noch kein großer Verlust, schließlich glänzen die meisten Spiele des Klempners ebenfalls nicht mit komplexen Handlungssträngen. Doch falls man noch für andere Adaptionen grünes Licht geben sollte, könnten großartige Spiele zu bloßen Abziehbildern auf der Kinoleinwand verwässert werden.

Zelda, Metroid, Starfox – Droht das Nintendo Cinematic Universe?

Zumindest auf dem Papier dürfte die Filmbranche in den Spiele-Hits von Nintendo nämlich großes Potenzial sehen: The Legend of Zelda als dreiteiliges Fantasy-Epos, Metroid als klaustrophobischer Thriller oder Starfox als Star Wars-Konkurrent, inklusive dramatischer Weltraumschlachten und tollkühnen Flugmanövern von Fox McCloud und seiner Crew.

Das fulminante Finale à la Avengers: Endgame erfolgt dann natürlich mit dem Super Smash Bros.-Film: Die Nintendo-Ikonen aus den verschiedenen Einzelfilmen werden von der Smash Bros-Initiative rekrutiert und trainieren zusammen auf dem großen Schlachtfeld, damit sie für den Kampf gegen die fiese Meisterhand gerüstet sind – zack, steht eine ganze NCU-Timeline, bei der sogar Marvel-Chef Kevin Feige neidisch werden könnte.

Das alles sind Spekulationen, mit denen ich hoffentlich vollkommen daneben liege: Denn wenn es nach mir ginge, dann wäre der Super Mario Bros.-Film eine einmalige Angelegenheit, für die es keinen Wiederholungsbedarf gibt. Alles, was über den bloßen Plot von guter Prinzessin Peach und bösem Bowser hinausgeht, scheint zumindest Illumination nämlich nicht zu liegen.

Lasst doch Spiele Spiele bleiben

Mein anderes Problem hat nichts mit dem Mario-Film im Speziellen, sondern mit Videospiel-Adaptionen im Allgemeinen zu tun. Denn die Transformation von einem Medium zum anderen scheint für viele immer noch eine Art Legitimation zu sein, um Videospiele als Kunstform zu rechtfertigen, die Beachtung und Respekt verdient.

Als Reaktion auf die ersten Einspielergebnisse hat der Twitter-Kanal der Game Awards geschrieben: „Der bisher größte Film 2023? Basiert auf einem Videospiel. Die bisher größte Serie 2023? Basiert auf einem Videospiel. Videospiele haben gerade erst angefangen.“ Ein solcher Kommentar hat für mich einen äußerst unangenehmen Beigeschmack, so als müssten Videospiele erst als Filme oder Serien Erfolg haben, um als vollwertig zu gelten.

In der Vergangenheit sind Videospiel-Adaptionen kommerziell und kritisch häufig gescheitert, mittlerweile hat die The Last of Us-Serie gezeigt, dass es auch anders geht. Die Interaktivität, die Entscheidungen und Handlungen, die mit dem Controller oder der Maus in der Hand einher gehen, können sie trotzdem nicht reproduzieren. Ein Qualitäts- und Alleinmerkmal des Mediums, denn Spiele sind nicht auf die Legitimation oder Rettung durch Hollywood angewiesen.

 

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