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Biomutant (Action-Adventure) – Große Ambitionen, kleiner Spielspaß

Großes Interesse verlangt nach einem großen Test: Der Action-Adventure-Newcomer Biomutant war bei euch in den letzten Wochen sehr gefragt – wir sind deshalb für viele Stunden in die animalische Postapokalypse abgetaucht. Im Test klären wir, ob der Titel in die Spielspaß-Sphären von Zelda: Breath of the Wild, Horizon: Zero Dawn oder Immortals: Fenyx Rising vordringen kann.

© Experiment 101 / THQ Nordic

Die großen Story-Quests beinhalten mehr Dialoge, es geht darum, an den Stammesfehden teilzunehmen, Leute zu finden, die mit einem die Welt eventuell in einer Arche verlassen wollen und, ganz zentral, das Retten des Lebensbaums durch das Besiegen der vier Weltenfresser. Das sind pummelige Riesenmonster, die in allen vier Himmelsrichtungen an den spektakulären Luftwurzeln des Baumes nagen. Steinalt, ein kauziger Kämpe im Rollstuhl, spielt dabei eine wichtige Rolle, immer wieder pilgert man zu seiner Höhle unter dem Weltenbaum und erkundigt sich nach dem Stand der Dinge. Das Unterfangen, einen Weltenfresser auszuschalten, läuft dann so ab: Steinalt schickt den Spieler zu einer anderen wichtigen Figur, die an einem Fahrzeug bastelt. Zum Beispiel einem kleinen Mech oder einem Wasser-Speeder. Besagter NPC hat dann meist zwei, drei kleine Untermissionen für den Spieler, die schließlich zum Erlangen des neuen Gadgets führen. Damit kann dann nicht nur der jeweilige Weltenfresser erreicht und besiegt werden, die Vehikel sind auch generell nützlich. Weil meine Spielfigur nur ganz kurz Schwimmen kann, ist der Wasser-Speeder unerlässlich, wenn man Seen durchfahren oder zu Inseln gelangen will. Den Mech braucht es, um Zonen ohne ausreichend Sauerstoff zu durchqueren.

 

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Im Kampfroboter Mekton ist man sicher vor toxischen Gasen – und haut mit seinen Metallfäusten kräftig zu. © 4P/Screenshot

Und dann gibt es noch die eingangs besprochenen Gegenden, in denen man wegen Hitze, Kälte oder Strahlung kaum überleben kann. Auch dafür finden sich in diversen Quests Lösungen: An verlassenen Satellitenschüsseln kann man die Koordinaten der für die Bereiche nötigen Anzüge herausfinden. Während all dieser Aufgaben fischt man im Vorübergehen tonnenweise Beute aus reichlich verteilten Kisten, zudem gibt es in unterirdischen Bunkern, verlassenen Häusern & Co. immer wieder Stromkästen oder andere Apparaturen, die das Erledigen einer kurzen „Rätseleinlage“ erfordern. Dann dreht man Schalter oder Räder im oder gegen den Uhrzeigersinn bis weiße und gelbe Kontakte miteinander verbunden sind. Leider sind all diese Miniprüfungen supersimpel, selbst für den Fall des Scheiterns gibt es keine Strafe abseits eines Mini-Energieabzugs, der aber nicht wehtut.

 

Große Kaliber

 

