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NieR Replicant ver.1.22474487139… (Rollenspiel) – Yoko Taros große Fantasy-Oper

Kainé, Emil, Weiss und andere: Das sind Namen, die man in Erinnerung behält. Denn mit ihnen hat Kreativkopf Yoko Taro einzigartige Charaktere geschaffen, die wie keine zweiten sind. Deren Geschichten so außergewöhnlich und gleichzeitig so menschlich sind, dass man nicht anders kann als sie ins Herz zu schließen. Egal, ob ihr Nier im Jahr 2010 gespielt habt oder es als Nier Replicant ver.1.22.474487139… zum ersten Mal erlebt: In unserem Test lässt die Neuauflage das große Abenteuer in neuem Glanz wiederauferstehen – trägt aber noch immer auch alte Schwächen in sich.

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Und noch eine Neuerung fällt ins Auge, denn so wenig die ursprüngliche Struktur verändert wurde, so stark hat Entwickler Toylogic die Grafik an moderne Anforderungen angepasst. Was früher nach einfarbigen Tapeten aussah erinnert in ver.1.22… deshalb an Berge und wo einheitliches Braungrün einst den Boden markierte, wechseln sich jetzt Stein und Gras ab. Wasser wogt auf und ab, magische Effekte sind viel besser lesbar und ganz wichtig: Abseits von Filmszenen läuft all das mit weitgehend sauberen 60 Bildern pro Sekunde. Das neue Nier reißt technisch keine Bäume aus, zumal die Auflösung vieler Objekte nicht sehr hoch scheint. Es ist anders als sein Original aber ein modernes, richtig gut aussehendes Abenteuer.

Grüße von Bayonetta & Co.

Nun liegen die größten Unterschiede aber eben nicht in den Äußerlichkeiten; vielmehr hat Toylogic mal eben einen Großteil des Spielgefühls neu gestaltet. Das fängt bei den flotten Bewegungen des Protagonisten an, geht über das vereinfachte Reiten sowie ein schnelleres Aufheben von Ressourcen und wird im Kampf erst richtig vertieft. Interessanterweise sind alle Eckpunkte des Konzepts, sprich die vorhandenen Waffen und Aktionen, die Zauber, Doppelsprung und Ausweichrolle sowie der aktive Konter weiterhin vorhanden. Nur fühlt sich das alles jetzt so rund an wie in

Automata

und hat mit dem recht trägen Original nichts mehr zu tun. Kein Wunder, standen Entwickler von Platinum Games doch mit Rat und Tat zur Seite, was man auch an zahlreichen Optionen zum Einstellen der Kamera merkt.

Einzelheiten zur PC-Version



Zum ersten Mal ist Nier mit ver.1.22… auch auf PC spielbar und es läuft zum Start dabei besser als das damals veröffentlicht Automata.

Die Optionen zum Anpassen der Grafik sind dabei überschaubar, zumal man die Bildwiederholrate nicht über 60 erhöhen kann. Ein Performance-Modus reduziert wahlweise lediglich die Auflösung.

Während das Abenteuer selbstverständlich auch mit Maus und Tastatur spielbar ist, empfehlen wir euch die deutlich bessere Gamepad-Steuerung. Als Kopierschutz dient Denuvo Anti-Temper. © 4P/Screenshot

Die Gegner haben ebenfalls dazu gelernt und agieren flinker – weshalb es gut ist, dass man ihnen jetzt schneller ausweicht, umgehend in ihren Rücken gelangt, Konter besser timen und Finisher leichter ansetzen kann. Zusätzlich wählt man aus drei verschiedenen Waffentypen nicht nur das vertraute Werkzeug aus, sondern führt neben den bekannten auch neue leichte und schwere Angriffe aus. Beim Auslösen aller Zauber kann man sich zudem bewegen, was dem Spielfluss ausgesprochen guttut. Ich genieße diese flotte Action jedenfalls auf ähnliche Weise, wie ich das in

Automata

und anderen Platinum-Spielen getan habe.

Allzweck-Speere

Perfekt ist sie nur trotzdem nicht, denn selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad ist Nier Replicant leider viel zu leicht. Zwar stecken manche Schatten eine Menge Treffer ein, doch ihre Bewegungsmuster und Angriffe sind einfach zu durchschauen bzw. abzuwehren. Die Ursachen dafür liegen z.T. im Original, teilweise aber auch an Neuerungen wie den überarbeiteten Speeren, die jetzt sowohl gegen einzelne Angreifer als auch gegen Gruppen von Schatten so effektiv sind, dass man in Verbindung mit der ebenfalls erweiterten Magie (dazu gleich mehr) kaum dazu motiviert wird andere Waffen zu verwenden.

