Veröffentlicht inTests

Yakuza (Action-Adventure) – Yakuza

„Yakuza“ setzt sich aus den Zahlwörtern acht, neun, drei zusammen, die beim Kartenspiel Oichi-Kabu von Bedeutung sind: Nur Meister ihres Fachs können dort gewinnen, wenn sie ein Blatt mit diesen Karten erhalten und genau das sollen die Mitglieder des organisierten Verbrechens sein. Ein Gangster mit großem Herzen, Bösewichter mit einem Sinn für Ehre, die Freundschaft zwischen zwei ungleichen Partnern: Yakuza will daraus ein modernes Epos stricken – und kommt dem Ziel zumindest nahe…

© Sega / Sega

Keine Macht dem Alkohol!

Doch die Schwerter, Pistolen oder Handgranaten halten nur wenige Schläge bzw. Schüsse, so dass ihr meist eure Fäuste sprechen lasst. Und das werdet ihr sehr oft tun, da es in Tokio vor befeindeten Familien sowie Straßenräubern nur so wimmelt. Ihr kommt kaum zweihundert Meter weit, ohne dass euch ein Fiesling ans Leder will. Habt ihr auf das Handgemenge keine Lust, könnt ihr zwar davonlaufen, weil die Streitsuchenden euch nach Umschalten der Perspektive nicht weiter folgen. Meist erwischen sie euch allerdings und der Kampf beginnt, nachdem sie einen protzigen Spruch zum Besten gegeben haben. Diese wiederholen sich zum Glück nur selten, was die Angreifer zu halbwegs glaubwürdigen Figuren macht. Trotzdem wird schnell deutlich, dass die zufälligen Prügeleien das Spiel strecken sollen.

Kazuma kehrt aus dem Gefängnis zurück und steckt sofort in einem Strudel aus Gewalt und Verrat.

Sie zerstören fast die Illusion einer echten Welt und geben Yakuza den Anstrich eines geradlinigen Prüglers mit ausgeweideter Handlung, in der ihr von einem Filmschnipsel zum nächsten lauft. Witzig ist die Idee, dass Kazuma im angetrunkenen Zustand mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht als nüchtern. Das wurde mir klar, als ich so nett war, einen Penner mit Sake zu versorgen. Ich konnte sein Angebot zum Mittrinken doch nicht einfach ausschlagen! In den nächsten Minuten wurde ich allerdings häufiger belangt als vorher.

Dass euch nur einzelne Widersacher gegenüber stehen, ist freilich selten; meist fällt gleich eine ganze Bande über Kazuma her. Wer sich mit euch anlegt, ist dabei fast egal, denn die Bösewichter unterscheiden sich kaum. Nur Zwischengegner existieren als eigenständige Figuren und treten härter zu als ihre Handlanger. Abgesehen davon tragen sie oft Waffen, beherrschen das Ausweichen und überraschen mit eigenen Angriffen. Der Rest des Feldes schlägt sich leider mäßig prächtig: rumstehen, hin und wieder zuhauen, sich verprügeln lassen – Ende der Ideenvielfalt. Wen Yakuza vor allem wegen der Action interessiert, der wird enttäuscht sein. The Warriors bot intelligentere Gegner, bessere Kontrolle und dank des Zusammenspiels mit euren Gangmitgliedern einen abwechslungsreicheren Ablauf

Interessant ist dafür, dass euch Yakuza den einfachen Schwierigkeitsgrad anbietet, wenn ihr eine Hand voll Kämpfe am Stück verliert. Das ist mir allerdings nur zu Beginn einmal passiert, danach hatte selbst ich den Dreh raus – obwohl ich nie gut im Prügelspielen war. Die Idee ist trotzdem klasse: Wer Probleme hat, darf auf „einfach“ schalten, alle anderen werden nicht mit unnötiger Optionsvielfalt verwirrt. Eine Ecke schwieriger hätte die Action allerdings sein können.

