Veröffentlicht inNews

Indika: Russisches Studio kündigt neues Spiel an, Teil der Gewinne gehen an ukrainische Kinder

Narratives Nonnen-Adventure von russischem Studio mit klarer Anti-Kriegshaltung

Selten hat ein Studio so klare Worte gefunden und sich so stark gegen den russischen Angriffskrieg positioniert wie Odd Meter, die Entwickler hinter dem frisch angekündigten Spiel Indika.

 

Für ihren Debüt-Titel tut sich das ursprünglich aus Russland stammende Studio, das nach Kriegsbeginn nach Kasachstan ausgewandert ist, mit dem Publisher 11 bit studio zusammen und liefert zusammen mit der Enthüllung ihres Spiels ein eindeutiges Statement. In dem Nonnen-Adventure erkundet ihr als Titelheldin Indika ein alternatives Russland im 19. Jahrhundert.

Indika: Auf den geistlichen Spuren einer russischen Nonne

Mit der Prämisse „gesellschaftliche Normen zu hinterfragen, statt nur oberflächliches Entertainment zu liefern“, versteht sich Indika als narratives Third-Person-Adventure, bei der die komplexe Geschichte mit einer Gameplay-Mischung aus Erkundung, Umgebungsrätseln und sehr seichten Plattforming-Passagen angereichert werden soll. Als Nonne Indika begebt ihr euch auf eine Reise, bei der ihr die vielen Seiten von Gut und Böse kennenlernt und euch mit Themen wie Trauer, Sünde und Moral auseinandersetzen müsst, während ihr eine alternative Version Russlands durchstreift.

Die ersten Spielszenen im Ankündigungstrailer erinnern mit ihren unterschiedlichen Kamera-Perspektiven an experimentelles Kino und die Entwickler schildern nicht umsonst, dass das Spiel „eher einem Arthouse-Film ähnelt“. Spannend und vor allem ungewöhnlich wirken die verzerrten und bizarren Bilder, die zunächst nur in Schwarz-, Weiß- und Grautönen gezeigt werden, um später in ein grelles Gelb zu verfallen, während im Hintergrund wilder Free Jazz à la Birdman ertönt.

Odd Meter: Klare Kante gegen den Krieg

Bevor ihr im oben eingebetteten Video Indika zu sehen bekommt, nimmt sich Dmitry Svetlow, Game Director und Gründer des verantwortlichen Studios Odd Meter, aber erst einmal viel Zeit, um seine Position und die der restlichen Entwickler zum russischen Angriffskrieg zu vermitteln: „Schon bevor unser Heimatland den Krieg begann, befanden wir uns auf einer schwierigen Gratwanderung mit Themen, die in Russland zu einer Anklage führen können. Nach dem 24. Februar wurde alles noch komplizierter, als der Verbleib in Russland sowohl körperlich furchteinflößend als auch – was noch wichtiger ist – moralisch schwierig wurde und wir uns dafür entschieden, das Land zu verlassen.“

„Es ist jetzt offensichtlicher denn je, wie relevant die Themen, die wir in unserem Spiel behandeln, sind. Viele der Probleme des modernen Russlands haben ihre Ursache in dem soziopolitischen Infantilismus, der seinen Bewohnern seit Jahrhunderten eingehämmert wird: Demut, Gehorsam und Geduld sind die wichtigsten Tugenden, die uns von unserer orthodoxen Kultur aufgedrückt werden. Es ist also nicht überraschend, dass Institutionen wie die russisch-orthodoxe Kirche in letzter Zeit erstklassige Propagandawaffen abgeben, Gläubige zum Sterben für ihr Heimatland aufrufen und eine monströse Gleichgültigkeit gegenüber dem eigenen Leben und dem anderer Menschen predigen“, erzählt Svetlow weiter.

