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New Pokémon Snap (Simulation) – Poké-Bahn mit Foto-Modus

Über 20 Jahre nach dem Nintendo-64-Kultspiel gibt es wieder einen Titel, der das Fotografieren von Pokémon in den Mittelpunkt stellt: Im Test prüfen wir nach, wie viel Spiel und vor allem wie viel Spaß in New Pokémon Snap für Switch steckt.

© GameFreak / Nintendo

Jedes zur Bewertung selektierte Foto erhält Punkte in sechs Kategorien: Pose, Größe, Blickrichtung, Positionierung, weitere Pokémon und Hintergrund. Und weil diese Bewertungsphase nach jeder Tour nicht nur Zeit einnimmt, sondern ein wesentlicher Teil des Spielprinzips ist, möchte ich noch konkreter darauf eingehen: Grundsätzlich wird eine miese Aufnahme mit vielleicht 1.800 Punkten quittiert, ein richtig gutes Foto erhält über 4.000 Punkte. Diese Summe setzt sich aus den Einzelpunkten in den sechs Kategorien zusammen. Und obwohl es schon Laune, mit zunehmender Spieldauer immer häufiger top bewertete Fotos zu schießen oder einen bestimmten Zustand eures Lieblingsmonster immer noch besser abzulichten, hat das Bewertungssystem aber auch einige Probleme.

 

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Nach einer Tour werden die Aufnahmen für eine Pokémon-Gattung übersichtlich dargestellt – dort sucht man sich ein Foto aus, um es dem Professor zur Bewertung vorzulegen. © 4P/Screenshot

Bei „Pose“ erhält man häufig um die 500 Punkte, allerdings kann es auch sein, dass ein total cool aussehender Schnappschuss plötzlich nur 200 bekommt, während ein gefühlt lahmes Bild 750 abstaubt. „Größe“ funktioniert simpler und ist die mit Abstand wichtigste und damit zu dominante Kategorie: Bis zu 2.000 Punkte werden vergeben, wenn das Tierchen den Rahmen in der Höhe möglichst ganz fülllt und nicht angeschnitten ist. „Blickrichtung“ und „Positionierung“ werden mit jeweils bis zu 1.000 Punkten belohnt – bei diesen Kategorien ist es entscheidend, dass das Pokémon direkt in die Kamera schaut bzw. mittig platziert ist. „Weitere Pokémon“ belohnt, wenn noch andere Taschenmonster im Bild sind: Allerdings ist dieser Bonus vielfach lächerlich gering. Sind neben dem Haupt-Mantax noch drei andere dieser schönen, Rochen-ähnlichen Pokémon im Bild, erhielt ich dafür lächerliche 104 Bonuspunkte. Und bei „Größe“ dafür nur 418, weil das Hauptmotiv naturgemäßg kleiner ist, wenn weitere Exemplare derselben Gattung oder auch andere Pokémon im Bild sind. Soll heißen: Die Bewertungskategorien sind zwar einigermaßen sinnvoll und schnell zu verstehen – es gibt aber keinen klugen Algorithmus, der eure Fotos wirklich analysiert, der die Bildkompostion nach ästhetischen Maßstäben einstuft. Auch Kontrast oder Beleuchtung sind beinahe egal – da sahnt ein wirklich scheußliches Ton-in-Ton-Bild eines hellgrauen Pokémon vor Felsgrund schon mal unverdiente 4.300 Punkte ab. Die letzte Kategorie „Hintergrund“ habe ich auch nach über 15 Stunden Zocken nicht verstanden: Oft erhält man hier einfach gar keine Punkte, manchmal sind es plötzlich 150. In keinem Fall kann man darauf bauen, Hintergrund-Bonuspunkte zu erhalten, wenn man persönlich den Foto-Hintergrund für adrett erachtet.

 

Fotos, Fotos, Fotos

 

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Über 5.000 Punkte! Diese Aufnahme eines Swaroness hat dem Auftraggeber extrem gut gefallen – die Kategorie „Größe“ zum Beispiel wird mit 1.997 von 2.000 möglichen Punkten bewertet. © 4P/Screenshot

