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Harry Potter und der Halbblutprinz (Action-Adventure) – Harry Potter und der Halbblutprinz

Neuer Film, neues Spiel: Diese einfache Formel ist mittlerweile auf fast jeden Streifen anwendbar, der auch nur ansatzweise die Massen in die Kinosäle zu locken verspricht – für ein frisches Harry Potter-Abenteuer gilt das natürlich doppelt und dreifach. Und die Erwartungen daran sind gerade nach dem fabelhaften Vorgänger verhältnismäßig hoch.

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Die Zauberer-Duelle sind prinzipiell unterhaltsam, lassen sich aber auf immergleiche Weise gewinnen.

 Bleiben noch die Duellierclubs, in denen man anderen Schülern bzw. Anhängern des dunklen Lords per Zauberstab die Frisur ankokelt: Verschiedene Zaubersprüche stehen zur Wahl, die per Druck auf die Analogstick (bzw. die Wiimote) abgefeuert werden, dazu kann man sich bewegen und teilweise Deckung nutzen. Das Problem ist, dass alle Duelle auf dieselbe stupide Art und Weise gewonnen werden können – unabhängig davon, ob man gegen einen Junior Champion, Bellatrix Lestrange oder Voldemort persönlich antritt. Die einzige Abwechslung in diesem Sektor ist kurz vor Spielende, wenn man in der Höhle Professor Dumbledore vor heran kriechenden Toten beschützen muss und dabei die ganze Zeit von links nach rechts und umgekehrt rennt.

Alle Sprachen dieser Welt!

Und das war es prinzipiell auch schon in Sachen Spieldesign. Zwischendurch übernimmt man auch kurzzeitig die liebestrunkene Haut von Ron Weasley, wobei der einzige Unterschied zum normalen Spiel ist, dass die Umgebung rosa gefärbt ist und sich kleine Hogwarts-Wappen in Herzchen verwandeln. Außerdem schlüpft man auch kurz in das Quidditch-Kostüm von

Die Figuren sehen ihren Film-Pendants zwar sehr ähnlich, sind aber sonst leblos in Szene gesetzt.

Ginny Weasley, wobei es da keinerlei spielerischen Unterschied zu Harry gibt. Ach ja, eine Mission darf nicht unerwähnt bleiben, ist sie doch die witzigste des ganzen Spiels: Harry Potter rennt im Glücksrausch automatisch und aus der Ego-Perspektive durch Hogwarts, während man selbst lediglich ein paar Zaubersprüche abfeuern darf. Klingt unspektakulär, ist aber nicht zuletzt durch die an dieser Stelle herrlich alberne Musik ein echter Lacher.

Apropos Musik: Die ist fantastisch! Hervorragende Kompositionen von James Hannigan, mächtig und druckvoll eingespielt, ein Ohrenschmeichler, der völlig zurecht bereits als separante Soundtrack-CD erhältlich ist! Auf akustischer Seite ist auch noch die Sprachausgabe bemerkenswert: Je nach Plattform hat man zwischen sieben und 15 (!) Sprachen zur Auswahl, wobei in der deutschen Variante immer ein Großteil der Original-Synchronsprecher der Filmcharaktere zu Wort kommt. In der englischen Fassung trat ein bemerkenswerter Teil der echten Schauspieler vors Mikro, u.a. Rupert Grint (Ron), Bonnie Wright (Ginny), Tom Felton (Draco) und Evanna Lynch (Luna) – wobei allerdings gerade Hauptfiguren wie Harry Potter, Hermione Granger oder Professor Snape nur von teils ähnlich, teils nicht mal ansatzweise wie das Original klingenden Sprechern ersetzt wurden. Beim Laufen durch Hogwarts bekommt man viele Sprüche zu hören, auf die man allerdings keinen Einfluss hat; ein kurzes Schwätzchen mit anderen Schülern ist nicht gestattet. Ebenfalls nervig die Kommentare beim Quidditch, die die meiste Zeit über gar nichts mit dem zu tun haben, was sich tatsächlich am Bildschirm abspielt.