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Die rasante Action erinnert jetzt an Nier: Automata und ist damit ein gewaltiger Fortschritt gegenüber dem Original. © 4P/Screenshot

Schon damals gab es außerdem Verstärker, mit denen man u.a. den ausgeteilten Schaden so stark erhöht, dass selbst die Lebensbalken zäher Feinde wie Eis im Hochsommer schmelzen. Gefährlich wird es also nur, wenn man von so vielen Gegnern eingekreist ist, dass man bevorstehende Attacken kaum noch erkennen kann, oder weil sich dort Fehler einschleichen, wo man den teils sehr lange dauernden Kämpfen nicht die volle Aufmerksamkeit widmet.

Erinnerungswürdige Momente

Das setzt sich bei Bosskämpfen fort, die ebenfalls sehr entspannt machbar sind, weil man Angriffe entweder leicht abwehrt oder ihnen problemlos ausweicht. Auffällig ist außerdem die oft seltsam lange Wartezeit zwischen den Aktionen eines Bosses oder weil sich die eigene Magie aufladen muss. Manche Zwischengegner sind da wesentlich knackigere Herausforderer.

Im Gegenzug sind viele der Bosskämpfe klasse inszeniert. Oft sind die starken Schatten nämlich nicht nur breite Hindernisse, sondern wesentliche Bestandteile der Geschichte. Viele der einfallsreichen Widersacher enthalten außerdem Elemente wie an Bullet-Hell-Action erinnernde Kugelwände. Auch wenn sie spielerisch Wünsche offenlassen, sind es daher immer erinnerungswürdige Höhepunkte.

Kommentare

132 Kommentare

  1. Hab eben das Adlerquest angenommen, und kämpfe gerade in der Heimatstadt gegen dieses naja..
    Manche Kämpfe brauchen da ein wenig mehr Ausdauer, die Inventar-Steuerung über die Heil-Items ist umständlich und alles wirkt ein wenig wie vor 10 Jahren.
    Aber ich mags, auch wenn ich zwischen drin mal Pause machen muss. Mich hat dieses Anwesen auf eine schöne Art an Resident Evil 1 erinnert und das ist auch schon was.
    Ich würde aber allen die zum ersten mal Nier spielen, ganz klar Nier Automata empfehlen. Vielleicht verändere ich noch meine Meinung aber bisher schaut es so aus.
    P.s.: Uwe, nein ich bin immer noch bei "Abadons Tor, Kapitel 19" und nicht weiter. Zeit ist halt wichtiger als Geld.
    @Kainé21
    Diese Arbeit.. ich denke das ist halt aus Liebe am Werk. Das wird so gemacht..
    Ich kannte das Original nicht und ich muss leider eingestehen das es vielleicht diese Sog-Wirkung oder Anziehungskraft nicht hat, wenn ich aus der Zukunft drauf blicke. :/
    Es ist ein sehr gutes Spiel und auch von der Erzählung, dem Ton und der Animation her. Aber ich kann es halt nicht mehr einordnen wie es für die Release-Verhältnisse war. Daher geht auch viel verloren. Dennoch, auch weil Nier Auatomata darauf aufbaut, weiß ich es auf gewisse Weise zu schätzen und es macht wirklich Spaß diese Art jetzt aktive zu spielen.
    Mal schauen was ich sage wenn ich dem Adler begegne...

  2. Psycake hat geschrieben: 22.04.2021 22:45
    Oh, Gott, die Diskussionen dazu sind so verschachtelt, dass ich fast schon glaube, dass die Definition dazu fast schon sehr subjektiv ist.
    Ich sehe Nier Replicant als Remake an, weil die Grafik neu gemacht wurde (ja, nicht auf dem neuesten Stand, ist aber ne neue Engine, soweit ich weiß), das Kampfsystem überarbeitet wurde, der Soundtrack rearrangiert und das Spiel um neue Szenarien erweitert. Das sehe ich als Remake.
    Ein Remaster ist in meiner Definition ein einfaches HD-Upscaling mit maximal winzigen Anpassungen.
    Resident Evil 2 und Final Fantasy 7 sind für mich (trotz des "Remakes" im Namen der siebten letzten Fantasie) keine Remakes, sondern Reimageinings.
    (Ich sage gerne, Final Fantasy 7 sollte mit Untertitel Re:Imagined heißen. Es würde besser zu dem Titel passen und wäre auch unverkennbar... Nomura, sozusagen).
    is ja egal ob ein starkes remaster oder ein sanftes remake. beim remake wird eben meist die spielmechanik auch angepasst an den status quo - da sehe ich den hauptunterschied. neue grafikengine etc sowieso - aber sobald bspw die kämpfe sich anders spielen is es für mich ein remake.
    danke für die antwort - "iwo zwischen remaster und remake"