Ein weiterer kleiner Fallstrick ist, dass man im Eifer des Gefechts wenig Einfluss darauf hat, für welches Pokémon ein Bild zählt, wenn mehrere darauf zu sehen sind. Weil der Sucher immer nur eine Pokémon-Art erfasst und dieser dann die Aufnahme zuordnet. Interagieren zum Beispiel Evoli und Unratütox (ein Mülltüten-Monster!) ganz herzig miteinander, dann knipst die Szene am besten rasch drei mal hintereinander. Dann habt ihr eine gewisse Chance, dass ihr in der Bewertungsphase für jedes der beiden Pokémon auch ein Foto habt. Zusätzlich zu den nach und nach gesammelten Aufnahmen im Fotodex – das ist eure bebilderte Pokémon-Enzyklpädie – kann man nach jeder Tour einzelne Bild separat speichern. Das ist ein guter Service, falls man eine Aufnahme jenseits der Bewertungskategorien persönlich mag und deshalb behalten möchte. Alle gespeicherten Fotos sowie alle Bilder im Fotodex können per Editor-Funktion nachbearbeitet werden: Mit Rahmen, Filtern und Stempeln – große Kunstwerke kommen dabei aber selten heraus. Spannender finde ich das Foto-Plus-Feature nach der Bewertungsphase einer Tour: Damit kann man tatsächlich nochmal in die Fotos hineingehen, krass hineinzommen, Bildausschnitt oder Fokusbereich verändern und die Aufnahme dann neu abspeichern.

Zusätzlich können alle Aufnamen in New Pokémon Snap auch in der Switch-Bildergalerie gespeicht werden – wenn ihr es denn darauf auslegt, die Bilder per Micro-SD-Karte zum nächsten Drogeriemarkt zu bringen und sie auf klassischem Fotopapier zu verewigen. Außerdem kann man seine besten Schnappschüsse mit der Online-Gemeinde teilen und auch Bilder anderer Spieler liken – allerdings war dieses Feature in unserer Fassung zum Testzeitpunkt noch nicht verfügbar.
Kommentare

32 Kommentare

  1. "Pokémon", oder: wie macht man möglichst viel Geld mit anspuchsarmen Nostalgikern ;P (Nicht böse gemeint, die Kritik geht eher an den Vollpreis)

  2. Da Teil 1 auch schon ziemlich polarisierte hätte es mich auch gewundert, wenn es sich beim neuen Ableger anders dargestellt hätte.
    Nach meiner Meinung ist das Spiel (wie eben auch Teil 1) gelungen, wenn man bedenkt, was es sein will:
    Ein „Railshooter“ verbunden mit einer Menge Fan-Service.
    Klar kann man sich jetzt an der Grafik aufhängen, die war aber noch nie die Stärke des Pokémon-Franchises.
    Eine vollgepumpte Welt verbunden mit Effekthascherei wäre dem Spielprinzip in Verbindung mit der Zielgruppe aber auch nicht zuträglich gewesen.
    Im Gegenteil: Auf dem Schirm ist genau so viel los, dass man nicht völlig überrannt wird und trotzdem auch bei mehrfachem Abfahren der Routen immer wieder mit kleinen Änderungen / Details überrascht wird.
    Klar, vielen Leuten gibt das nichts, aber wenn ich sehe, wie viel Freude meine 9-jährige an dem Spiel hat und dass ich mich selbst immer wieder dabei ertappe wie ich mich einklinke um mit ihr um die Wette zu knipsen, dann denke ich, dass das Spiel „für unseren Anspruch“ viel richtig macht.
    Die 60€ waren für uns sehr gut angelegt.

  3. Ich mag Teil 1 sehr, habe auch mit dem Railshooter-Prinzip absolut keine Probleme und freue mich auf heute Abend. Da tun mir persönlich auch die 55-60 € nicht weh. Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden und ist auch absolut okay. Was eher nicht okay ist, dass einige User anderen unbedingt das Gefühl vermitteln wollen, dass man ab 6+ wohl einfach zu alt für solche Titel ist... nun ja.
    Bin mittlerweile 40 und werde nach einem langen Tag im Büro einfach sehr viel Spaß damit haben und es als Kontrastprogramm zu NieR, Resi und Co. betrachten. :)

  4. Dass bei solchen Spielen die Meinungen je nach Interesse und Begeisterungsfähigkeit für das Franchise extrem auseinandergehen, ist klar. Wenn du das Spiel also bei 40% siehst, drückt das ja aus, wie wenig Spaß du mit dem Spiel hättest und das ist auch vollkommen OK. Ich dagegen bin mir - wie viele andere - recht sicher, entspannte Stunden damit zu haben. Vielleicht zeigt sich hier auch wieder, dass Prozentpunkte meist der falsche Weg sind. Ein einfacher „empfohlen“ oder „empfohlen für Fans“-Stempel wäre wie so oft angebrachter.
    Deine Einschätzung zur Zielgruppe halte ich dagegen für völlig falsch. Wenn man sich die internationalen, begeisterten, Vorfreude-Kommentare durchliest, sind das eher Leute ab 25 oder 30, die tolle Zeiten mit dem Original hatten. Und diese Leute stellen für das Franchise insgesamt auch wohl die kaufkräftigste Gruppe dar (ohne Beleg, aber siehe auch Thema Sammelkarten, etc...)

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