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Capcom Arcade Stadium (Arcade-Action) – Capcoms geballte Arcade-Geschichte

Über 30 Spielhallentitel der Jahre 1984 bis 2001 liefert das japanische Traditionshaus aus – aktuell ist Capcom Arcade Stadium exklusiv für die Nintendo Switch erhältlich und hat ein ungewöhnliches Vertriebsmodell: Nur ein Spiel ist gratis dabei, der Rest wird in Retro-Packs verkauft. Was wir von dem Konzept und den Oldies selbst halten, verrät der Test.

© Capcom / Capcom

Wo geht’s hier zum Museum?

 

Wer das Nostalgie-Video (heißt wirklich so) im Optionsmenü findet und ansieht, freut sich über ein charmant zusammengeschnittenes Filmchen mit alten Polaroids, Arcade-Flyern und Spiele-Clips. Gleichzeitig macht das Lust auf etwas, was diese Sammlung jedoch leider nicht bietet: ein digitales Museum mit Artworks, Musikbox, Fotos oder – man wird ja noch träumen dürfen – Making-of-Filmen mit O-Tönen der damaligen Programmierer und Designer. Auch ein Zusehen-und-auf-Knopdruck-mitspielen-Feature, wie es die SNK 40th Anniversary Collection bot, hätte mich als alten Arcade-Archäologen mit eingerosteten Fähigkeiten gefreut. 

 

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Auf Wunsch zockt man an einem virtuellen 3D-Arcade-Automaten, z.B. das 1986er Trojan. © 4P/Screenshot

Leider gibt es auch ein paar Ungereimtheiten: Gelegentliche Rucker bei Shoot’em-Ups oder Soundbugs (z.B. bei Strider und Forgotten Worlds) sollten bei der Emulation von so betagten Titeln eigentlich nicht auftreten; zudem ist es seltsam, dass von Mercs und Trojan nur die japanischen Fassungen (Senjo no Okami 2 und Tatakai no Banka) an Bord sind. In Street Fighter 2 gibt schließlich sogar zwei kleine optische Anpassungen: In der Badehaus-Stage von Honda wurde die aufgehende Sonne an der gefliesten Zimmerwand entfernt. Hintergrund: Mittlerweile ist die Verwendung der „Kyokujitsuki“ umstritten, war sie doch auch im Zweiten Weltkrieg die Flagge der Kaiserlich Japanischen Armee. Und bei Kämpfer Fei Long wird im Charakter-Auswahlmenü neuerdings nicht mehr die Flagge von Hongkong, sondern die der Volksrepublik China angezeigt – sicher ein winziges, aber doch brisantes Detail.

 

Die Spiele

 

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Ein ungewöhnliches Rundum-Baller-Prinzip, harte 80er-Jahre-Actionhelden und geiles Art Design gibt es in Forgotten Worlds. © 4P/Screenshot

Ich muss leider feststellen, dass einige Klassiker sehr stark gealtert sind (Bionic Commando, Legendary Wings, Pirate Ship Higemaru, Vulgus, Section Z) oder schlicht zu oft schon recyclet wurden (Ghosts ’n Goblins, Final Fight, Street Fighter 2) – mit diesen Titeln werde ich auch in der neuen, pixelgenauen, schön präsentierten Full-HD-Form samt superkurzen Ladezeiten und Rückspul-Funktion nur wenig Zeit verbringen. Auf den Sowjet-Actioner Strider, das selten gesehene und fröhliche Hüpfspiel Mega Twins, das immer noch hübsche Ghouls ’n Ghosts oder den krachigen Rundum-Shooter Forgotten World habe ich mich dagegen gierig gestürzt. Neben einigen coolen plus ungewöhnlichen Sidescroll-Kloppern – seit jeher meine Schwachstelle – wie Captain Commando, Armored Warriors oder Battle Circuit überzeugt vor allem die Shoot’em-Up-Fraktion: Das bisher nie portierte Feuerwerk 19XX und Caves wunderschönes Frühwerk Progear mit seinen malerischen Steampunk-Pixelpanzern finde ich ebenso reizvoll wie das hübsche Varth oder den Horizontal-Shooter Carrier Air Wing, der mich grafisch wie spielerisch an Irems In the Hunt erinnert. Auch eine Runde Giga-Wing-Zocken ohne vorher den Dreamcast abstauben zu müssen, ist eine schöne Sache.

Kommentare

24 Kommentare

  1. Ryan2k6 hat geschrieben: 24.02.2021 23:04 Gehört es nicht
    Doch, natürlich, nämlich seit 1997 offiziell die Übergabe der Staatshoheit an die Volksrepublik China erfolgte.
    Es war immer die Rede von "Ein Land, zwei Systeme." - die zwei Systeme sind mittlerweile in Frage zu stellen, "ein Land" - in Form von Hongkong gehört zu China - ist es aber trotzdem schon länger.

  2. Ryan2k6 hat geschrieben: 24.02.2021 23:04 Gehört es nicht, es ist eine Sonderverwaltungszone mit starker innerer Autonomie und deren Einwohner sind nicht chinesischer Nationalität. Weiterhin haben sie noch immer eine eigene Flagge und nicht die Chinesische.
    So leid es mir tut, aber mit der "starken inneren Autonomie" ist es zumindest in der Regierungsebene von Hong Kong nicht mehr weit her. Dort ist man so pro chinesisch wie's es nur geht und das China deine Aussage ganz anders sieht, steht wohl außer Frage: "ein Land zwei Systeme" (als ob). Man sehe hier nur auf Taiwan oder Tibet. Trotzdem finde ich löblich, dass Menschen nicht müde werden, gegen die chinesische Einflussnahme aufzubegehren.

  3. Gehört es nicht, es ist eine Sonderverwaltungszone mit starker innerer Autonomie und deren Einwohner sind nicht chinesischer Nationalität. Weiterhin haben sie noch immer eine eigene Flagge und nicht die Chinesische.

  4. Ryan2k6 hat geschrieben: 24.02.2021 15:24
    Und bei Kämpfer Fei Long wird im Charakter-Auswahlmenü neuerdings nicht mehr die Flagge von Hongkong, sondern die der Volksrepublik China angezeigt - sicher ein winziges, aber doch brisantes Detail.
    Schön, dass das erwähnt wird! Wieder ein Kapitel im steigenden Einfluss durch China. Und kein Schönes.
    Man muss nicht aus jedem Furz ein Politikum machen. Hong Kong gehört seit 1997 wieder zu China, womit die Änderung durchaus in Ordnung geht.

  5. Vielleicht liegt das auch an der Framerate des Automaten. Die lag nie exakt bei 60fps.
    Bzw mir ist aufgefallen, dass die unterschiedlichen Belegungen für Feuer-Buttons bei einzelnen Spielen auch Auswirkung auf die Framerate hat.

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