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Beyond Eyes (Adventure) – Farbenfrohe Blindheit ohne Gefahr

Blinde Protagonisten in Spielen sind selten – in Abenteuern mit Schulterperspektive sogar ein Novum. Doch das Indie-Projekt Beyond Eyes, das vor kurzem auf Xbox One seine Premiere feierte, inszeniert um die sehbehinderte Rae eine besinnliche Reise, die sich mit ihrer Ruhe als Kontrapunkt zu lauten und schnellen Abenteuern präsentiert. Ob das Konzept aufgeht, verraten wir im Test.

© tiger & squid / Team 17

Fazit

In meinen Notizen fand sich ein Wort unverhältnismäßig häufig: „ungewöhnlich“. Die Idee, ein blindes Kind als Protagonist einzusetzen, ist ebenso ungewöhnlich wie der wunderschöne Aquarell-Stil, in dem Raes Wahrnehmungen ad hoc auf die weiße Leinwand gebracht werden, die als Spielwelt dient. Auch das sehr ruhige Spieltempo, das dazu verleitet, in Beyond Eyes einzutauchen und die angenehm zurückhaltend erzählte Geschichte zu erleben, ist nicht alltäglich. Dass die Gefahren, die ein zehnjähriges Mädchen mit einer Sehbehinderung in einer unbekannten Umgebung erfahren dürfte, jedoch nur eine untergeordnete Rolle spielen, ist schade – es wirkt beinahe so, als wollte Designerin Sherida Halatoe nicht, dass man mit der hilflosen Rae experimentiert. Dabei wäre sicherlich ein Mittelweg möglich gewesen, der die Gefahren spürbarer macht und damit den Beschützerinstinkt weckt, aber den Spieler nicht in Versuchung führt, die Blinde zu einem Opfer seiner Schadenfreude zu machen. Doch auch bar jeglicher Spannung werden Emotionen inszeniert. Doch die wirklich magischen Momente entstehen ohnehin immer dann, wenn Beyond Eyes mit der Wahrnehmung bzw. Erwartung der Hauptfigur spielt und die Welt dynamisch an neue Erfahrungen anpasst. Davon gibt es zwar einige, aber leider nicht genug, um mein Interesse über die Spielzeit von drei bis vier Stunden auf einem gleichmäßigen Niveau zu halten. Dennoch ist Beyond Eyes eine interessante Erfahrung, zeigt es doch, dass auch nach Dear Esther, Gone Home oder Ethan Carter noch genug Platz für frische kreative erzählerische Stilmittel ist.

Wertung

One
One

Ein kreatives Erzähl-Experiment mit einer interessanten Idee und einem wunderschönen Artdesign. Leider kommen Emotionen und situative Spannung etwas zu kurz.

Kommentare

6 Kommentare

  1. Skippofiler22 hat geschrieben:Gut, ich meine, wenn man eine Mutation als "Behinderung" ansieht, steuert man im Prinzip nicht auch den Witcher als "Behinderten"?
    Aber ansonsten: Interessantes Spielkonzept. Warum müssen alle "Spielehelden" makellos sein? Wie wäre es dann mal mit einem Krieger, der wegen Querschnittslähmung im Rollstuhl sitzt und dieser allerlei Bewaffnung und "sonstige Spielereien" hat?
    Im Test steht was von einem Feuerwerksunfall, was hat das mit einer Mutation zu tun?

  2. Skippofiler22 hat geschrieben:Gut, ich meine, wenn man eine Mutation als "Behinderung" ansieht, steuert man im Prinzip nicht auch den Witcher als "Behinderten"?
    Aber ansonsten: Interessantes Spielkonzept. Warum müssen alle "Spielehelden" makellos sein? Wie wäre es dann mal mit einem Krieger, der wegen Querschnittslähmung im Rollstuhl sitzt und dieser allerlei Bewaffnung und "sonstige Spielereien" hat?
    Bild
    :wink:
    Ist mir bei deiner Beschreibung irgendwie direkt so eingefallen. Ab dem dritten Sly-Cooper-Teil steht einem Bentley als immer mal wieder spielbarer Charakter so zu Verfügung. Sein Rollstuhl kann schweben, die auf dem Bild zu sehenden Greifarme einsetzen oder Bomben werfen...

  3. Skippofiler22 hat geschrieben:Gut, ich meine, wenn man eine Mutation als "Behinderung" ansieht, steuert man im Prinzip nicht auch den Witcher als "Behinderten"?
    Aber ansonsten: Interessantes Spielkonzept. Warum müssen alle "Spielehelden" makellos sein? Wie wäre es dann mal mit einem Krieger, der wegen Querschnittslähmung im Rollstuhl sitzt und dieser allerlei Bewaffnung und "sonstige Spielereien" hat?
    Wenn man ein Game im Fallout-Stil bringen würde, durchaus eine denkbare Option. Möglicher Perk: Funktionsverlust der Beine im Austausch für ultimative bastlerskills. Konsequenz: Laufen und Springen nicht mehr möglich, fortbewegung nur noch mit Gefährt etc. Wäre durchaus denkbar.. Dafür ein "Rollstuhl" im Bondmanier..

  4. Gut, ich meine, wenn man eine Mutation als "Behinderung" ansieht, steuert man im Prinzip nicht auch den Witcher als "Behinderten"?
    Aber ansonsten: Interessantes Spielkonzept. Warum müssen alle "Spielehelden" makellos sein? Wie wäre es dann mal mit einem Krieger, der wegen Querschnittslähmung im Rollstuhl sitzt und dieser allerlei Bewaffnung und "sonstige Spielereien" hat?

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