Die große Gleichschaltung

Technisch ist HBP insofern bemerkenswert, als dass es auf allen fünf Plattformen (PC, 360, PS3, Wii, PS2) im Großen und Ganzen gleich aussieht. Klar, die HD-Fassungen haben die höhere Auflösung und die besseren Texturen, 

Die PS2- und Wii-Versionen bieten das identische Spiel und sind technisch nicht viel schlechter als die großen Fassungen. Die Wii-Variante bietet eine interessante Steuerung, ruckelt aber öfter..

das Spiel an sich ist aber identisch. Ob das nun für die kleinen oder gegen die großen Versionen spricht, sei jedem selbst überlassen. Allen Plattformen ist aber gleich, dass gerade die Figuren erschreckend leblos und ausdrucksarm designt sind – und ehrlich, Ginny Weasley macht mir Angst! Ich befürchte ernsthaft, dass mich diese starren Augen in meine Träume verfolgen. In Sachen Steuerung gibt es lediglich auf dem PC zu beklagen, dass die Zauberkontrolle per Maus sehr unpräzise ist – wir empfehlen ein Gamepad, damit geht’s deutlich besser. Wii-Spieler haben in dieser Hinsicht das letzte Lachen, denn per Wiimote zaubert es sich tatsächlich am besten: Die Zaubertränke werden ratzfatz zusammengerührt (was nicht zuletzt daran liegt, dass hier die Behälter automatisch an den Kessel herangeführt werden), bei Duellen wird die Fernbedienung wie ein Zauberstab geschwungen – sehr schön und erstaunlich präzise. Dafür sind Wii-Blitzköppe aber die einzigen, die mit immer wieder auftretenden Rucklern leben müssen – selbst die PS2-Fassung hat nicht mit diesem Problem zu kämpfen.
           

Kommentare

38 Kommentare

  1. Es gibt Entwickler/Publisher, denen es mit bemerkenswert sicherer Hand immer wieder gelingt, selbst aus dem größten Meisterwerk ein Kleisterwerk zu machen! Dieses Spiel - sowie die gesamte Reihe - ist eine Schande für die Spielewelt, eine Beleidigung für jeden Potter-Fan und eine grausame - weil offensichtlich ungewollte - Schmuddelparodie auf eines der größten literarischen Phänomene der Gegenwart!
    Nicht, dass ich behaupten würde, "HP und der Halbblutprinz" von JKR wäre ein perfekt geschriebenes Buch, denn das ist nicht im Ansatz der Fall. Tatsächlich werden nämlich die HP-Bände mit aufsteigender Episode meiner Meinung nach immer schlechter. Der Grund für diese kühne Behauptung meinerseits ist derselbe, der schon so viele im Ansatz geniale Ideen zu Grunde gerichtet hat: Phantasie- und Einfallsreichtum vom Anfang fallen Action, Spezialeffekten und der sogenannten "erwachsenen Story" zum Opfer (wenn zu hören ist, dass eine Story jetzt so richtig "erwachsen" wird, dann ist das meistens der Anfang vom Ende...). Eine der größten Stärken der HP-Story war es imho, dass sie anfangs eben gerade nicht eindeutig der Jugend- oder Erwachsenenliteratur zuzuordnen war, da man sie aus kindlicher/jugendlicher im Vergleich zur erwachsenen Perspektive ganz anders betrachten konnte. HP lebte eigentlich von der schier endlosen Kreativität der Autorin, die eine unglaublich tolle Welt erschaffen hat, deren wesentliche Elemente sich jedoch inzwischen nur noch wiederholen und von all' der Action und kitschigen Knalleffekten einfach erschlagen werden.
    Aber zurück zum Spiel... Es ist mir völlig unbegreiflich, wie man es fertigbringen kann, vor dem Hintergrund dieser unglaublich phantasievollen und fertigen Welt, die sogar alle Zutaten für ein geniales RPG auf dem Silbertablett servieren würde, so einen Müll zu produzieren! Ja ja, ich kenne die Argumente von wegen "Spiele auf der Grundlage von Filmvorlagen können nix werden". Doch, selbstverständlich könnten sie! Nur, weil das zweifelsohne...

  2. Wiso ist den bitteschön die PS2 Version grafisch der WII überlegen?
    Ich ordne das mal unter "den WII-spielern kann man's ja zumuten/sind's ja gewohnt-Mentalität" ein. :x

  3. Was eine Wertung.
    Bin gestern über XBL auf den Trailer gestoßen (da wird ja gerade mit HP Artikeln geworben) und dachte: "Was zur Hölle? Das sieht ja aus wieder erste Teil!"
    Grafik ist mittlerweile schon extrem wichtig geworden bei Videospielen und es wäre durchaus verständlich, dass die Wii Version abspecken müsste. Doch da haben teils richtige Schatten-/Lichteffekte gefehlt. Okay, ich mecker immer, weil mir die Spiele alle zu hell sind - außer bei Fallout 3 und Oblivion, denn die Dungeons waren teils echt dunkel.
    Ich glaube ich habe mich soweit negativ und unprofessionell Aufgeregt, dass ich sagen kann: Das kommt mir nicht auf den Tisch! (Oder zumindest nicht in den PC oder die Xbox 360...)

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