Im Zuge der Berichterstattung über die toxischen Arbeitsverhältnisse bei Ubisoft (wir berichteten, mehrfach) hat auch Jason Schreier von Bloomberg weiter nachgehakt, zahlreiche Interviews mit Mitarbeitern geführt und dabei herausgefunden, dass Kassandra eigentlich die Hauptrolle in Assassin’s Creed Odyssey spielen sollte. Doch die kreative Chefetage ließ diesen Schritt nicht zu.
In Assassin’s Creed Odyssey hat man bekanntlich die Wahl zwischen den Geschwistern Kassandra und Alexios. Laut vier Entwicklern, die befragt wurden, sollte ursprünglich nur Kassandra spielbar sein. Aber diese Ausrichtung widersprach den Richtlinien von der Marketingabteilung und von Serge Hascoët (Chief Creative Officer, die Nummer 2 des Unternehmens). Sie legten den Entwicklern nahe, dass sich Spiele mit „weiblichen Protagonisten nicht verkaufen würden“. Aktuelle und ehemalige Mitarbeiter von Ubisoft erklärten laut Schreier, dass solche „Änderungsvorgaben von oben“ den Sexismus illustrieren würden, der tief in dem Unternehmen verwurzelt sein soll.
Wobei Tomb Raider, Horizon Zero Dawn und auch jüngst The Last of Us Part 2 klar zeigten, dass sich Spiele mit Frauen in der Hauptrolle teils blendend verkaufen. Im Dezember 2018 (zwei Monate nach Release von Assassin’s Creed Odyssey) erklärte Scott Phillips (Game Director), dass sich ungefähr zwei Drittel aller Spieler bei der anfänglichen Charakterwahl für den männlichen Protagonisten Alexios entschieden hatten. Nur ein Drittel wählte Kassandra, was ihn und das Entwicklerteam doch sehr überraschte.
Bloomberg: „Die Entwickler sagten, sie seien gezwungen worden, große Kompromisse einzugehen, um Änderungen von Hascoët zu vermeiden, die sich nachteilig auf ihr Projekt auswirken oder zu einer völligen Einstellung führen konnten. So äußerte Hascoët zum Beispiel offen seine Verachtung für lineare Erzählweisen und Zwischensequenzen, also u.a. für Videos, die zwischen dem eigentlichen Spielgeschehen zu sehen sind, um die Erzählung voranzubringen. Die Autoren mussten Wege finden, um seine Zustimmung zu erhalten und dazu gehörte oft die Installation einer starken männlichen Hauptrolle, sagten die Mitarbeiter.“
Among many details I learned while reporting this piece: the developers of Assassin’s Creed Odyssey wanted Kassandra to be the only playable lead, but Ubisoft’s marketing team and creative lead Serge Hascoët wouldn’t allow it. Women don’t sell, they said. https://t.co/67689QMHbr
— Jason Schreier (@jasonschreier) July 21, 2020
Im vergangenen Jahr schwand die „kreative Magie“ von Hascoët, da The Division 2 und vor allem Ghost Recon Breakpoint hinter den Erwartungen zurückblieben. Gemäß seiner Ausführungen hatte Ubisoft, zum großen Teil dank Hascoët, den Ruf erworben, Spiele mit ähnlichen Mustern/Merkmalen zu veröffentlichen: große, offene Umgebungen, die dem Spieler eine Liste von Aufgaben und Checkpoints bieten, die es zu bewältigen gilt. Infolge dieser Misserfolge überholte das Unternehmen die Editorial-Abteilung (Redaktion und Autoren) und ernannte sieben Vizepräsidenten, die an Hascoët berichten sollten. Das Ziel war es, die Macht von Hascoët zu verteilen und Spiele zu diversifizieren, sagten die Mitarbeiter. Alle sieben Vizepräsidenten waren Männer – und zwei von ihnen (Béland und François) gehörten zu den Personen, denen in den jüngsten Berichten „grobes Fehlverhalten“ vorgeworfen wurde.
Mittlerweile wurde auch bestätigt, dass in Assassin’s Creed Origins eigentlich Aya spielbar sein sollte und nicht nur Bayek.
Yes.
— Marie Jasmin à la maison | BLM (@mariejasmin_) July 21, 2020
(I won’t elaborate, but I will never forgive this. Ever. 🔪)
Anfang Juli 2020 kündigte der Ubisoft-CEO Yves Guillemot dann „strukturelle Änderungen“ gegen „giftiges Verhalten“ am Arbeitsplatz an. Seither wurde u.a. Maxime Béland freigestellt, Tommy François in den „Diziplinarurlaub“ geschickt und Serge Hascoët von seinen Aufgaben entbunden. Im Unternehmen seien noch weitere Untersuchungen in Arbeit, die „rigoros“ durchgeführt würden, so Ubisoft.
Ich denke dass der ungehinderte Zugang zu harten Pornos von Kids unter 18 durchaus nicht gut ist. Und jetzt bitte nicht wieder ankommen mit „Ist schuld der Eltern“. Die können gar nicht 24/7 ihre Kids kontrollieren und sollen das auch gar nicht.