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Starfield (Rollenspiel) – Definitiv kein Skyrim im Weltraum

25 Jahre lang hat Todd Howard laut eigenen Aussagen diese Idee im Kopf gehabt: Starfield. Ein Sci-Fi-Rollenspiel mit weit über 100 Stunden Spielzeit, gut 1.000 Planeten und mit all der Erfahrung, die Bethesda seit Morrowind gesammelt hat. Es ist ein riesiges Projekt, auch für Publisher Microsoft. Damit wirklich alles klappt, entschloss man sich verhältnismäßig kurzfristig 2022 dazu, dem Team zehn Monate zusätzliche Entwicklungszeit zu geben. Hat sich das gelohnt? Gehen mit Starfield die Träume zahlreicher Rollenspiel-Fans in Erfüllung? Oder ist das Abenteuer im Weltraum zu ambitioniert und mitunter vielleicht sogar zahnlos? Zeit für eine erste Bestandsaufnahme – und ab Seite 6 auch mit einem Eindruck zur Xbox Series S von unserem Zweittester Michael Sonntag.

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Auf zu den Sternen! 

Nachdem das Aussehen, die Skills und die Traits für den Charakter stehen, geht es Schlag auf Schlag: Das Artefakt, welches ich berührt habe, wird von der Constellation gesucht. Einer Organisation, die sich dem Ziel der Erkundung des Universums und ihren Geheimnissen verschrieben hat, wobei sie im Jahr 2330 längst nur noch ein Schatten ihrer selbst ist. Just als der Auftraggeber namens Barrett landet, um das Artefakt entgegenzunehmen, kommt es zu einem Überfall durch Piraten – der erste, kleine Prüfstein für das Kampfsystem von Starfield, welches dem Szenario entsprechend viel mehr auf Schusswaffen statt Schwerter, Äxte oder Feuerbälle setzt. Dazu aber später im Text mehr.

Sobald das Gefecht gewonnen ist, erhalte ich mein erstes Raumschiff: Die Frontier. Das Ziel? New Atlantis, eine

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Das erste Raumschiff. Ein Anblick, den man in Starfield nicht so schnell vergisst. © 4P/Screenshot

der großen Städte von Starfield, die etliche klassische Zukunftsvisionen in sich vereint: Ein klinisch, nahezu reinlicher Look, die überschwängliche Verwendung von Glas, überall hochentwickelte Technologie und natürlich ein Abschieben der sozial niedriggestellten Klasse in Ghetto-ähnliche Gebiete, in denen sie irgendwie schon von alleine zurechtkommen werden. So ähnlich hat man das schon ein paar Mal gesehen, nichtsdestotrotz ist das erste Landen in und Erkunden von New Atlantis beeindruckend, und zu einem gewissen Grad vergleichbar mit den ersten Schritten einst 2011 in Weißlauf.

Statt schnurstracks der Hauptstory zu folgen, wandere ich erst einmal umher, erkunde alle Ecken, erhalte erste Nebenaufträge, lausche Gesprächen zwischen NPCs oder höre dabei zu, wie Schiffe am Raumhafen ankommen und wieder losfliegen. Die Atmosphäre, die Starfield in diesen ersten zwei Stunden schafft, ist wirklich phänomenal und schreit mich geradezu an, wieder ins Raumschiff zu steigen und anzufangen, andere Planeten zu erkunden. Aber zuvor gilt es noch der Loge, dem Hauptquartier der Constellation, einen Besuch abzustatten.

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Das gilt uneingeschränkt auch für den ersten Besuch in New Atlantis: Der Duft der Zukunft. © 4P/Screenshot

Die ist zwar erst einmal etwas skeptisch, warum ausgerechnet ein Neuling ihnen das wertvolle Artefakt bringt, nimmt mich aber trotzdem zügig in ihre kleine, sehr diverse Gruppe auf: Anders als erwartet trifft man in der Behausung nicht nur auf von Wissenschaft getriebene Personen, sondern auch Gläubige, Wirtschaftsvertreter und moderne Cowboys. Was sie eint? Der Gedanke, dass es da draußen im Universum noch Geheimnisse gibt, die die Menschheit bislang nicht entdeckt hat. Etwas Größeres, als man es sich kaum vorstellen mag. Das von mir per Lasercutter freigelegte Artefakt soll dafür ein Schlüssel sein.

Sind 1.000 Planeten zu viel? 

Natürlich: Wo ein Artefakt ist, gibt es noch viel mehr – damit beginnt die eigentliche Story von Starfield, die ich allerdings für die nächsten Spielstunden beiseiteschiebe. Was juckt mich denn irgendein ominöses Metall mit komischen Auswirkungen auf meine Psyche, wenn ich stattdessen auch ins Raumschiff steigen und ein unfassbar riesiges Universum voller unbekannter Gefahren bereisen kann? Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass die Hauptquest nicht unbedingt zu den Highlights eines Bethesda-Spiels gehört, widme ich mich also stattdessen lieber der Erkundung und erlebe eine Bruchlandung, wie ich sie selten hatte.

