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World of WarCraft: Battle for Azeroth – Kriegsbringer Sylvanas sorgt für Horde-Aufruhr; Storytelling-Probleme

Kriegsbringer Sylvanas sorgt für Horde-Aufruhr; Storytelling-Probleme

© Blizzard Entertainment / Blizzard Entertainment

Blizzard Entertainment hat mit der Questreihe zur Vorbereitung auf World of WarCraft: Battle for Azeroth einen großen Aufschrei in der Community von World of WarCraft verursacht, der den Trubel um verlorene Quests im Questlog oder die Balance-Probleme durch den Item-Squish bei weitem übersteigt. Achtung: Es folgen Story-Spoiler.

Schon bei der BlizzCon 2017 ist angedeutet worden, dass Teldrassil (der Weltenbaum, auf dem sich Darnassus, die Hauptstadt der Nachtelfen befindet) brennen wird. Aber warum die einzige große Bastion der Allianz auf dem Horde-Kontinent Kalimdor in Flammen aufgehen soll, wurde nicht verraten – wodurch sich viele Fan-Theorien und Erklärungsansätze bildeten. Mit der nun gestarteten Questreihe „Krieg der Dornen“ und dem zweiten Teil der Kriegsbringer-Videoreihe ist klar, dass Sylvanas (Kriegshäuptling der Horde; Anführerin der Verlassenen (ehemals Untote)) für diese Tat verantwortlich ist.

Allerdings stoßen viele Spieler die Beweggründe von Sylvanas negativ auf, denn anstatt die Charaktere in „moralischen Grauzonen“ handeln zu lassen (Quelle: Ion Hazzikostas; Game Director von WoW; 59:40 Min), wirkte sie einfach „nur rachsüchtig und böse“, da sie sich in einem Gespräch mit einer verletzten Nachtelfin provozieren ließ und den Befehl gab, den Baum niederzubrennen. Zuerst wollte sie ihn nur erobern, dann aber grundlos niederbrennen. Ihre Beweggründe seien schlichtweg nicht nachvollziehbar, da Unschuldige verletzt und getötet werden, heißt es. Ganz beiläufig erklärte in dieser Questreihe übrigens der Orkheld Varok Saurfang, dass er nichts Ehrenvolles an den Taten von Sylvanas finden würde, nur ging dieses Mini-Statement ziemlich unter und wurde innerhalb des Spiels in einer kleinen Ingame-Zwischensequenz präsentiert, die zeigt, wie beschränkt die Möglichkeiten der betagten WoW-Engine sind, um Geschichten darzubieten.

Viele World-of-WarCraft-Spieler auf Seiten der Horde konnten sich mit den Taten der Horde-Anführerin nicht identifizieren und vermuten, dass sich die Geschichte von Mists of Pandaria wiederholen wird – schon auf „Pandaland“ radikalisierte sich der Horde-Anführer, weil er von einem Uralten Gott beeinflusst wurde und drehte letztendlich durch, was ihn zum Endgegner der Erweiterung machte. Mit Schlagworten wie „Not My Warchief“ beklagen Spieler der Horde, dass sie keine Lust haben, einer Kriegsverbrecherin in die Schlacht um Azeroth zu folgen – oder erwähnen gleich, dass sie ihr Abo kündigen wollen, wenn sich nichts daran ändert. Auch Christie Golden (Autorin von WarCraft-Büchern) wurde bereits von einigen Spielern angegangen, obwohl sie überhaupt nicht in die Kriegsbringer-Geschichte involviert war.



Zugleich wird Blizzard für „schlechtes Storytelling“ kritisiert, weil die Beweggründe von Sylvanas nur unzureichend dargelegt werden und auch das Verhalten anderer prominenter Charakter wie „Tyrande Wisperwind“ seltsam wirkt, da die Guerillakampf-erfahrene Heldin zwar Malfurion vor dem Tod rettet, aber alle anderen Nachtelfen im Stich lässt, weil … man weiß es nicht. Die Questreihe und das Kriegsbringer-Video erzählten nur Bruchstücke von wichtigen Story-Gegebenheiten. Selbst das Verhalten von Garrosh in Mists of Pandaria oder der Hass auf die Horde von Jaina sind im Vergleich zu dem Verhalten von Sylvanas nachvollziehbarer ausgearbeitet.

