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Through the Darkest of Times (Taktik & Strategie) – Die dunkelste aller Zeiten

Spielkulturell hat Painbucket Games mit Through the Darkest of Times bereits zwei wichtige Ziele erreicht: Ein Spiel zu entwerfen, das Geschichte lehrt und gleichzeitig die Überwindung der fragwürdigen Symbol-Zensur in Videospiel-Deutschland angestoßen hat. Doch kann die Runden-Strategie auch spielerisch überzeugen? Unser Test liefert Antworten!  

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Der Widerstand als Brettspiel

Denn hauptsächlich verbringt man seine Zeit auf der Übersichtskarte von Berlin. Hier kann man, ähnlich wie bei einem Brettspiel, Aktionen durchführen. Diese reichen vom Anwerben neuer aktiver Mitglieder und Unterstützer sowie Spendensammlungen über den Druck von Flugblättern oder das Verteilen von illegalen Büchern hin zu spektakuläreren Aktionen wie Anschlägen oder Sabotage. Die Gruppenmitglieder haben Werte, die z.B. ihre Überzeugungskraft, Empathie oder Allgemeinwissen repräsentieren. Zudem haben sie Eigenschaften, die in bestimmten Situation Vor- oder Nachteil sein können – etwa wenn ein Mitglied als ehemaliger Gewerkschafter zwar guten Zugang zu Arbeitern hat, mit Akademikern aber eher weniger interagieren kann.

Jede Aktion hat basierend auf Charakter-Werten und Eigenschaften eine Erfolgswahrscheinlichkeit sowie eine Gefahrenstufe. Werde ich z.B. bei nächtlichen Schmierereien von der SA erwischt, kann ich die Flucht antreten und die Aktion abbrechen, mich verstecken, um gegebenenfalls doch einen Erfolg zu erzielen, oder die Aktion durchzuziehen und dabei Festnahme, Verletzung oder gar den Tod von Gruppenmitgliedern in Kauf nehmen. Obwohl die Ergebnisse im Hintergrund anscheinend ausgewürfelt werden, ist die Erfolgsrate auch bei gefährlicheren Aktionen relativ hoch – bei umsichtigen Entscheidungen hatte ich nur selten Konsequenzen zu erdulden, die über ein „Wurde gesehen“ hinausgingen. Immerhin: Es gibt nur einen (automatischen) Speicherstand. Stirbt ein Gruppenmitglied oder löst sich die Gruppe wegen mangelnder Unterstützung oder fehlender Moral auf, bedeutet dies das Ende eines der ca. 4-5 stündigen Durchläufe. 

Repetitive Routine

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Die meisten Aktionen werden auf der Übersichtskarte von Berlin ausgewählt und in Textboxen abgehandelt. © 4P/Screenshot

Dies erhöht immerhin das Level der Aufmerksamkeit der Gestapo, sodass ich meine Gruppenmitglieder in ein Versteck schicken kann, um die Behörden zu beruhigen. Auch gibt es Aktionen, die mit Entscheidungen zusammenhängen, die ich zuvor getroffen habe. Etwa, den jüdischen Bekannten nach dem Luftschutzbunker-Zwischenfall eine neue Bleibe zu suchen. Leider bleiben viele der Aktionen nur an der Oberfläche und werden eher spartanisch mit Texteinblendungen und simplen Bildern illustriert. Zudem werden viele Handlungen schnell sehr repetitiv. So schickt man die Gruppenmitglieder z.B. dauernd zum Spenden sammeln und ins Gespräch mit Arbeitern, Gewerkschaftern und sonstigen Unterstützern, um die Leisten für Moral und Unterstützung hoch- und die Gruppe damit zusammenzuhalten.  Da die Ereignisse aber immer gleich ablaufen, werden die Grundaufgaben schnell zur Routine.

Ebenfalls rein spielerisch etwas demotivierend, an dieser Stelle aber natürlich historisch realistisch, ist die Tatsache, dass sich nichts am wesentlichen Verlauf der Geschichte ändern lässt. Egal wie viele Unterstützer ich versammeln kann, wie viele Informationen ich an die Alliierten liefere oder wie viele Bücher ich importiere: Mein lebensgefährlicher Widerstand hat zu keinem Zeitpunkt auch nur die kleinste Chance, das Nazi-Regime ins Wanken zu bringen. Umso wohltuender sind die kleinen zwischenmenschlichen Erfolge, wenn Menschen etwa in Sicherheit gebracht werden können oder man überzeugten Parteigängern Paroli bieten kann. Ein kommender Patch soll aber eine „alternative Zeitlinie“ ermöglichen, in der man auch den Kriegsausgang beinflussen kann.