Apropos Lebensenergie: Die geht, zumindest auf dem mittleren Schwierigkeitsgrad, vor allem dann zur Neige, wenn man unvorsichtigerweise zu lange in einem heißen oder radioaktiven Bereich war, im Wasser ertrinkt bzw. Schlamm versinkt oder mal den Schlag eines Bossgegners unterschätzt. Alle anderen Auseinandersetzungen fordern, auch wegen der sich nach Gefechten automatisch erholenden Energie, euer Kampfgeschick kaum – und das sagt euch einer, der wirklich kein großer Freund beinharter Fights ist. An Bord des Mechs haut man mit Metallfäusten kräftig zu oder feuert mit einer verbauten Knarre, auf dem Pferderücken kann man das eigene Gewehr nutzen – und fast alle Feinde elegant und gefahrlos umrunden, während man konstant auf sie draufhält. Das wird auf Dauer aber sehr monoton und einfach – und natürlich ist man nicht immer hoch zu Ross unterwegs. Die Kämpfe setzen auf Fernwaffen (z.B. Gewehre, Schrotflinten, MGs) mit den zu erwartenden Vorteilen (Schussrate vs. Schaden), auf das Zuhauen mit Schwertern, Schraubenschlüsseln & Co. sowie auf eine Vielzahl freischaltbarer Psi-Fähigkeiten und Bio-Kräfte. Am besten fühlt sich davon das Ballern an, die Knarren haben teilweise ordentlich Druck und erfreuen mit vielen verschiedenen Soundeffekten.

 

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Die Kämpfe gegen die Weltenfresser gehören zu den zentralen Elementen des Spiels – leider sind sie schwach inszeniert und fordern euch taktisch überhaupt nicht. © 4P/Screenshot

Weniger gelungen ist der Nahkampf: Das Trefferfeedback mit Keule & Co. lässt zu wünschen übrig, darüberhinaus ist das Blocken in den hektischen Fights kaum zu gebrauchen. Erstens, weil viele Effekte die Sicht behindern, zweitens man zeitgleich von Projektilen getroffen wird. Als dritte Komponente legt man sich vier „magische“ Attacken auf die vier Actiontasten und löst sie in Kombination mit einer Schultertaste aus, das geht in den Kämpfen sehr häufig, weil meist genug Energie vorhanden ist. Diese Angriffe sorgen für nette, farbenfrohe Effekte und basieren bisweilen auf schönen Ideen (Hüpfpilze, Erdfaust aus dem Boden) – in der Praxis sind sie aber oft zu schwach, halten nur sehr kurz an oder verfehlen selbst nahestehende Feinde. Der Abwechslung halber habe ich etliche davon immer wieder genutzt und bin auch vielfach in den Nahkampf übergegangen – obwohl das Ballern aus der Ferne als sicherere, wenn auch länger dauernde Alternative stets verlockend war. Zumal die freischaltbaren Kombos für die Nahkampfwaffen sehr überschaubar ausfallen und mir die Special Moves für MG & Co. auch mehr taugen. Das Wechseln der Waffen sowie das Einwerfen von Medipacks oder temporären Boostern geschieht derweil über das Steuerkreuz, währenddessen wird die Action zwar nicht pausiert, aber doch stark verlangsamt.

Kommentare

147 Kommentare

  1. Also ich hab ja viel Spaß damit. Viele haben schon Recht. Das Ding hat Macken und man muss es auch nicht besser machen, als es ist, aber eben auch nicht schlechter. Ich denke je nachdem wie man seine Schwerpunkte setzt bzw. wie schwer manche Kritikpunkte vom einzelnen Spieler gewichtet werden, kann das hier auch (theoretisch) in den Bereich 70% - 75% gehen.
    Ich hab bspw. überhaupt kein Problem mit dem Schwierigkeitsgrad und freue mich ehrlich gesagt sogar, da es mir ermöglicht in einen Flow zu kommen. Ich kann aber verstehen, wenn es einigen zu leicht ist. Genauso kann ich auch verstehen, wenn vielen einige Gebiete zu dröge und leer sind. Ich erfreu mich aber an dem schönen Design, dem "neuen" Setting und der Überschaubarkeit der Open World. Wie ihr seht, ist die Frage, was erwarte ich glaub ich ganz essentiell. Das macht den Test nicht falsch (er spricht nämlich durchaus valide Punkte an), den der bspw. Maniac aber auch nicht unbedingt (auch wenn ich 88% ein bisschen viel finde).