Um das besser zu erklären, muss man wissen, wie die unzähligen Planeten in Starfield funktionieren: Die sind

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Langeweile, sonst nichts: Manche Planeten können zu Schlaftabletten werden. Ist das realistisch? Vermutlich. Ist das spaßig? Nein. © 4P/Screenshot

nämlich nicht alle von Hand erstellt, sondern setzen angesichts ihrer Menge auf eine Art der prozeduralen Generierung. Das Team hat zuvor eine Vielzahl von Landschaftsstücken erstellt, die anschließend beliebig um einen Planeten gelegt worden sind. Dadurch entstehen zumindest an der Oberfläche recht realistisch aussehende Himmelskörper, die aber überwiegend noch keine Inhalte bieten. Die werden erst generiert, sobald ihr euch im Landeanflug befindet, und bestehen die meiste Zeit aus Höhlen, Fabriken, seltenen Landschaftsformationen, verlassenen Laboren und vielen weiteren Dingen. Im Endeffekt bedeutet das, dass zwei Spieler quasi zum gleichen Planeten reisen können, dort aber unterschiedliche Erfahrungen machen.

Dieser Zufallsfaktor hat jedoch auch seine Schattenseiten: Die ersten Planeten, die ich in Starfield abseits von Jemison und dessen Hauptstadt New Atlantis besucht habe, waren schlicht und ergreifend eines: Sehr langweilig. Die Oberfläche oft eine leere und trockene Wüste, in der es keine Anzeichen von organischen Leben gab. Ein paar Höhlen fand ich, die außer ein paar läppischen Ressourcen nichts boten – keine versteckten Geheimnisse, keine Bewohner, keine zu Grunde gegangenen Tiere oder irgendetwas, weshalb es sich lohnen würde, genau diese Höhle zu besuchen. Das Enviromental Storytelling, welches sonst zu den Stärken Bethesdas gehört und aus dem so viele Geschichten in Oblivion, Skyrim, Fallout 3 oder Fallout 4 hervorgegangen sind, war für mich in den ersten Spielstunden sehr enttäuschend.

Kommentare

212 Kommentare

  1. Na ja, es ist halt Fallout 4 IN SPEHSS. Spielt sich identisch, und sieht nahezu gleich aus. Und ich fand F4 richtig, richtig toll. Was mein Problem mit Starfield eigentlich am besten zusammenfasst.
    Die einzige Neuerung ist eben das Raumschiff, das auch mehr oder weniger sinnlos ist, weil man eh nur Schnellreise benutzt, bzw. benutzen muss. Andere Elemente aus F4 verbessert es, andere sind wiederum schlechter umgesetzt. Und Letztere sind ausgerechnet Dinge, die ich an F4 echt geschätzt hab.
    In Stichpunkten:
    -Keine interessanten Orte mehr, die den "Oh, was ist da hinten? Sieht spannend aus, ich guck's mir mal an!"-Reiz wecken.
    -Unspektakuläre Kämpfe, weil keine (blutigen) Fetzen mehr fliegen und selbst Blut eine Mangelware ist. Gegner kippen halt ein bisschen theatralisch um und das wars.
    -Stupide Challenges fürs Freischalten von Perks. Wieso? Haben echt so viele Spieler danach gefragt, Leveln nervig und zeitraubend zu machen? So Sachen wie "Töte X Gegner mit Gewehren" sind ja noch okay, weil das hat man ruckzuck fertig - aber sobald man mit Krams wie "Benutze 100 Medipacks" ankommt, wird's einfach nur doof, teuer und sehr, sehr grindy. Am schlimmsten sind da echt die Perks, um Rüstungen, Waffen und Schiffe modden zu dürfen... ach ja, und mit der Forschungsstation kommt noch eine Ebene Grind hinzu, weil man die Mods auch noch erforschen muss, bevor man sie überhaupt bauen darf.
    -Es ist wieder ein Messi-Simulator weil es zigtausende Ressourcen gibt, Lagerplatz aber unglaublich begrenzt ist. Fallout 76 lässt grüßen. :roll:
    -Händler haben zu wenig Geld. Lategame-Ausrüstung ist derart wertvoll, dass kein Händler im Spiel sie bezahlen kann, außer wenn man ihnen vorher den halben Laden leerkauft. Dadurch ist das Perk für bessere (Ver)Kaufspreise ziemlich sinnlos. Schiffshändler haben zwar über 100.000, kaufen aber nix an, und Geld mit gekaperten Schiffen verdient man auch nicht, weil man sie zum Verkaufen erstmal registrieren muss - was ungefähr 99% des Schiffswertes kostet.
    -Keine...

