Veröffentlicht inTests

Demeo im Test: Pen-&-Paper-RPG im VR-Keller

Demeo bringt die älteste Art des Rollenspiels mit dem jüngsten Gaming-Medium zusammen: Wie beim guten alten Pen & Paper sitzen die Teilnehmer im urigen Nerd-Keller um einen Tisch herum. Allerdings ist der Tisch hier virtuell und die Spieler haben eine VR-Brille auf dem Kopf. Auf Quest, Index & Co. wurde das Konzept bereits mehrfach ausgezeichnet. Zum Start der Playstation VR2 hat Resolution Games es auch für Sonys neue VR-Brille umgesetzt. Wir testen, wie viel besser die neue Umsetzung aussieht und ob das Kabel beim gemütlichen Würfeln stört.

© Resolution Games / Resolution Games

Gesellige Dungeon-Erkundung

Beim kooperativen Pen-&-Paper-Rollenspiel Demeo sitzen bis zu vier Spieler um einen virtuellen Tisch, der sich auf praktische Weise per Bewegungssteuerung bewegen und zoomen lässt. Selbst im Krankenbett liegend kann man mitmachen: Das Spielfeld lässt sich stark neigen oder sogar an die Decke schieben. Der dicke hintere Halo-Strap-Bügel der PSVR2 macht das liegende Spiel allerdings unkomfortabler als mit den meist dünneren Quest-2-Straps. Im Sitzen wird die Neigung aber ebenfalls nützlich, sie entlastet den Nacken spürbar, wenn man sich umschaut. Gute Sicht ist wichtig, um in den schummrigen Ecken Ratten, Kobolde oder Elfenpriester zu erkennen. Ähnlich wie auf dem PC sind sie viel detailreicher dargestellt als auf der Quest. Vor allem die feinere Beleuchtung bringt einen deutlichen Unterschied.

Die Hintergrundgeschichten der dunklen Bedrohungen spielen in den bisherigen vier Kampagnen keine große Rolle. Im Kampf gegen Rattenkönig, Schlangenlord oder andere Finsterlinge stehen sieben Klassen zur Auswahl: Jägerin, Zauberer, Assassine, Wächterin, Barde, Meisterhexe oder Barbar verfügen über unterschiedliche Talente in Magie, Nah- oder Fernkampf. Ihr Fantasy-Design wirkt ähnlich einfallslos wie das vieler Gegner, unterstützt aber die klassische Atmosphäre.

Ein greifbares Brettspiel in VR

[GUI_STATICIMAGE(setid=92484,id=92656531)]
Einfach die Hand umdrehen und schon zieht man mit der zweiten die Karten aus dem Deck. © 4P/Screenshot

Die Bewegungssteuerung ist vorbildlich: Ich platziere die Figuren selbst, hebe Gegner auf, um mir ihre Stärken und Schwächen genauer anzusehen. Auch überflüssige Karten aus dem Deck lege ich selbst in den Manapool, und nach einem Angriff werfe ich eigenhändig den anpassbaren Würfel. Einsteiger sollten sich nicht vom Genre abschrecken lassen. Auch ich hatte bisher kaum Berührungspunkte mit dieser „physischen“ Art des Rollenspiels, fand aber schnell ins Spiel. Zwar kann es nicht schaden, vor dem Start ein Tutorial von alten Hasen zu überfliegen, aber das meiste erschließt sich im Spielverlauf, der auch im Alleingang geübt werden kann. Einfach unter „Kampf“ weitere Charaktere aktivieren, die man dann alle persönlich steuert. So ist Demeo auch alleine erstaunlich unterhaltsam.

[GUI_STATICIMAGE(setid=92484,id=92656530)]
In diesem Test zeigen wir hauptsächlich PR-Bilder, da eigene Screenshots das angenehm scharfe Bild unter dem Headset nur unzureichend wiedergeben. © 4P/Screenshot

Am meisten Spaß kommt aber in der Gruppe auf, in die ihr übrigens auch PS5-Besitzer einladen könnt, die klassisch vor dem Fernseher spielen. Die auf dem PC eingeführte „Flat“-Variante ist erfreulicherweise auch hier verfügbar. Seit dem PSVR2-Launch ist es dank Cross-Play zudem möglich, gegen andere VR- und PC-Spieler anzutreten. Zum Testzeitpunkt war auch dieses Feature noch nicht aktiv, eine Proberunde mit einem anderen PS5-Nutzer funktionierte aber wie gewohnt – am 22. Februar haben wir es aber nochmal versucht und können bestätigen, dass alles klappt. Wenn Dungeon-Crawler-Experten ihren neuen Mitstreitern wertvolle Tipps geben oder sie kurz vor dem Tod aus dem Schlamassel teleportieren, wird deutlich, wie motivierend die Abenteuer ausbalanciert wurden. Elemente, Zaubersprüche, Heilungen und die Verwaltung von Aktionspunkten spielen dabei eine ebenso wichtige Rolle wie die Flucht aus dem Blickfeld oder das rechtzeitige Aufbrauchen von Karten und der Kauf neuer Exemplare beim Levelwechsel. Geschickt eingesetzt, lässt beispielsweise Lauge einen zähen Riesenschleim blitzschnell platzen.

PSVR2-Extras & Abstriche

In den ersten Dungeons gilt es, nach und nach finstere Räume aufzudecken und einem Gegner den Schlüssel aus den toten Klauen zu reißen. Die Rumble-Effekte am Kopf und an den Controllern bleiben bei Treffern zwar etwas zu dezent, aber das Aufheben und Untersuchen der Gegner mit den haptischen Triggern bringt etwas mehr Immersion ins Spiel. Später warteten ein dicht gedrängter Kampf mit dem Boss und zahlreichen Schergen. PSVR2-Spieler erhalten von Anfang an eine wesentlich umfangreichere Version als das 2021 erschienene Original: Neben den neuen Kampagnen sind auch wichtige Komfortfunktionen wie das Speichern und Fortsetzen einer Runde nach einem abgeschlossenen Dungeon an Bord; schließlich kann eine Runde hier einige Stunden dauern.

[GUI_STATICIMAGE(setid=92484,id=92656529)]
Auf den ersten Ebenen muss der Schlüsselträger gefunden und besiegt werden. © 4P/Screenshot

Leider gibt es auch Abstriche gegenüber der Quest-Version: Der coole AR-Modus ist auf der PSVR2 derzeit leider nicht verfügbar. Bei der Quest 2/Pro kann ich das Spielfeld einfach per Videodurchsicht (Passthrough-AR) frei auf einem Tisch im realen Raum platzieren. Dort steht es dann praktisch wie ein echtes räumliches Spielbrett. Der gesellige Online-Treffpunkt mit anderen Teilnehmern (Heroes Hangout) wurde leider gestrichen. Ich vermute, dass diese Features nachgereicht werden könnte. Auch die übrigen Umsetzungen des Spiels haben zahlreiche Updates erhalten. Diese sollten möglichst auch ein paar kleine Bugs beheben, die mich in seltenen Fällen an den Rand der Karte beförderten.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.