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No More Heroes (Action-Adventure) – No More Heroes

Auf dem Klo wird gespeichert. In der Limousine wird gevögelt. Auf der Straße rollen die Köpfe. Neugierig geworden? Also steht ihr auf Gewalt, Sex und Humor à la Tarantino? Dann müsste No More Heroes theoretisch eure Nerven treffen. Das Spiel von Grasshopper Manufacture entführt in die blutige Welt des kalifornischen Städtchens Santa Destroy. Und hier geht es nur um eines: Sich nach oben töten. Geniales Kunstwerk oder morbide Katastrophe?

© Grasshopper Manufacture / Eidos / XSEED Games

Dein Motel, deine Basis

Retro-Icons und bizarre Charaktere: No More Heroes besticht zwar mit seinem markanten Stil, aber ist voll gepackt mit Designschnitzern, Monotonie und schwacher Technik.

Von seinem Motelzimmer aus kann Travis Santa Destroy in Ego- oder Schulterperspektive erkunden. Was kann er in seinem Zimmer machen? Auf dem Klo wird gespeichert, im Wohnzimmer kann er Kleidung wechseln, er kann sich die Stadtkarte mit seinen Resultaten anschauen, seine Katze Jeane kraulen, in der Glotze Trailer oder Wrestlingszenen ansehen, den Anrufbeantworter für Aufträge abrufen, den Kühlschrank nach Essbarem durchwühlen, die Kartensammlung studieren. Hört sich nach viel Abwechslung an, ist aber schnell durchschaut und abgehakt.

Und wie sieht es unterwegs aus? Die Interaktion in der Stadt beschränkt sich auf das Sammeln bzw. Ausgraben von Geld oder Gegenständen: Wer fleißig gegen Abfallcontainer tritt oder mit dem Schwert in den Rasen sticht, wird ab und zu mit Zaster, Klamotten oder Krimskrams belohnt. Großartig auf Glück graben muss man nicht: Gelbe Punkte zeigen an, wo sich etwas verbirgt. Ist das spannend? Nein. Ist das auf Dauer langweilig? Ja. Es gibt immerhin auch ein paar Shops, in denen er T-Shirts, Brillen & Co kaufen kann. Eine Videothek wartet sogar mit Filmen auf – natürlich erstmal nur einer, dann werden es mehr.

Das Kampfsystem ist noch das beste am Spiel: Zwar werden Schläge nicht wie in Red Steel simuliert, aber dafür geht es rasant und inklusive cooler Spezialattacken zur Sache.

Interessanter sind da schon Naomis Labor, wo man neue Katanas erwerben kann oder ein Besuch bei Thunder Ryu. Der Trainer kann euch neue Moves beibringen; ihr könnt aber auch Hanteln stemmen oder Kniebeugen machen – natürlich mit Nunchuk & Remote. Und wenn ihr Lovikoff-Bälle zu Lovikoff bringt, dann bringt er euch neue Techniken bei. Ist das spannend? Nein. Ist das einfach blödes Sammeln und Aufrüsten? Ja. Lebenskraft, Fähigkeiten und Stärke wachsen also im Laufe des Spiels an, so dass ein gewisser Antrieb für die Suche durchaus da ist.

Schema F

Das Spielschema ist aber immer dasselbe, zwingt euch stundenlang in eine Endlosschleife ohne Überraschungen: Nebenjobs erledigen, irgendwann Geld einzahlen, zum Rangkampfort fahren, Aufwärmgemetzel gegen B-Gegner, Duell gegen Bossgegner, in der Highscore aufsteigen, Nebenjobs erledigen, irgendwann Geld einzahlen. Nach knapp zwei Stunden hat man sich Platz 9 erobert. Um für den nächsten Kampf zugelassen zu werden, braucht man schlappe 200.000 Dollar. Also ab auf die Straße und Nebenjobs an Land ziehen. Ist das schnell durchschaut? Ja. Ist das spannend? Nein.

