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Shakedown: Hawaii (Action-Adventure) – Das GTA der SNES-Ära

Gut Ding will Weile haben. Dies dürfte das Motto des Teams von Vblank Entertainment sein. Immerhin ist ihr letztes Spiel Retro City Rampage vor fast sieben Jahren erschienen. Doch wenn in ihrem neuen Projekt Shakedown Hawaii ebenso viel Herzblut steckt wie in der 8-Bit-Hommage an das allererste Grand Theft Auto, dürften Anhänger von offenen Welten und Pixelkunst wieder zahlreiche Stunden guter Unterhaltung erleben. Wir haben uns für einen Action-Urlaub auf die amerikanische Pazifikinsel begeben – mehr dazu im Test.

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Wirtschafts-GTA

So weit man sich erzählerisch von Retro City Rampage entfernt, so nah liegt man mechanisch am älteren Familienmitglied: Man ist entweder zu Fuß oder mit einem der zahlreichen fahrbaren Untersätze in der komplett offenen Metropole unterwegs, um sich entweder das nötige Kleingeld für den Erwerb unterschiedlicher Unternehmen zu beschaffen. Und es gibt wahrlich genug Unternehmen oder zwielichtige Beschäftigungen, die man sich aneignen kann: Es warten über 120 Story-Missionen, knapp 400 Möglichkeiten, seinen Immobilienvorrat aufzustocken, über 80 Geschäfte, die man mit Gewalt in dieser oder jener Form zu einer „dauerhaften“ Umsatzspende überzeugen kann und fast 30 Herausforderungen. Und wie es sich für eine offene Welt gehört, kann man tun und lassen, was man will. Und das natürlich im eigenen Tempo und je nachdem, wie viel Zeit man zur Verfügung hat. Allerdings fällt auf, dass sich das prinzipielle Missionsdesign recht früh wiederholt: Man geht oder fährt irgendwohin, zerstört etwas, tötet Gegner oder erweitert sein Imperium durch Käufe.

Allerdings findet man auch immer wieder Überraschungen. Das können z.B. Plattformsequenzen sein, in denen man nicht nur Abgründe überwinden, sondern ggf. auch beweglichen Fallen ausweichen muss. Und bei den „feindlichen“ Übernahmen darf man sich auch nicht sicher fühlen, was auf einen zu kommt. Mal ergibt sich der Ladenbesitzer ohne Gegenwehr seinem Schicksal und „fusioniert“ mit Feeble Multinational. Dann wiederum muss man erst die Ladeneinrichtung zertrümmern, bevor er sich einem anschließt. Ein wieder anderes Mal tauchte auf einmal eine ganze Bande mit über einem Dutzend Gegner auf, die einen ganz schön fordern. Und in einem Schönheitssalon konnte die Besitzerin davon überzeugt werden, dass sie Schutz benötigt, indem man die Toiletten verstopfte und für eine Überschwemmung sorgte! Man kann erneut unterhaltsame Mini-Spiele und natürlich auch das eine oder andere Geheimnis finden, während man die Inselmetropole zu einem riesigen Umsatz-Spielplatz ausbaut.

Willkommen in der SNES-Ära


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Die Wirtschaftselemente bleiben oberflächlich. © 4P/Screenshot

Dadurch und durch die letztlich recht kurze Zeit, die man auf jede Aufgabe aufwendet, wird die Missionsredundanz allerdings auf ein akzeptables Niveau heruntergestuft – meist dauern die Story-Quests zwischen fünf und zehn Minuten. Es gibt zwar auch Abweichungen nach oben, doch Shakedown Hawaii ist ein eigentlich ideales Spiel für zwischendurch: Ein schneller Einstieg, dazu eine knackige, angenehm direkte Steuerung auf allen Systemen sorgen für kurzweilige Unterhaltung – und ansehnlich ist sie auch noch. Hing der Quasi-Vorgänger Retro City Rampage in der Ära von NES und Master System, zeigt sich Hawaii als ansehnliche 16-Bit-Pixelkunst, die in Zeiten von Mini-SNES, Sega Mega Drive Collection oder dem angekündigten Mega Drive Mini beinahe schon zeitgemäß wirkt. Farbpalette und Effekte erinnern ebenso an Nintendos 16-Bitter wie die Zwischensequenzen oder die Musik, die aber letztlich nicht ganz so wuchtig tönt wie einschlägige Mega-Drive-Klassiker. Ungeachtet dessen zieht Vblank hier alle Register, um Retrofans mit der audiovisuellen Gestaltung zu begeistern.  