Kommentare

18 Kommentare

  1. gnbw hat geschrieben: 01.02.2020 14:57
    Grauer_Prophet hat geschrieben: 31.01.2020 21:57 Warum es genau im Jahr 2020 wichtiger als jemals zuvor ist dieses Thema wieder und wieder durchzukauen weiß wohl auch nur die politische Einstellung des Autors.
    Und ja die Nazis waren scheiße -vor 75 Jahren.
    Den heutigen Rassisten Vereinen tut man einen gefallen wen man weiterhin nur Sachen präsentiert die komplett aus der Zeit gefallen sind.
    Lieber mal aktuellere Beispiele angehen.
    Dann wär die Jugend vil nicht so desinteressiert.
    Die Nazis sind heute genauso scheiße wie vor 75 Jahren. Gerade in der heutigen Zeit kann man die Menschen nie genug sensibilisieren für dieses Thema. Es sitzen Rassisten im Bundestag. Das sollte Grund genug sein.
    Nur das die heutigen Nazis selten im Stechschritt marschieren weswegen aktuelleres Material absolut mehr Sinn hat als die Xte 2WW Doku.
    Das Nie wieder getöns kratzt heute einfach "niemanden" mehr.Einfach weil die Gefahr nicht besteht das sich ein 4tes Reich im 1940er Still erhebt.Weswegen das ständige Mahnen mit solchen Videos relativ wertfrei ist.
    Erst letztens im Zug hab ich ein Gespräch bezüglich dem Thema von einer Gruppe 16 Jähriger Schüler "belauscht".
    Die waren genervt und haben das ganze "Aufpassen das sowas nicht wieder passiert" Geschwurbel der Lehrkraft absolut nicht ernst genommen.Stichwort -als würde sowas heute noch passieren können...
    Es wird Zeit sich da was aktuelleres Einfallen zu lassen.Ist ja nicht so als würde es da genug Material geben.Menscheit und Dumm und so.

  2. gnbw hat geschrieben: 01.02.2020 14:57 Die Nazis sind heute genauso scheiße wie vor 75 Jahren. Gerade in der heutigen Zeit kann man die Menschen nie genug sensibilisieren für dieses Thema. Es sitzen Rassisten im Bundestag. Das sollte Grund genug sein.
    Und genau diese unglaubliche Verharmlosung regt mich wirklich auf. Nein, heute sitzen keine Nazis im Bundestag. Ja, es gibt Spinner und Idioten, die sich vor allem in der Ihr-Wisst-Schon-Partei sammeln, aber das sind keine Nazis. Niemand von denen fordert einen Vernichtungskrieg gegen Russland und die Ausrottung der dortigen Bevölkerung, um mehr Lebensraum für arische Übermenschen zu haben, und niemand von denen fordert, die eine oder andere Religionsgemeinschaft in Konzentrationslagern auszulöschen. DAS war nämlich das, was die Nazis gemacht haben bzw. machen wollten, und ich weiß echt nicht, was diese vollkommen unsinnige Gleichsetzung soll. Sollen die Nazis verharmlost werden? Will man sich moralisch noch weiter über die Anhänger jener Partei erheben, um ja nicht mit jemand von denen reden zu müssen?
    Bitte, Leute, hört damit auf, sofort "Nazi" zu schreien, wenn jemand eine - wenn auch noch so unsinnige Aussage - tätigt. Wenn jemand ernsthaft anfängt, Vernichtungskriege zu fordern, dann, ja dann kann man durchaus "Nazi" rufen, aber vorher nicht.

  3. Hallo
    Als Lehrer muss ich mal eine Lanze für meine Kolleginnen brechen. Es ist ja nicht so, dass nur auswendig gelernt und abgefragt wird. Da gibt es Projekte, Filme, Theater, rollenspiel, kursfahrten, Besuche an relevanten Orten usw usf. Dass nicht immer alle begeistert dabei sind, dürfte wohl auch an der Heterogenität der SchulerInnen liegen. Nicht alle, sind an allem interessiert. Und schon gar von Klasse 8-11. Da ist unterrichten teilweise wirklich ein Kämpfen gegen die Hormone.
    Christoph

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