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Rune 2 (Action-Adventure) – God of War für Arme

Nur Stunden nach der Veröffentlichung von Rune 2 hat Entwickler Human Head seine Pforten geschlossen. Tatsächlich hat das Studio sein letztes Spiel in einem desolaten Zustand veröffentlicht – und scheint sich nun vor der Sanierung zu drücken. In unserem Test erfahrt ihr, warum das Action-Abenteuer trotz manch interessanter Ansätze kein würdiger Nachfolger für das PC-Kultspiel aus dem Jahr 2000 ist.

© Human Head Studios / Ragnarok Game LLC / Ragnarok Game LLC

Spiel fertig, Laden dicht

 

Diese Schlagzeile muss man erstmal toppen: Just nach dem Release des von vielen Rune-Fans sehnlich erwarteten Rune 2 gab das in Wisconsin beheimatete Team von Human Head Studios bekannt, dass dies der letzte Titel des Entwicklers war. Schotten dicht, aus wirtschaftlichen Gründen! Gleichzeitig vermeldete der Firmenblog, dass das eigentliche Team aber nicht zerschlagen wird, sondern komplett zusammenbleibt – und zwar unter dem Namen Roundhouse Games als neuer Teil von Bethesda. Nun kann man scherzen, dass das gut passt, weil es tatsächlich einige unfreiwillige Parallelen zwischen Fallout 76 und Rune 2 gibt – das Manöver des Teams hat aber tatsächlich einen schalen Beigeschmack: Fast möchte man meinen, der Entwickler hat noch rasch das Nötigste aus seinem Vertrag mit Publisher Ragnarok erfüllt – nämlich ein unterdurchschnittliches, aber immerhin lauffähiges Spiel namens Rune 2 veröffentlicht -, entzieht sich dann aber jeglicher Verantwortung. Wer will schon den vorprogrammierten Shitstorm wütender Wikinger abbekommen, wenn er stattdessen in Todd Howards großer Rollenspiel-Villa ein gemütliches Gästezimmer beziehen kann?

 

Publisher Ragnarok kümmert sich nun zwar um den Support im Rune-2-Forum und verspricht, ein Team auf die Beine zu stellen, das den Titel nicht nur verbessert, sondern auch künftig mit Inhalten versorgt – gleichzeitig lamentiert die Firma aber, dass Human Head Studios sie bei ihrer Arbeit behindere. Deshalb wurde der Entwickler bereits verklagt – u.a. weil Ragnarok eigenen Aussagen zufolge trotz mehrfacher Nachfrage keinen Zugang zum finalen Quellcode des Spiels erhält. Ein mehr als beschwerlicher Start also für ein Spiel, das ohnehin große Fußstapfen ausfüllen wollte: Im Jahr 2000 vergaben wir eine Wertung von 83% für „die imposant und aufregend in Szene gesetzten Kämpfe“ von Rune; vor allem der Mehrspieler-Modus erlangte damals Kultstatus in der PC-Gemeinde.

 

Viel Action, bisschen RPG & Crafting

 

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Die Welt von Rune 2 ist nicht vollgestopft mit Details, enthält aber zumindest einige Orte, die aus der Ferne interessant aussehen. © 4P/Screenshot

Beinahe 20 Jahre später setzen die Macher von unter anderem Prey (2006) in Rune 2 auf eine Mischung aus Erkunden, Kämpfen, Craften, Überleben und Aufleveln – und zwar anteilsmäßig in dieser Reihenfolge. Euer in einem rudimentären Charaktereditor (Geschlecht, Frisur, Hautfarbe) erstellter Nordmensch bereist vor allem per pedes eine offene Spielwelt, die sich aus unterschiedlich großen Insel zusammensetzt. Das läuft dann so ab: Man spurtet durch Wälder, schlendert an Küsten entlang, erklimmt Berge und trifft immer wieder auf Hinterlassenschaften menschlicher Zivilisation. An schimmernden Megalithen erhält man nicht nur Erfahrungspunkte, sondern auch kleine Geschichten aus der nordischen Mythologie – Erzähler Heimdall spricht mit markanter englischer Stimme, seine Sagenschnipsel sind aber nicht halb so interessant oder elegant in den Spielablauf eingebunden wie die von Mimir in God of War.

 

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Inventar voll? Dann geht zu einem eurer Langhäuser und legt dort in der Kiste Zeug ab. © 4P/Screenshot

Wenig überrraschend zieht meine gewählte Nordfrau bis auf Lederhose- und -bustier zunächst blank ins Gefecht – doch bald schon lese ich die ersten Hemden, Helme und Klingen auf. Das Ankleiden bzw. Ausrüsten funktioniert automatisch oder natürlich im Menü-Bildschirm – hier ist die Steuerung per Maus dem trägen Controller eindeutig überlegen; unterm Strich bin ich mit einer Mischung aus Gamepad (fürs Kämpfen) und Maus/Tastatur (für die RPG-Elemente) ordentlich zurechgekommen. Sich auf ersteres allein zu verlassen ist leider nicht möglich, da gewisse Aktionen (z.B. das Platzieren eines Floßes im Wasser) nur mit der Tastatur machbar sind. Trotz reichlich (aus Gegnern und Kisten) sprudelnder Beute ist die Zeit, die man mit Inventarmanagement und Menüs verbringt, überschaubar – weil meine Figur selbst levelt, ich keine großen Talente wählen kann und das Kochen und Craften mit wenigen Klicks erledigt ist. Die Essenszubereitung ist an vielen kleinen Lagerfeuern überall auf der Insel möglich (aber nicht so charmant inszeniert wie in The Legend of Zelda: Breath of the Wild); um Waffen zu reparieren, Items in Kisten auszulagern oder Klingen & Co. selbst herzustellen, braucht es aber ein Langhaus. Diese typischen Holzgebäude der Wikinger kann man an mehreren Stellen auf jeder Insel errichten (und dort auch Schutz suchen, eine Pause-Funktion gibt es nämlich nicht).

Kommentare

26 Kommentare

  1. Also das Video habe ich abgebrochen, ist meine Zeit nicht wert, es hat einen solch ausführlichen Test auch garnicht verdient. Viel zu viel ressourcen und aufmerksamkeit für einen rohrkrepierer.
    Sieht schlicht billig & scheisse aus in jeder Hinsicht.

  2. eigentlich passt "god of war für arme" wie die faust aufs auge, denn die armen seelen die sich aus versehen das spiel gekauft haben, brauchen jetzt viel fantasie um sich einzubilden das sie ein gutes spiel spielen ^^

  3. Eigentlich ist doch schon God of War ein God of War für Arme. Ich mag die neue TLOU Ausrichtung überhaupt nicht.
    Schade um Rune, Teil 1 habe ich geliebt, besonders Halls of Valhalla.

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