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Auch die Zwischensequenzen wurden konsequent im 16-Bit-Stil umgesetzt. © 4P/Screenshot

Und so ganz ohne Wirtschaftsaspekte will man die Klein- und Großgangster auch nicht von der Angel lassen. Mikromanagement bei den Geschäften sucht man zwar vergeblich. Doch man kann z.B. nach der Übernahme bestimmter Unternehmenszweige seine anderen Umsatzquellen aufwerten und so die Profite steigern oder über Angestellte Optimierungen vornehmen. Damit bekommt die sauber inszenierte Action zwar keinen wirtschafts-strategischen Unterbau, doch als sich durch alle Elemente ziehende Mechanik ist dies durchaus brauchbar und sorgt dafür, dass Shakedown Hawaii letztlich doch etwas mehr ist als simpel gestrickte Arcade-Ballereien. Doch hier hat die offene Welt noch am meisten Nachholbedarf. Man könnte die Wirtschaftsaspekte noch stärker mit der Action verzahnen, um Wechselwirkungen herzustellen. In dieser Form bleibt alles sehr oberflächlich und dient meist nur dazu, um die nächste Mission einzuleiten.

Kommentare

28 Kommentare

  1. Ich habe jetzt auch meine 1. Stunde hinter mir.
    Wie hier geschrieben ist das Spiel nicht perfekt.
    Autos steuern sich sehr "sauber" und irgendwie kommt gar kein Geschwindigkeitsgefühl auf. Richtiger Rückschritt gegenüber GTA1. Auch finde ich die Steuerung von den Chars nicht sehr gelungen, sehr schwammig.
    Die Grafik, die Story und vor allem der Humor konnten mich jedoch überzeugen.
    Warscheinlich sollte man eher auf einen Sale warten, falls man sich nicht ganz sicher ist.

  2. Das Spiel macht schon Spaß, keine Frage. Aber für 19,99€ habe ich zumindest jetzt nicht das Gefühl dass mich das lange bei der Stange halten kann. Obwohl die ZerstörungiInteraktion mit der Umgebung gewaltig ist, fehlt mir irgendwie die andere Interaktion. Es ist definitiv ein tolles Spiel mit fantastischer Optik, aber ich habe bereits nach gut 1h30min das Gefühl alles gesehen zu haben. Dazu kommt, dass Audio nicht wirklich mit der Optik mithalten kann. Man stelle sich einen Soundtrack wie bei Hotline Miami vor, leider ist es aber seelenloses Gedudel, das (wie einer hier richtig angemerkt hat), durchaus das Potential hat, einem nach 30 min auf den Sack zu gehen.
    Wen das Ding wirklich absolut anspricht, dem sei es empfohlen, allen anderen würde ich dann aber doch eher günstiger empfehlen.
    Edit: Etwas besonders positives und etwas besonders negatives möchte ich noch hervorheben. Zuerst das positive: es ist schnell. Nach 20 sek. Storysequenz ist man im Spiel, Tutorials werden einem on-the-fly in jeweils weniger als 30 sek. erklärt. Das ist super!
    Negativ fällt mir dafür der häufige Musikwechsel auf. Die nervt sowieso schon, wenn die jetzt aber auch noch andauernd zwischen "Straße", "Mission", "Zwischensequenz" und "Auto" wechselt, geht einem der ständig abrupte Wechsel (aufgrund der hohen Spielgeschwindigkeit) zwischen dem Gedudel noch mehr auf die Eier.

  3. X-Live-X hat geschrieben: 11.05.2019 19:48 Sehr nett für die Vita, dumm nur. dass wohl zumindest der PSN (DE?) Release diese Woche versemmelt wurde - bisher nicht im Store zu finden.
    Wurde EU-weit vermasselt. Wie immer :)
    Laut Entwickler kommt's nächste Woche.
    *wartet immer noch auf Battle Princess Madelyn*

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