„Fight Club“ auf Japanisch

Was die Schlägereien auszeichnet und mich schon auf der E3 begeistert hat ist ihre brutale Bodenständigkeit: Ihr dürft zwar mit Fahrrädern, Stühlen oder Bierkisten auf eure Feinde einschlagen und gebt ihnen mit imposanten Kombos oder Finishern den Rest, doch Yakuza zeigt nie Szenen, die unglaubwürdig wirken – die Kämpfe machen „Fight Club“ zum Spiel, obwohl sie verhältnismäßig unblutig verlaufen. Vielleicht ebenso realistisch, aber leider Spaß bremsend funktioniert die Steuerung, denn Kazuma dreht sich im Schneckentempo um. Dadurch schlagt

Was weiß die kleine Haruka über die verschwundenen zehn Millionen Yen und Yumis Verschwinden?

ihr immer wieder in die falsche Richtung oder kehrt den Gegnern beim Blocken den Rücken zu. Nur deshalb und weil euch sehr viele Gangster umringen, sind die Prügeleien eine Herausforderung. Es nervt einfach, wenn ihr schon eine komplette Kombo in die Tasten gehackt habt und zuseht, wie sie euer Alter Ego am Feind vorbei drischt. Dass er anschließend einen Tritt in den Rücken bekommt, ist da nur das Tüpfelchen auf dem i. So richtig machen die Schlägereien erst Spaß, nachdem ihr Kazumas Fähigkeiten aufgewertet und ein paar coole Techniken dazugelernt habt. Der Kick nach hinten ist spitze!

Mit dem Einlösen von Erfahrungspunkten erhöht ihr entweder euren Gesundheitszustand, lernt neue Schläge oder haltet die gefüllte Heat-Anzeige länger aufrecht. Ach richtig, der Heat-Modus: Nach Treffern füllt sich die Anzeige und so lange sie voll ist, haut ihr stärker zu. Außerdem könnt ihr dann Spezialtechniken ausführen, mit denen ihr eure Widersacher packt und gegen eine Wand knallt oder sie mit Schlägen übersäht, während sie am Boden liegen. Das wird in vorgefertigten Einstellungen gezeigt – was auch nötig ist, denn in Eigenregie erhaltet ihr kaum klare Bilder. Im Klartext heißt das, ihr könnt die Kamera nur per Knopfdruck einmal auf den Gegner fixieren. Ansonsten tut sie, was sie will und lässt sich nicht über den rechten Analogstick drehen. Das verdirbt mitunter die martialische Laune, denn wer schaut schon gern in die entgegengesetzte Richtung, wenn ihm drei Männer in den Rücken fallen?  

         

Kommentare

4 Kommentare

  1. 4P|Bot hat geschrieben:"Yakuza" setzt sich aus den Zahlwörtern acht, neun, drei zusammen, die beim Kartenspiel Oichi-Kabu von Bedeutung sind: Nur Meister ihres Fachs können dort gewinnen, wenn sie ein Blatt mit diesen Karten erhalten und genau das sollen die Mitglieder des organisierten Verbrechens sein. Ein Gangster mit großem Herzen, Bösewichter mit einem Sinn für Ehre, die Freundschaft zwischen zwei ungleichen Part...<br><br>Hier geht es zum gesamten Bericht: <a href="http://www.4players.de/rendersite.php?L ... CHTID=4833" target="_blank">Yakuza</a>
    Ähm wenn ich mich nicht täusche, bedeuten die Zahlen genau das gegenteil.
    Zumindestens laut Wikipedia.
    Ya-Ku-Za ist eigentlich die dialektale Aussprache der Zahlenkombination 8-9-3, welche bei dem japanischen Kartenspiel Hanafuda (ähnlich dem Black Jack) als völlig wertlos gilt. So sehen sich auch die Yakuza mit einem gewissen Stolz als die „Wertlosen“ der Gesellschaft.