  2. TheoFleury hat geschrieben: 29.05.2021 08:34Gibt es eigentlich schon zahlen ob es sich halbwegs gut verkauft hat?
    Keine Ahnung über die genauen Verkaufszahlen, aber von allen bisherigen Spielen von NuTHQ / Nordic Games hatte es mit ca. 55.000 die höchte Spielerzahl auf Steam (23.000 waren es damals bei Elex):
    https://www.thegamer.com/biomutant-laun ... yer-count/
    Bei Elex waren es in den Wochen nach Release ca. 100.000 Käufer auf Steam:
    https://www.pcgames.de/Elex-Spiel-55815 ... g-1241969/
    Microsoft listet Biomutant derzeit auch unter den Most Played Xbox Games auf, hinter Dead by Daylight (das gerade im Gamepass ist) aber vor Resident Evil VIII:
    https://www.microsoft.com/de-de/store/m ... games/xbox
    Ich spekulier mal in den Raum hinein, aber alle Plattformen zusammengenommen könnte Biomutant derzeit bei Pi mal Daumen ungefähr ner halben Million liegen, denk ich?
    /edit: SteamSpy schätzt auf 500.000 - 1.000.000 Käufer auf Steam:
    https://steamspy.com/app/597820

  3. Es ist so amüsant, wie mittlerweile hier und auch andernorts jeder Test auf die Goldwaage gelegt wird, weil manche Leser*innen offenbar der Auffassung sind, dass ein solcher als allgemeingültiges Testament zu interpretieren ist. Dementsprechend eklig sind mittlerweile auch die Foren, die sich immer stärker dem niedrigen Facebook-Niveau anpassen, mit haltlosen Unterstellungen, Gepöbel und allem Pipapo der sozial-medialen Geschmacklosigkeit. Kommt mal wieder runter, bitte, ein Test bleibt auch weiterhin eine subjektive Einschätzung eines Einzelnen. Da wurde nichts neu erfunden.
    Achja, es freut mich sehr, dass manch einem von euch das Spiel gefällt. Prima! Manchmal sollte man bei aller Kritik am Redakteur und seiner Meinung allerdings nicht vergessen, dass es auch sein könnte, dass man ein Spiel besser findet als es tatsächlich ist - oder zumindest: als es für viele andere ist -, weil man Geld dafür ausgegeben hat und dieser Vorgang ja nicht für die Katz gewesen sein soll.

  4. Lord Morrow hat geschrieben: 27.05.2021 22:47 Viele der "Spezialisten" der Fachpresse haben das Game halt eher für das neue The Witcher 3 oder AC gehalten, weil es ein Open World Game ist, sind also mit völlig falschen Vorstellungen an das Game rangegangen! THQ hat immer betont, dass es sich um ein kleines Team handelt und gerade um kein AAA Spiel. ...
    Nachdem ich es selbst schon einige Stunden gespielt habe, bin ich auch eher überrascht wie gut das Gameplay funktioniert.
    Über die Art und Weise der Erzählung kann man sicherlich streiten. Die finde ich persönlich ebenfalls anstrengend. Auch die Begriffe (Funkenbrutzler, Tuck Tuck, Mamu, Papu usw.) nerven mich. Aber das Gameplay ist in der Tat gar nicht schlecht und macht richtig viel Spaß, obwohl es ebenfalls nicht perfekt ist.
    Matthias hatte ja ein Problem damit, ein Reittier zu zähmen, was ich im Nachhinein überhaupt nicht verstehe, da eine entsprechende Tutorial Quest das System erklärt.
    Bisher würde ich das Spiel im befriedigenden Bereich sehen.

  5. Mir macht das Spiel bis jetzt Spaß. Endlich mal ein frisches Setting. Ich denke mit dem kommenden Patch wird auch der Sprecher weniger Relevant. Nu denn, ich geh mal das Jumboknäul besiegen.

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