  2. nach nunmehr gut 170 Stunden reicht es erstmal :mrgreen:
    es war bis hierhin eine wirklich tolle Zeit, viele tolle Szenen und Quests - gleichermaßen war die Ryujin-Story aber das Schlimmste das ich je in einem Videospiel erlebt habe; chapeau Bethesda :Blauesauge:
    ansonsten kann ich aber nicht verstehen, warum man die immer und immer gleichen Außenposten überall platziert hat
    Fallout hatte Hunderte einzigartige Locations und das wäre hier auch drin gewesen - in jedem System einfach 3 4 5 Orte und drum herum meinetwegen das prozedurale Zeug
    hin und wieder bin ich über tolle Punkte gestolpert, aber der Großteil wiederholt sich leider nur und der Entdeckerdrang ist bei Weitem nicht so groß wie in der Postapokalypse :?
    aber trotzdem, die Feuergefechte machten bis zum Schluss richtig Spaß und mein Bethesda-Sammelwahn wurde auch hier wieder exquisit befriedigt und der Außenposten sowie die Wohnung in Akila wachsen :Hüpf:
    aber bis jetzt habe ich das Meiste gesehen und es wiederholt sich nur noch, von daher geht's dann erst nächstes Jahr wieder richtig los wenn der Creation Club und die Mods kommen. Warum der Baumodus so extrem limitiert ist, kann ich aber auch nicht nachvollziehen - es ist doch schon alles im Spiel man, jetzt schaltet es auch frei :|

  3. Nach jetzt etwas über 30 Stunden über die vergangenen Wochen habe ich leider festgestellt, dass ich einfach nicht mit Starfield warm werde. Ich hab's wirklich versucht, aber es klickt einfach nicht.
    Obwohl alles in Starfield im Prinzip eine gute Idee zu sein scheint. Und irgendwie funktioniert trotzdem nichts so gut, wie ich es mir erhofft hatte. Das gilt leider auch für die Handlung, die ich persönlich so unterentwickelt finde, dass ich wirklich ernüchtert war. Na es eigentlich immer noch bin.
    Man kann Hunderte von Stunden damit verbringen, jeden Winkel zu erkunden. Aber die Story-Missionen lassen sich wahrscheinlich in einem Dutzend Stunden oder sogar noch weniger durchspielen, aber nicht einmal darauf hatte ich jetzt noch Lust. Oder hätte ich weiter Lust gehabt.
    Das Schlimmste für mich an Starfield ist: es ist für mich persönlich einfach ein grundsätzlich uninteressantes fiktionales Universum. Ohne eigene Ideen.
    Da half es mir auch nicht, dass die Story-Missionen der repetitivste Aspekt des ganzen Spiels sind. Bis auf wenige Ausnahmen geht es einfach darum, einen neuen Planeten aufzusuchen und ein mysteriöses, scheinbar außerirdisches Artefakt aus einer Höhle zu holen. Die Nebenmissionen waren wesentlich besser gestaltet und teilweise sogar sehr unvorhersehbar im Ablauf. Das war zwischendrin toll.
    Es gibt auch einige echt schöne Landschaften und einige sehenswerte Innenräume. Aber ansonsten ist die Technik des Spiels sehr .... mh, unscheinbar. Insbesondere die ständigen Ladepausen. Alter, was ... . Jedes größere Gebäude erfordert eine oder zwei Sekunden lange Ladezeit, und im Inneren gibt es oft noch mehr davon, sogar in Höhlen.
    Zusammen mit der für mich netvtötenden Nutzung der Schnellreise, zu der das Spiel bei jeder Gelegenheit ermutigt, war's das für mich, weil ich am Ende die Hälfte meiner Spielzeit auf einen leeren Bildschirm und die kleine kreisförmige Ladeanzeige gestarrt hab.
    Jede Planetenoberfläche ist zwar eine andere, aber eben die einzige Verbindung...

  4. Solon25 hat geschrieben: 24.09.2023 08:20 Kann mir bitte wer sagen wie das mit den eingelagerten Materialien ist, wenn man ein neues Raumschiff hat? Gehen die automatisch mit da rauf?
    die werden immer in dein aktuelles Raumschiff übertragen
    ist dein Laderaum zu klein, dann ist es quasi übervoll und du kannst nichts weiter lagern und musst erstmal Zeug entfernen
    an Außenposten kann man das aber alles gut lagern
    die Kapazitäten sind zwar lächerlich klein, kann man aber zumindest am PC per console command erhöhen
    die Konsole öffnen, den jeweiligen Container anklicken und dann setav carryweight xxx (ich hab 4800 genommen) - muss wohl ein Vielfaches von 32 verwendet werden
    so kann ich jetzt neben meiner riesigen Covenant auch mal kleinere, wendigere Raumschiffe fliegen die kaum Lagerraum haben

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