Mit diesem Hintergrund zog das 16-köpfige Team nach Kasachstan, wo es seitdem Indika entwickelt, das voraussichtlich nächstes Jahr für PC und Konsolen erscheinen soll. Um die Anti-Kriegshaltung von Studio und Publisher auch mit Taten zu untermauern, habe man sich entschlossen, einen Teil der Erlöse von Indika an ukrainische Kinder zu spenden, die unter den Kriegsfolgen zu leiden haben.

Kommentare

6 Kommentare

  1. Kajetan hat geschrieben: 19.10.2023 11:09
    batsi84 hat geschrieben: 18.10.2023 23:32 Das vielleicht nicht. Aber solche Projekte können helfen das Land besser zu verstehen um langfristig für einen besseren bzw. positiveren Zugang zu sorgen :)
    Ach weisste ... wenn man sich mit Russlands Geschichte und seiner Gegenwart beschäftigt, dann ist da nur wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die wird erst kommen, wenn mit der Russischen Förderation auch der letzte Rest des zaristischen Imperialismus verschwunden ist. Denn weite Teile das Landes sind nur auszubeutende Kolonien zum machtpolitischen und materiellen Wohle Moskaus. Ob im Kreml der Zar, der Generalsekretär der KPDSU oder eben jetzt der Chef einer Mafiabande sitzt, spielt keine Rolle. Es ist immer noch dasselbe System, es hat sich im Grunde nichts geändert. Russland ist ein politischer Anachronismus, der auf dem Weg zu seinem unvermeidlichen Ende aber leider noch viel, viel Leid bei seinen Nachbarn und vor allem bei sich selbst anrichten wird.
    Mir vergeht da jegliches Grinsen ... vor allem, wenn spackerte Deutsche bei uns den Bäcker ankacken, weil man sich plötzlich am russischen Zupfkuchen stört. Ja, ist tatsächlich so passiert.
    Ich glaube auch nicht, dass Russland sich so schnell ändern wird. Wenn man aber die Chance hat, das Ende etwas zu beschleunigen (und sei es nur durch die Unterstützung eines Videospiels), dann sollte man diese auch nutzen. Egal wie groß der Frust über den Ukrainekrieg und andere Krisenherde ist.

  2. batsi84 hat geschrieben: 18.10.2023 23:32 Das vielleicht nicht. Aber solche Projekte können helfen das Land besser zu verstehen um langfristig für einen besseren bzw. positiveren Zugang zu sorgen :)
    Ach weisste ... wenn man sich mit Russlands Geschichte und seiner Gegenwart beschäftigt, dann ist da nur wenig Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Die wird erst kommen, wenn mit der Russischen Förderation auch der letzte Rest des zaristischen Imperialismus verschwunden ist. Denn weite Teile das Landes sind nur auszubeutende Kolonien zum machtpolitischen und materiellen Wohle Moskaus. Ob im Kreml der Zar, der Generalsekretär der KPDSU oder eben jetzt der Chef einer Mafiabande sitzt, spielt keine Rolle. Es ist immer noch dasselbe System, es hat sich im Grunde nichts geändert. Russland ist ein politischer Anachronismus, der auf dem Weg zu seinem unvermeidlichen Ende aber leider noch viel, viel Leid bei seinen Nachbarn und vor allem bei sich selbst anrichten wird.
    Mir vergeht da jegliches Grinsen ... vor allem, wenn spackerte Deutsche bei uns den Bäcker ankacken, weil man sich plötzlich am russischen Zupfkuchen stört. Ja, ist tatsächlich so passiert.

  3. Eisenherz hat geschrieben: 18.10.2023 16:57 Da kann man nur vollsten Respekt aussprechen.
    Vor allem, dass sie etwas tun und nicht nur reden. Da können sich sehr viele Politiker in der aktuellen Lage eine Scheibe abschneiden

  4. Kajetan hat geschrieben: 18.10.2023 23:16 Die werden für lange Zeit nicht mehr zurückkehren ...
    Das vielleicht nicht. Aber solche Projekte können helfen das Land besser zu verstehen um langfristig für einen besseren bzw. positiveren Zugang zu sorgen :)

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1