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Guitar Hero 3: Legends of Rock (Musik & Party) – Guitar Hero 3: Legends of Rock

Guitar Hero – das ist trotz der kurzen Lebenszeit der Serie bereits jetzt sowohl Legende als auch schönes Beispiel dafür, wie man eine simple Idee perfekt umsetzt. Gleichzeitig war der letzte Teil (»Rocks the 80s«) auch eine prima Demonstration für die Melkfreudigkeit mancher Publisher. Nun gut, vergessen wir dieses Kapitel, das Harmonix wohl abliefern musste, bevor es sich für EA Rock Band zuwenden durfte. Denn Guitar Hero 3, entwickelt von den Tony Hawk-Helden Neversoft, ist da. Und es ist göttlich! So göttlich!

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Du ruckst!

Jedes Guitar Hero kam bislang mit neuer Gitarre ins Haus – mittlerweile gibt es plattformübergreifend lässige sieben Modellvariationen. Die gute Nachricht: Auch mit der Vorgänger-Gitarre lässt sich GH 3 wunderbar spielen. Die schlechte Nachricht: Die neue Klampfe ist verdammt gut! Etwas schwerer als gehabt, mit deutlich stabilerem Anschlagshebel und Whammy Bar, weicherem Knopfdruck,

Die neue Gitarre sieht nicht nur super aus, sondern bietet auch viele sinnvolle Verbesserungen – mal ganz davon abgesehen, dass sie kabellos ist!

auswechselbarem Faceplate, offiziell von Gibson abgesegnet (samt Logo) – und kabellos! Zwei R6-Batterien liefern genug Saft für viele Auftritte, die Reichweite beträgt etwa acht Meter, was mehr als genug Platz für ausufernde Hüpf-Sessions bietet. Darüber hinaus lässt sich der Hals einfach abnehmen, was natürlich den Transport erleichtert – es bleibt allerdings abzuwarten, wie sich das ständige Lösen und Verbinden der Kontakte auf die Langlebigkeit derselben auswirkt. Die PS3-Version ist zwar ebenfalls kabellos, allerdings wird diese Freiheit mit einem kleinen Dongle erkauft, den ihr in einen freien USB-Slot an der Konsole stecken müsst. Die größte Überraschung bietet die Wii-Gitarre, denn sie wird erst mit reingestecktem Wiimote komplett: Die übernimmt nicht nur die Funktion des Kippsensors für die Star Power, sondern vibriert auch noch (z.B. beim Aktivieren derselben); außerdem kommen Verspieler-Sounds direkt aus dem Fernbedienungslautsprecher – cool!

Zum ersten Mal dürfen auch PS3-, PC- und Wii-Rocker, die bislang neidvoll auf die abschrammelnden Konsolenbrüder blicken mussten, vor dem Monitor jammen: Die Spiele sind weitestgehend mit der 360-Fassung identisch, selbst Online-Spielen ist möglich. Falls euer Hund die Gitarre mit einem knackigen Kauknochen verwechselt, dürft ihr sogar per Tastatur und Maus spielen, allerdings müsst ihr damit rechnen, dass derartige Blasphemie mit nicht weniger als 48 Stunden Tokio Hotel bestraft wird! Und man muss sich natürlich schon fragen, wie viel Spaß es macht, vor einem per definitionem kleinen PC-Monitor abzurocken. Aber das ist jedem selbst überlassen, die PC-Fassung hat ganz andere Probleme: Zum einen gehen mal wieder die »Achtung! Schnelle Konvertierung!«-Alarmglocken los, denn PC-Bequemlichkeiten werden nicht genutzt, so dass alle Menüs wie an der Konsole mit der Gitarre bedient werden müssen. Außerdem gibt es einige Abstriche in der Abteilung Präsentation: 16:9-Videos werden in 4:3 dargestellt, es gibt weniger Effekte – speziell das Figurenleuchten ist sichtbar zurückgegangen. Die PS3-Fassung entspricht im Großen und Ganzen der 360-Version, allerdings mit dem wesentlichen Unterschied, dass das berüchtigte Kantenflimmern hier deutlich zu sehen ist. Außerdem ist das Publikum gerade in Nahaufnahme derart niedrig aufgelöst, dass man versucht ist, zu glauben, dass man es hier mit 2D-Sprites statt mit 3D-Polygonen zu tun hat. Klar, Das sind Oberflächlichkeiten, aber sie trüben das Gesamtbild.

Nicht ganz so cool wie gedacht: Die Tastatursteuerung rockt einfach nicht!

Alle  Fassungen  werden in seltenen Fällen von kurzen Rucklern heimgesucht, die allerdings nur in unheiligen Kombinationen aus vielen Zuschauern im Bild und frisch aktivierter Star Power auftreten und nicht weiter stören. Davon abgesehen ist die Präsentation wunderschön: Die Figuren sind detailliert ausgearbeitet und fantastisch animiert, die Sänger singen fast lippensynchron, auf der Bühne ist wesentlich mehr los. Tänzerinnen schwingen die Hüften, Stagediver springen mit Schmackes ins Publikum, bunte Scheinwerfer tauchen die Szenerie in grelles Licht – fantastisch! Schade nur, dass die Gitarristen bei der Star Power nicht mehr so ausflippen wie früher, außerdem ist der Schlagzeuger ein schwarzes Schaf in der Grafik – so hölzern wie er hauen nicht mal die Kraftwerk-Roboter auf die Felle ein; gut, dass er nicht oft im Bild ist! Der generelle Aufbau der Anzeigen hat sich nicht sehr verändert; Neversoft hat die Rock- und Star Power-Meter neu designt, die Funktionsweise ist aber dieselbe geblieben. Neu ist ein Zähler, der einem anzeigt, wie viele zusammenhängende Noten man getroffen hat – gut fürs Ego. Und irgendwie haben die Entwickler die Ladezeiten auf ein erschreckendes Minimum reduziert: Die Ladebildschirme sind jetzt so kurz, dass man kaum Zeit hat, die witzigen Zwischentexte zu lesen! Die Wii-Fassung ist technisch logischerweise die schwächste, aber liefert doch eine sehr gute Vorstellung ab – auch wenn es den Figuren im Vergleich natürlich erheblich an Details mangelt (was im Falle des Sängers sogar etwas Gutes ist – so sieht er nur noch ein bisschen, aber nicht mehr völlig wie ein Frosch aus) und verspielte Elemente wie Poison-Sänger Bret Michaels bei »Talk dirty to me« komplett fehlen. Das größte Ärgernis der Wii-Version ist allerdings ein akustisches: Der Sound schallt nur in veraltetem Mono aus den Boxen!        

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