  3. ChrisJumper hat geschrieben: 04.06.2021 21:17 Dachte wirklich es war nur ein Lock-Down Covid-Port und die Entwickler brauchten halt Geld. Aber es ist dann schon etwas mehr. Generell begrüße ich es aber wenn man noch mal Aufwand in eine bessere Version steckt. die PS3 Version hätte ich vielleicht nie mehr gespielt.
    Da steckt schon Arbeit drin. Sogar solche Arbeit, wo man sich fragt, ob das wirklich nötig war. Beispielsweise wurde das gesamte Skript neu geschrieben und neu vertont (es wurden dann auch damals unvertonte Nebenquests vertont). Skript und Vertonung waren schon im Original über alles Erhaben - und trotzdem haben sie es hier übertroffen.

  4. Ich hatte NA auf der PS4 Pro gespielt. Fand die Texturen, die Flora und Fauna schon um einiges Detaillierter als auch die Welt und die Bosskämpfe.
    Bin aktuell auch noch nicht so weit, aber allein das Level-Design mit den engen Gängen und den Klettermöglichkeiten beschreibt schon stark die PS2/PS3 Variante. Wahrscheinlich sind die Entwickler bei der PS3 Version halt auch erst später dazu über gegangen es für die neuere Hardware zu optimieren, also wenn die Entwicklung länger dauert als erwartet.
    NA hat halt noch mehr Film-Sequenzen drin, aber gut möglich das ich anhand der Mini-Spiele die in diesen Titeln vor kommt einen falschen Eindruck hab.
    Mein erster Dungeon war halt in NR 1.2247 der Baum und der Junk Teil mit dem Robotor Bosskampf.
    Das ist im direkten Vergleich zu Final Fantasy (15), halt ein Himmelsweiter unterschied. Aber das Gameplay von Nier gefällt mir viel besser als eines von Final Fantasy. Ich mag die Story, die Quests und die Welten und den Wechsel von 2D zu 3D.
    Auch wenn es wahrscheinlich genial wäre wenn der Nier Entwickler das Studio und die Grafik von HzD übernehmen könnte. Denn letztlich ist HzD ja fast das.. so ein Nier mit besserer Grafik und weniger Zeitkritischem Gameplay. Dafür sind die Quets und die Figuren in Nier viel... ich sag mal charismatischer. Das Setting bei Nier ist stimmiger, ich weiß nicht genau was mich das glauben lässt.

  5. ChrisJumper hat geschrieben: 04.06.2021 21:17
    Kainé21 hat geschrieben: 04.06.2021 05:14 Schau dir mal das Original an. Manche Direktvergleiche weisen so dermaßen riesige Unterschiede auf, dass man es kaum glauben kann. Und trotzdem stimmt es ja nicht, dass das Remaster besonders gut aussähe.
    oO
    Tatsache. Hätte ich jetzt so auch nicht erwartet muss ich gestehen. Wahrscheinlich weil Final Fantasy 7 Remake, ein ähnliches Spielprinzip hat und doch so umfassend viel besser aussieht.
    Zwischen dem Original und Remake liegen aber noch mal welten. Gut ich spiele es auch auf der PS5 statt auf der PS4 und die PS4 Version ist nur ein Bruchteil von dem was ich dort schon mit NA gespielt hatte.
    Dachte wirklich es war nur ein Lock-Down Covid-Port und die Entwickler brauchten halt Geld. Aber es ist dann schon etwas mehr. Generell begrüße ich es aber wenn man noch mal Aufwand in eine bessere Version steckt. die PS3 Version hätte ich vielleicht nie mehr gespielt.
    Das Original wurde für die nicht mehr zeitgemäße Grafik kritisiert. Tatsächlich sieht Nier eine ganz Ecke besser aus als das Original (ohne zu übertreiben, dass Original sah aus wie ein recht hübsches PS2 Spiel in HD). Eigentlich ein kleines Wunder dass das Remaster nun so hoch bewertet wurde. Seinerzeit hab ich aus dem Test herausgelesen das Nier in erster Linie die 80% wegen der Grafik und Technik nicht geknackt hat.
    Hmm du solltest Automata noch einmal spielen. Ich hab das grade gut getan und kann jetzt nicht bestätigen das die NPCs mehr zu sagen hätten. Dafür fällt umso mehr auf das Nier Remaster im Gegensatz zu Automata komplett vertont wurde. In Automata bleiben sogar teils NPCs die die Story tragen in manchen Dialogen stumm.
    Nee ein richtiges Remake mit neuer Engine und Co - denke das hätte sich nicht ausgezahlt für SE. Aber die VKZ von Automata lassen hoffen dass zumindest Nier 3 komplett vertont sein wird.

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