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Call of Duty: Modern Warfare 2 (2009) (Shooter) – Sechs Stunden Dauerfeuer

25 Millionen verkaufte Einheiten und ein Aufschrei ob der berüchtigten Flughafen-Mission: 2009 war der Blockbuster-Shooter in puncto Medienrummel auf seinem Zenit. Fast elf Jahre später veröffentlicht Activision Call of Duty: Modern Warfare 2 Remastered ohne Vorankündigung – und zunächst zeitexklusiv für die PS4. Wie viel Spaß macht die generalüberholte Schießbude?

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Kein Russisch

 

Diese Szene hat sich ins Videospielgedächtnis eingebrannt: Bewaffnete Männer treten aus einem Aufzug des Moskauer Flughafens und eröffnen sofort das Feuer auf die anwesenden Zivilisten. Dutzende Menschen werden in Sekunden niedergemäht, in den folgenden Minuten durchstreifen die Terroristen den Flughafen und bringen gnadenlos jeden um. Verletzt am Boden robbende Touristen werden liquidiert, weglaufende Personen in den Rücken geschossen. Und der Spieler ist mittendrin: In der internationalen Version ist es ihm freigestellt, selbst den Abzug zu betätigen, in der deutschen Fassung führt das Schießen auf die Zivilisten zum sofortigen Missionsabbruch. Das war 2009 so und so ist es auch in der aktuellen Remastered-Version. Über eine Dekade später, nach den ersten deutschen Wolfenstein-Versionen mit Hakenkreuzen, nach einem Mortal Kombat 11 ist Activision die Thematik in Deutschland offenbar noch immer zu heikel. Zudem warnt Modern Warfare 2 Remastered den Spieler sofort bei Beginn, dass es eine Mission gibt, „die man als anstößig empfinden könnte“. Man wird gefragt, ob man gerne die Möglichkeit hätte, diese Inhalte zu überspringen.

 

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Auch elf Jahre später noch krass: Das virtuelle Attentat am Moskauer Flughafen ist harter Tobak – egal, ob man selbst schießt oder nicht. © 4P/Screenshot

Ob die Mission „Kein Russisch“ (im Englischen: „No Russian“) letztlich platt und geschmacklos ist, ob sie von der Kunstfreiheit abgedeckt wird oder ob man sie gar als Beitrag zum Reifeprozess des Mediums betrachtet, soll an dieser Stelle nicht weiter erörtert werden. Sie hat in jedem Fall auch dafür gesorgt, dass der Titel nach Absprache von Sony und Activision nicht im russischen PSN verfügbar ist – wenngleich die Parteien die Mission nicht offiziell als Grund angeben; und darauf verweisen, dass der Titel auf Xbox One und PC durchaus erscheinen soll. Dies bringt mich zum nächsten Punkt: Call of Duty: Modern Warfare 2 Kampagne Remastered ist aktuell nur für PS4 erschienen, die anderen Plattformen werden wohl erst am 30. April versorgt. Und wie der vollständige Name bereits andeutet, umfasst die Überarbeitung nur die Einzelspieler-Kampagne; der Mehrspieler-Modus und die Spec-Ops-Missionen sind nicht Teil des 25 Euro teuren Remasters.

 

Die-Sechs-Stunden-Schießbude

 

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Story pfui, Missionsstart hui: Die serientypischen Anflug-Szenen stimmen auch in MW2 sehr gut auf die bevorstehende Action ein. © 4P/Screenshot

Wer seit seinem ersten Ritt mit Modern Warfare 2 einige oder gar alle Call-of-Duty-Episoden gezockt hat, die in den letzten zehn Jahren erschienen, dem fällt auf, dass Charakterzeichnung und Story-Details anno 2009 noch spärlicher vorhanden waren, als man es von der Serie mittlerweile gewohnt ist. Eigentlich werden fast ohne Kontext spektakuläre Missionen nonstop abgefeuert, als Spieler ist man sich nicht mal sicher, welchen Soldat aus welcher Einheit man gerade verkörpert. Außerdem war das Pathos damals unangenehmer – in MW2 ist US-amerikanischer Hurra-Patriotismus noch deutlich präsenter als z.B. im 2019er Reboot Call of Duty: Modern Warfare

Kommentare

6 Kommentare

  1. Nice, Activision veröffentlicht den Nachfolger zu Modern Warfare, welches selbst erst Ende letztens Jahres rauskam, komplett ohne Ankündigung und splittet nicht mal die Community. :Blauesauge:

  2. Außerdem war das Pathos damals unangenehmer - in MW2 ist US-amerikanischer Hurra-Patriotismus noch deutlich präsenter...
    Hat ich eigentlich nicht so schlimm in Erinnerung. Shepherd haut zu Beginn noch die meisten Phrasen raus, aber wie seine Geschichte endet, ist ja bekannt. Davon abgesehen, sind die eigentlichen Helden der Geschichte Briten.
    Aber vielleicht trügt mich da wie gehabt die Erinnerung. Finde auch, dass der Test in jedem Fall fair wirkt.

  3. etwas alte Mechaniken wie das fehlende Rutschen o.Ä. werfe ich dem nun über 10 Jahre alten Spiel nicht vor
    ich hätte nicht damit gerechnet, dass Beenox den gleichen Charme erwischt wie es Raven Software beim Erstling geschafft hat, aber es ist 1:1 genauso grandios geworden
    die Easter Eggs mit Shepherd und Yuri sind klasse und wie das Makarov Easter Egg im Vorgänger sorgen sie dafür, dass sich die alte MW Reihe wie ein einziges Spiel zusammenfügt und gerade dann wirken sie noch besser, wenn man sie in einem Ritt spielt
    ich freue mich jedenfalls riesig auf das MW3 Remaster
    neben der tadellosen Grafik wurden auch viele Szenen abgeändert oder sogar neu hinzugefügt und das macht das Remaster für mich noch besser als das Hauptspiel
    aber wie bei CoD4 sage ich es auch hier, das Spiel ist für den Veteran Schwierigkeitsgrad nicht ausgelegt, einfach nur Frust pur bis ich es durch hatte...
    Respekt an Beenox und es freut mich, dass ganz allgemein auch alte Spiele nicht abgehakt, sondern auch in eine neue Ära übertragen werden
    wenn das so weitergeht, brauche ich bald keine Abwärtskompatibilität mehr, da alles Remastered wurde :Blauesauge:
    für mich durchaus positiv
    //
    rein vom SP her hat jeder Teil sein Für und Wider, der erste hatte das beste Gesamtpaket, tolle bodenständige Missionen - der 2. die besten Szenen rund um die Charaktere der Taskforce 141 und mit Hans Zimmer auch mit Abstand den besten Soundtrack - den 3. Teil fande ich rein von der Inszenierung her am besten

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