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Yakuza Kiwami (Action-Adventure) – Zurück in die Vergangenheit

Bei aller Liebe für den aufwändig modernisierten Oldie: Es war ja nicht schwer, ein Remake des ersten Yakuza anzufertigen. Fast alle Inhalte waren bereits vorhanden. Am Ende war das Aufnehmen der vielen vertonten Filme noch das Aufwändigste der Entwicklung. Und trotzdem macht es nach wie vor unheimlich großen Spaß, mal wieder durch Segas einzigartige offene Welt zu spazieren und deren Halunken zu verprügeln!

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Technisch nach vorne…

Immerhin wurde auch das eigentliche Spiel vollständig modernisiert, sprich anstatt vor festen Kamerapositionen durch eine altmodische Kulisse zu spazieren, folgt man Kazuma per Schulterblick. Ladepausen vor Prügeleien sind damit ebenfalls tabu und anstatt die Minispiele von damals zu recyceln, übernimmt Sega einfach die aus Zero bekannten, zu denen ja ohnehin einige Serien-Klassiker zählen.

Schön übrigens, dass man endlich jederzeit speichern darf. Doof dafür, dass man dabei nach wie vor erst das Speichern des Fortschritts und direkt im Anschluss auch das Speichern der Einstellungen bestätigen muss. Aber das sind Kleinigkeiten.

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Der ikonische Beginn einer Saga: Yakuza Kiwami beginnt kurz vor den zehn Jahren, die Kazuma im Gefängnis verbringt. © 4P/Screenshot

… und trotzdem am Fleck

Etwas schwerer wiegen die Schwächen des inzwischen womöglich einfach überforderten Kampfsystems. So ist es zwar nett, dass Kazuma nicht nur wie im Original leichte und schwere Hiebe aneinanderreiht sowie Gegner oder Gegenstände greift bzw. wirft, sondern analog zu Yakuza Zero zwischen verschiedenen Kampfstilen wechselt. Er tänzelt also entweder flink um seine Feinde herum, drückt ihnen behäbige Dampfhämmer auf die Brust oder entscheidet sich für eine Art Mittelweg. Hinzu kommt außerdem ein vierter Stil, dessen Techniken er nicht durch Erfahrungspunkte erlernt, sondern indem er mehrmals seinen Konkurrenten Goro Majima besiegt – das ist nicht nur eine spielerische, sondern auch eine inhaltliche Neuerung.

Aber vor allem Letztere tut Kiwami nicht gut. Nachdem Majimas überdrehte Persönlichkeit nämlich im Vorgänger schon aufgeweicht wurde, wohl damit er als zweiter spielbarer Protagonist funktioniert, verkommt er hier zum beinahe handzahmen Scherzkeks und taucht mitunter an Stellen auf, an denen er der ursprünglichen Geschichte nach nichts zu suchen hat. Dass der vierte Kampfstil einem der bereits vorhandenen

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Die Action ist gewalttätig wie eh und je. Stärken und Schwächen kennt man ebenfalls. © 4P/Screenshot

ähnelt, macht ihn ohnehin zu einer recht fragwürdigen Dreingabe.

Zähes Prügeln

Gut, dass sich viele Gegner inzwischen aufmerksam verteidigen, so dass die Kämpfe insgesamt anspruchsvoller sind als in manchen Vorgängern. Das Remake legt zudem etwas größeren Wert auf Aufeinandertreffen mit besonderen Gegnern, was dem Spielfluss guttut. Öffnet sich die Welt nach einigen Stunden, kann man natürliche Dutzende Stunden mit Nebenmissionen, Minispielen und Schlägereien mit Kleinganoven verbringen, doch alles in allem ist der rote Faden straffer gespannt als zuletzt – ein Vorteil sowohl für Einsteiger als auch für Spieler, die seit Jahren dieselben Minispiele gespielt haben und mit Kiwami lieber die Zeitreise genießen.

Überfordert wirkt das Kampfsystem allerdings in vielen seiner Feinheiten, denn während aus dem ursprünglich recht profanen Prügeln ein taktisch umfangreiches Verdreschen wurde, hat man die dahinterstehende Technik im Wesentlichen nicht erweitert. Anspruch entsteht daher nicht durch elegant ineinandergreifende Bewegungsmuster oder eine aufwändige Physik – sondern indem viele Gegner einen Angriff genau dann erwidern, wenn man eine Taste zum Schlagen drückt, und weil man nach manchen feindlichen Treffern so lange einem wehrlosen Kazuma zuschaut, dass selbst kleine Fehler mächtig frustrieren können. Mehr als das sowie gigantische Gesundheitsbalken haben die meisten Widersacher ja nicht zu bieten.

Nein, das Gefühl präziser Kontrolle über das Alter Ego fehlt den Schlägereien nicht erst jetzt. Es fällt mit den Jahren nur immer stärker auf.

Kommentare

17 Kommentare

  1. Kant ist tot! hat geschrieben: 06.09.2017 09:28
    Minotarus hat geschrieben: 06.09.2017 09:11 Sega möchte es sich wohl mit seinen ehemaligen Stammkunden verscherzen.......Playstation Only auch im Remake....Not Cool Sega Not Cool!
    Genau! Bitte auch auf Dreamcast!
    Ja natürlich weil die Konsole ja auch noch existiert.....

  2. Cpt. Trips hat geschrieben: 06.09.2017 09:26 Jetzt stellt sich heute doch ganz konkret die Frage, fange ich mit Uncharted: The Lost Legacy an oder mit Yakuza?
    Zu was würde denn der geneigte 4Players Leser tendieren?
    Hab Uncharted nie gespielt aber als neuer Yakuza-Fan rate ich natürlich zu diesem. Jedoch muss man sagen, dass du mit Uncharted vermutlich schneller durch sein wirst, da Yakuza schon enormen Umfang bietet. Zumindest war das bei Zero der Fall. Da Kiwami nur einen Charakter bietet, wird es wohl etwas kürzer ausfallen. Aber allein die Climax-Kämpfe können lange beschäftigen. Summa Summarum würde ich trotz allem zu Yakuza raten. Ganz einfach weil es geil ist. :D

  3. Cpt. Trips hat geschrieben: 06.09.2017 09:26 Jetzt stellt sich heute doch ganz konkret die Frage, fange ich mit Uncharted: The Lost Legacy an oder mit Yakuza?
    Zu was würde denn der geneigte 4Players Leser tendieren?
    Ich hatte auch beides rumliegen. Die Entscheidung fiel mir hingegen ziemlich leicht. Da man mit Yakuza deutlich länger beschäftigt ist, habe ich schnell Uncharted dazwischengeschoben, mit 8,5 Stunden Spielzeit wirklich nicht zu lang. Für Yakuza brauche ich bestimmt mindestens das Dreifache. Qualitativ ist sicherlich beides gut.

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