Während in der US-Fassung Blutfontänen spritzen, gibt es in der deutschen und japanischen Variante keinen Lebenssaft zu sehen. Ist albern, macht aber nix.

Entweder man lässt sich in der Jobvermittlung harmlose Aufträge wie das Kokosnuss sammeln oder gar Rasen mähen geben oder bei der Vereinigung der Killer blutige Auftragsmorde. Dann düst man durch die hässlichen Straßen von Santa Destroy und klappert alle Zielpunkte ab, die in der Minimap erscheinen. Polizei? Reagiert nicht. Straßenverkehr? Lethargisch. Unfälle? Fehlanzeige – bis auf Kickstarts, die euer Bike umhauen. Fahrphysik? Grausam. Ja, man kann Laternen umfahren. Ja, man kann sich auch mal überschlagen.

Aber schon das uralte Headhunter auf Dreamcast hatte ein besseres Fahr- & Stadtgefühl vermittelt als diese kalifornische Geisterstadt mit ihren lethargischen Gestalten. Das ist quasi ein Woodstock für Kontrapunkte – Pop-ups, Tearing, Kanten, Ruckler, Flimmern, Texturtapeten, Kollisionsboxen, fehlende Interaktion und Autos aus der Hölle. Hinzu kommen eine verdammt miese Fahrphysik sowie Passanten, die nicht reagieren oder einfach weg geschoben werden.

Manche Spiele sind zum Schreien. Man möchte sie aufgrund ihrer Coolness lieben, man will mehr von ihren bizarren Helden, aber gleichzeitig will man das technische Drumherum verfluchen. Zumal die Freiheit hier aufgrund des immer gleichen Spielablaufs nur eine Illusion ist, und zwar eine verdammt schlechte. Der einzige Pluspunkt und der so wichtige Kontrapunkt zur wirklich miserablen Version einer „Open World“ ist das rasante Kampfsystem.
 

Kommentare

146 Kommentare

  1. Also ich habe das Spiel trotzdem gekauft und es ist geil.
    Natürlich ist die Aussenwelt nicht optimal sondern einfach nur funktional und kann nerven, aber der Kern des Spiels hat so viel Charme und macht einfach nur Spaß.
    Der Vergleich mit GTA is übrigens ein voller Griff ins Klo, wer vergleicht denn auch God of War mit Zelda das wäre genau so falsch.
    Den Kommentar staue ich mir schon seit Monaten auf. ^^
    danke fürs lesen
    gogo for min. 70% oder faire 75%

  2. No More Heroes ist für mich kein Sandbox Spiel da die Stadt für mich eher ein großes Menü ist und es dort um die Auswahl der kämpfe geht also ich finde NoMoreHeroes Spitze und freue mich schon auf den neuen teil *_*

  3. dieser test ist absolut lächerlich. dass nahezu alle anderen online mags da ganz anderer meinung sind beweist die gamerankings.com durchschnittswertung von 83%, das sind 23% mehr als sich jörg "unter schmerzen" abgerungen hat :D
    ja no more heroes hat grafische schwächen, die oberwelt sieht teilweise echt peinlich aus, aber das gameplay, die genialen bossgegner etc machen einfach unglaublich viel spass. das geschnetzel ist unglaublich befriedigend und kommt dabei ohne gefuchtel aus.
    ich für meinen teil freue mich riesig auf no more heroes 2, auch wenn ich killer 7 nen tick besser fand ... lasst euch von diesem test nicht verunsichern und spielt es am besten einfach selbst und bildet euch eine eigene meinung.

  4. Ich finde man sollte die Stadt etc. nicht zu sehr in die Wertung mit einbeziehen.
    Die Entwickler wollten den Fokus anscheinend in den morbiden Humor und das gute Kampfsystem setzen.
    Außerdem ist es einfach herrlich innovativ.
    also mein Fazit was ich aus diversen Tests ( ja ich habs noch nicht gezockt) ziehe ist:
    Für jeden Anime- und Quentin terrentino fan, sowie für jede Person die Kreativität in Spielen sucht ist das Spiel ein muss.

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