  2. Dein Komment @ Max basiert auf zu wenig Spielerfahrung in diesem Bereich.
    Zufallskämpfe gab es und wird immer noch geben in Japan Rollenspielen. Das Spiel war für die Leute gedacht, die gute alte Prügler vermisst haben und dabei dichte Story gewünscht haben. Yakuza ist wie ein Buch, man spielt es um immer weiter in die Geschehenisse einzutauchen. Es ist nicht zu schwer gemacht, damit auch die Prügelanfänger durchs Spiel kommen. Und nicht jedes Spiel muss unbedingt neue Maßstäbe setzen. Klar konnte man von SEGA noch mehr abverlangen, aber diese Mafiegeschichte ist schon ordentlich gemacht. Würde das Spiel jedem empfählen mal durchzuspielen.

  3. @GabbaGabbaHey:

    77%..das ist einfach zu wenig.
    Auch ich würde dem Game ein paar Punkte mehr geben... ca. 3 um auf die 80% zu kommen ;)
    Was mich stört sind die teilw. auffällig verschenkten Chancen, dem Game ein paar Bits mehr Innovationen zu geben. Zufallskämpfe ? Die gab's schon seit der grauen Vorzeit von Final Fantasy 1 auf dem NES. In Zeiten von 128 Bit, Megabytes an RAM, 24-Bit True Color Grafik und RISC-CPUs sollte man sich schon was anderes einfallen lassen als per Random-Generator alle paar Minuten den obligatorischen Level-Up Kampf auf dem Schirm zu klatschen.
    Eine SEGA-Spielhalle mit nichts interaktivem ausser einem Grabber ? Muss sich der Spieler erst wieder zu Shen Mue hinbegeben, um eine wahre SEGA Arcade zu erleben ? Haben sie keine freien Resourcen in Japan um mal den einen oder anderen geliebten Klassiker auf der PS2 umzusetzen ? Viele Spieler würden sterben für eine Shen Mue ähnliche Partie Afterburner oder gar Space Harrier. So muss man sich mit einer Träne an den Arcades vorbeischleichen, nur um mit einem Mechano-Grabber die Existenz einer fetten SEGA Arcade Hall in dem Game zu rechtfertigen. Scha(n)de SEGA :P
    Und das ist nur das Sahnehäubchen. Andere Mags haben andere Fehlerpunkte aufgelistet. Summa Summarum kommt man auf gute 80 Punkte, je nach Geschmack und Plus/Minus 3 Punkte :P
    So großartig dieses Gericht auch sein mag, der Koch hat nicht alle Zutaten in die Suppe gekippt. Und so schmeckt das Resultat zwar sehr gut, aber ist noch keine wahre kulinarische Spezialität.
    Was mich aber nicht davon abhält, eines Tages trotzdem als Yakuza durch die Strassen zu schlendern... und wenn sie nur virtuell in diesem Game sind und ich mich dabei im Spieleladen befinde ;)

  4. 77%..das ist einfach zu wenig. Klar wird es auf Dauer etwas eintönig..und ein paar mehr..nennen wir sie QuckTimeEvents, wären aufjeden drin gewesen..aber
    Die Steuerung ist gut, die Kämpfe rocken die scheisse fett. Die Story ist echt gut gemacht und verleiht den Spieler eine wirklich tole Spieltiefe.. haben sich sehr wohl viel überlegt die Jungens von Sega. Schon alleine die Spielzeit. Ich habe mit Hostess besuchen...ein paar Secrets entdecken, schnickschnack..ca. 20 Stunden gezockt, habe das Spiel immer noch nicht 100% durchgerotzt. Das ist doch wohl heutzutage unschlagbar..man(n) kann die Spiele an einer Hand abzählen die über 15Std. Spielzeit haben.
    Ich hoffe das es nicht viele Menschen gibt die sich auf iergenwelche Tests beziehen ob sie ein Spiel kaufen oder nicht...weil da wäre wohl Yakuza durchgefallen...

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.