Veröffentlicht inTests

Nibiru – Der Bote der Götter (Adventure) – Nibiru – Der Bote der Götter

Black Mirror wurde von uns zum Adventure des Jahres 2004 gekürt. Kein Wunder, dass wir uns voller Vorfreude auf den neuen Knobel-Streich aus Tschechien gestürzt haben. Immerhin lockt das Team von Unknown identity mit einem archäologischen Mystery-Szenario, das an gute alte Indiana Jones-Zeiten erinnert. Und dtp hat das Ganze auch noch professionell vertont. Was soll da schief gehen?

©

Holen und Bringen

Es gibt gute Rätsel, es gibt schlechte Rätsel – auch in Nibiru. Zu Beginn überwiegen allerdings so viele offensichtliche Aufgaben, dass Genre-Kenner in einen berauschenden Lösungs-Flow ohne Stolpersteine kommen dürften. Es geht leicht, viel zu leicht voran. Dazu servieren die Tschechen viele stupide Hol- und Bringdienste: Der Bettler will Zigaretten, der Rentner will Wein, also pendelt Martin zwischen Kiosk und Auftraggeber. Später wird das so weit getrieben, dass man einer Landstreicherin statt eines normalen Hotdogs eben einen ohne Senf, aber dafür

Malerisch und architektonisch stimmig, aber auch sehr statisch.

mit Ketchup bringen muss. Der Imbissverkäufer (!) hat keinen, also muss man ihn woanders suchen…man fühlt sich an einigen Stellen wie ein dummer Botenjunge im Dienste der künstlichen Spielzeitstreckung. Und die Story? Die relevanten Fragen? Bleiben zum größten Teil auf der Strecke.

Obwohl es einige schöne und mehrfache Itemverknüpfungen gibt, wie z.B. den Fallenbau, gibt es auch fast schon abstruse Willkür: Wenn man einer Ratte eine Dynamitstange auf den Rücken schnallen muss, damit diese durch ein kleines Loch in einer Betonwand schlüpfen, dahinter detonieren und so den Schließmechanismus öffnen kann, beißt man fast in die Tastatur – nicht nur als Tier-, sondern auch als Logikfreund. Warum zum Henker kann ich nicht einfach mehrere Stangen bündeln und ins Loch stopfen? Solche Sinnfragen haben zwar uralte Point&Click-Tradition, aber sind heutzutage genau so nervig wie anno dazumal.

Rätsel & Logik

Nibirus Rätsel sind in der ersten Spielhälfte schnell geknackt und nur dann fordernd, wenn es um Zahlencodes geht. Lässt sich die erste Passworthürde im Büro der getöteten Informantin noch mit etwas Umsicht logisch nehmen, ist die zweite im Salon des Onkels ein Gehirnverzwirbler der frechen Sorte. Da steht man vor einem Tresor und soll den Code des Seniors knacken, und ist auf eine Lösung angewiesen, auf die man nur mit viel Fantasie und Verzweiflung kommt. Hier hätte ein kleiner Hinweis auf die bis dato verschwiegene mobile Kommunikation des senioren Onkels Wunder gewirkt. Immerhin kommt man hier endlich mal ins Grübeln…

Wie kommt man am Türsteher vorbei?

Unlogisch, aber für viele Adventures leider immer noch typisch, ist auch, dass Gegenstände nicht immer sofort sichtbar sind, sondern erst nach der Aktivierung eines anderen Raumes oder Gespräches: Den Schlüssel am Schwarzen Brett findet man z.B. nicht beim ersten Betrachten, sondern erst dann, wenn man eine Tür öffnen muss – arrgh. Die Pilze kann man nicht sofort pflücken, sondern erst, wenn man einer Wache ein Mahl zubereiten soll.

Erst bei den Maya kommen endlich kreativere, wenn auch altbekannte Kopfnüsse ins Spiel, wenn knackige Schieberätsel gutes Kombinieren verlangen oder alte Zahlenschlüssel übersetzt werden müssen. Hier weht dann tatsächlich ein Hauch von Indiana Jones und man bekommt wieder Lust an Martins Expeditions ins Reich der astrologischen Mythen. Gleichzeitig bekommt man jedoch einen groben Dämpfer.

Denn nach einer Hand voll interessanter Knobelszenen läuft schon der Abspann. Ich konnte es kaum fassen. Als man gerade richtig warmläuft, ist es tatsächlich schon vorbei. Ein echter Adventurus Interruptus. Und das Schlimme ist die Art und Weise: Das Ende ist eine einzige abrupte Enttäuschung. Vor allem deshalb, weil es die interessantesten Fragen nicht beantwortet. Man schaut verdutzt auf das Hauptmenü und fragt sich: War`s das? Die Schuhe von Black Mirror waren definitiv eine Nummer zu groß für Nibiru.
           

Kommentare

8 Kommentare

  1. Also ich finde das Testergebnis ist viel zu nett ausgefallen. Schon der Anfang des Spiels ist ermüdend- besonders das der langweilige Martin nicht laufen kann ist oberätzend, ebenso die Story...
    Das Spiel war nix für mich- ich bereue den hohen Preis dafür gezahlt zu haben!

  2. Ich finde auch das das Game 1A ist! Die Story ist aktuell und spannend, die Grafik sieht hübsch aus und das Gameplay + Atmosphäre stimmt auch. Also was braucht ein Spiel noch?! Nibiru gehört für mich zu den besten Adventures Momentan. Also kaufen und spielen.
    Gruß
    Florian24

  3. So ganz verstehe ich die Kritik auch nicht !
    Bin noch mitten im Spiel und gerade in Frankreich angekommen ...
    Ich finde das Spiel von der Story her absolut genial und spannend zugleich. Die Grafik ist ok, für ein Spiel dieser Art reicht es allemal.
    Das Spiel ist weder zu leicht, noch zu schwer. Genau optimal.
    Für ein solch kleines SoftwareHaus ist das Game voll und ganz ok !
    Irgendwie werden die Erwartungen hier teilweise sehr hoch angesetzt !

  4. Hi, ... Nibiru ist bei mir im Laufwerk und wird es auch immer bleiben.
    Die Jungs von Future Games haben mich nach Black Mirror wieder vollkommen überzeugt!:
    Die Story ist für mich mal richtig mega interessant, spannend und vorallem aktuell! Es geht um ein Thema, welches heute in vielen Wissentschaftsblättern diskutiert wird, was für mich endlich mal einen richtig guten Zug für eine Story bedeutet!
    Desweiteren verstehe ich die kritik an den Charakteren mal wieder net. Bei Black Mirror wurden diese auch kritisiert und tortzdem ist das Adventure nach ganz oben gewandert.
    Nibiru hat die Charaktere noch verbessert genauso die Grafik!
    Abschließen bleibt mir noch zu sagen:
    Danke Future Games und dtp für dieses tolle Adventure!
    n1 und Grüße Oliver.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1