Blizzard scheint aber mit solchen Reaktionen gerechnet zu haben, denn heute ist ein sechs Minuten langes Render-Video veröffentlicht worden, in dem es nur um Saurfang geht. Mit wenigen Worten erklärt der Ork-Krieger, dass er keine Ehre in den Taten des aktuellen Kriegshäuptlings sehen würde, er sich mit der Horde nicht mehr identifizieren könne und er deswegen den „ehrenhaften Tod“ (durch die Allianz) suchen würde. Aber ein junger Troll konnte ihn letztlich doch umstimmen, dass noch nicht alle Hoffnung verloren sei. Woraufhin jetzt Saurfang als neuer Anführer der Horde etabliert werden könnte … jedenfalls wünschen sich viele Spieler dieses Szenario.



Auch Chris Metzen (ehemaliger Story-Chef bei Blizzard) schaltete sich via Twitter ein und rief zur Ruhe auf, da man noch nicht komplette Geschichte gesehen hätte – und das scheint ein generelles Problem zu sein, wie aktuell die Geschichte in und um World of WarCraft erzählt wird. So gibt es Bücher, die das WarCraft-Universum ausbauen – z. B. Before the Storm von Christie Golden u. a. mit einem Integrationsprojekt zwischen Menschen und Verlassenen/Untoten, das Sylvanas ebenfalls sabotiert. Dann gibt es animierte Kurzfilme, die mal im Spiel enthalten sind (Kriegsbringer #2) und mal nicht (Kriegsbringer #1). Hinzukommen Kurzgeschichten (Vanion), Comics, Zwischensequenzen sowie Quests im Spiel etc. – und alles hängt mehr oder weniger zusammen, wird aber unzureichend zueinander in Relation gesetzt.


Außerdem ist es ziemlich unglücklich, dass das Intro von Battle for Azeroth, das den Angriff der Allianz auf Unterstadt (Horde) zeigt, direkt am Anfang nach der Pre-Patch-Installation abgespielt wird, obwohl der eigentliche Auslöser des Allianz-Angriffes auf Unterstadt die Rache für den Attacke auf Teldrassil ist. Es wird also erst die Konsequenz gezeigt und dann kann man die Ursache nachspielen. Und demnach scheint es so, als würde der „Rote Faden“ in der Geschichte fehlen.

Kommentare

23 Kommentare

  1. Kajetan hat geschrieben: 06.08.2018 13:05
    *Die Engine zu ändern und den Aufwand dafür ist für eine kleine Indy Company wie Blizzard einfach nicht zu stemmen.
    Was willst Du denn technisch geändert haben? Seit dem mit WotLK Phasing eingeführt wurde, ist WoW eine ziemlich dynamische Sache geworden, wo immer mehr nach individuellem Story-Progress des Spielers dargestellt wird. Statisch ist das Spiel schon lange nicht mehr.
    Ich will gar nichts geändert haben oder sagen wir ich will was geändert haben was das Spiel wieder interessanter macht. Wird natürlich nicht passieren weil sie sonst zu viele vergraulen denen das Aktuelle gefällt. Ohne gravierende Änderungen sowas werde ich WoW ohnehin nicht mehr spielen, auch wenn ich es weiterhin verfolge.
    Aber was ich meinte ist eben so etwas wie eine Dynamische Entwicklung der Story je nachdem was die Spieler im Spiel machen. Und das dann Serverweit nicht nur persönliches Phasing.
    Ansonsten ist das ehr ein Insider aus meinem Bekanntenkreis. Wenn man sieht das teilweise Indy Studios laufend große Updates rausbringen und dann was Blizzard mit "Unendlich Geld" macht kratzt man sich am Kopf.
    Blizzard bringt dann was wie "Wir sind voll Crazy und in der nächsten Diablo Season stellen wir alles auf den Kopf indem Schatzgoblins immer im Doppelpack spawnen"
    Sie machen leider nur noch das absolute Minimum mit ihren Spielen um sie interessant zu halten und kommen IMO nur damit durch weil sie noch immer massivst viel Goodwill von seiten der Spieler auf der Bank haben.

  2. Kajetan hat geschrieben: 05.08.2018 12:59
    Wigggenz hat geschrieben: 04.08.2018 11:54 Speziell ab Warcraft 3 und in Vanilla war Thrall auch immer eine klare und eindeutige Führungs- und vor allem Identifikationsfigur, weil er eben nicht nur stark war, sondern auch Werte vertreten hat (wie gesagt, Ausnahme ist das Zweck-Anhängsel Forsaken).
    GERADE weil er auf Anraten von Hamuul Runetotem die Verlassenen in die Horde aufgenommen hat, hat Thrall mehr positive Werte vertreten als die Allianz jemals gezeigt hat. Die Allianz betrachtet die Verlassenen nur als Überbleibsel der Geißel und hätte sie NIEMALS in ihr Bündnis aufgenommen oder wenigstens nur zähneknirschend toleriert.
    Was Blizz der Horde danach angeboten hat, war ein Witz. Und nicht nur das, durch Thralls blöde Green Jesus Eskapaden haben sie ihn sogar für ein mögliches Comeback total verbrannt, denke ich.
    Thralls Werdegang ist aber logisch. Er hat immer das höhere Ziel verfolgt. Warchief zu sein, war nichts, was er ausdrücklich wollte, es hat sich nur so ergeben. Er wollte immer nur einen Platz, eine Heimat für die Orks auf Azeroth schaffen. Und als die Bedrohung durch Deathwing aufkam, hat er seinen Posten als Warchief aufgegeben und sich dem Irdenen Ring angeschlossen, weil er nur auf diese Weise die Horde, seine Orks vor dem drohenden Unheil bewahren konnte. Und dass er nach Garrosh, den er als seinen Nachfolger bestimmt hatte, nicht wieder als Warchief zurückkehrte ist auch logisch, weil Garrosh sein großer Fehler, seine Verantwortung war. Er sieht sich selbst nicht mehr als würdig.
    Mein Problem mit Kriegsbringer Sylvanas ist nur, dass ihre Motivation einfach nicht klar ist. Was genau treibt sie zu solchen Aktionen an? Hier hat Blizzard kein grundsätzliches Problem mit der Story (ich bin mir sicher, dass die ganze Storyline en Detail ausgearbeitet ist), sondern wie in der Überschrift schon geschrieben, nur ein Storytelling-Problem. Was immer man für eine Geschichte erzählen will, die Vernichtung von...

  3. Varothen hat geschrieben: 06.08.2018 21:40 Irgendeine Lösung würde es sicher geben und wäre sogar noch Storytechnisch geil umzusetzen - man kann ja mal was Neues wagen :D
    Das klingt nicht schlecht und würde wirklich frischen Wind reinbringen.

  4. Twycross448 hat geschrieben: 04.08.2018 00:29 Schön und gut, @Varothen.
    Aber welche momentane Allianz-Rasse geht dann dafür zur Horde rüber?
    Die Horde hätte ja die Nachtelfen versklaven können. Als Nachtelfe hätte man dann gezwungener Massen für die Horde in den Krieg ziehen müssen. Wäre doch geil, gegen die alten Kollegen kämpfen zu müssen.
    Als Option für die wo es nicht passt/bzw. es eine Story dazu Ingame gibt: eine Geschichte für jeden Nachtelfen Char das man nun zur Horde gezwungen wird, wem es nicht passt bietet sich während der Storyline die Option sich den Leeren-Elfen anzuschliessen - inkl. kleiner Questreihe wie man sich der Versklavung der Horde entsagt und sich Dank der Leere wieder der Allianz anschliesst.
    Irgendeine Lösung würde es sicher geben und wäre sogar noch Storytechnisch geil umzusetzen - man kann ja mal was Neues wagen :D

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