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Der 4Players Kommentar: Der Turm stürzt

Ich hab lange überlegt, ob ich einen Kommentar zur Einstellung unseres Spiele-Magazins schreibe.

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Eine kurze Geschichte der Videospiele

Die Geschichte der Videospiele beginnt bereits in den späten 1940er Jahren mit wissenschaftlichen Tüfteleien.Die erste bekannte von ihnen war “OXO”, ein Tic-Tac-Toe-Spiel, in dem man gegen den Computer antrat.

Aber die ganze Redaktion ist wirklich gerührt von eurem Zuspruch. All die Namen, all die Erinnerungen – so einige User aus guten alten Zeiten. Dazu die stillen Leser, die sich jetzt erstmals registrieren, um zu kondolieren. Ich hatte beim Schreiben dieser Zeilen tatsächlich einen Kloß im Hals. Meine Güte, wir sind wirklich sehr froh über diese Wertschätzung!

Das tut einfach nur gut, denn das ist eine harte Zeit für uns. Wir haben das Gefühl, da stürzt am 1. November ein Turm ein, an dem man inklusive viel Herzblut und tausender Überstunden gearbeitet hat – jetzt sitzt man noch beim Fallen oben drauf, muss beim Aufprall zusehen und irgendwie den Absprung schaffen. Da will man nach über zwanzig Jahren schonmal zum Himmel schreien…

Aber bevor die Spielegötter hysterisch lachen: Ich werde hier nicht über das Wie und Warum dieser Schließung sprechen. Ich kann auch die meisten Fragen zur aktuellen Situation nicht beantworten. Daher will ich das Positive hervorheben, unsere Leidenschaft für Spiele, unsere streitbare Ehrlichkeit und unseren Teamgeist, der uns weiter verbindet. Nach all diesen Jahren ist der Zusammenhalt in der Redaktion das Schönste.

Der Druck konnte noch so groß sein: wir haben uns davon nie auseinander treiben oder zu Unsinn hinreißen lassen. Neben „Editor’s Choice“ war „Stand your ground“ unsere Maxime. Wenn man sich nicht wehrt, wenn letztlich immer nur der Profit oder die Angst vor einer Niederlage das eigene Handeln prägen, dann verliert man irgendwann nicht nur seinen Kampfgeist, sondern auch sein Rückgrat. Und das setzt rote Linien voraus, die man nicht überschreitet.

Seit Gothic 3, dem Kritischen Herbst im Jahr 2006 und spätestens seit 2008, als wir die Klage von Atari gegen unseren Test von Alone in the Dark öffentlich machten, wussten alle, woran sie mit uns sind. Meist werde ich auf diese „Skandale“ angesprochen oder irgendwelche Wertungen, die bis heute nachhallen. Aber viel wichtiger als diese gelebte Unabhängigkeit, die für jeden Journalisten selbstverständlich sein sollte, war mir immer die Spielkultur im weitesten Sinne – und ich bilde mir ein, dass wir sie im deutschsprachigen Raum bereichern konnten.

Wir haben Vielfalt mit vielen Nischen besprochen, haben auch das Kleine oder Bizarre ins Rampenlicht gestellt und versucht in zig Kolumnen sowie Epilogen und Talks auf andere Art über dieses Hobby zu sprechen. Darauf können wir als Redaktion stolz sein. Nur weil wir genauso leidenschaftlich „anders“ waren, konnte dieses Magazin überhaupt so viele Leser finden. Und nur weil wir bis zum Schluss genauso geblieben sind, verabschieden sich jetzt vielleicht so viele von euch auf so schöne Art.

Gerade in diesen Zeiten ist das kostbar, in denen die digitale Realität in Foren selten dankbar ist – zu häufig dominieren Missgunst, Häme und Intoleranz. Eine Entwicklung, die mich in den letzten Jahren immer mehr gestört hat. Aber ich will jetzt nur noch positiv nach vorne blicken: Einige von uns werden zukünftig weiter über Spiele sprechen – entweder in eigenen Projekten oder bei anderen Magazinen; mal sehen. Und ich freue mich natürlich weiter auf Elden Ring. Dieses Abenteuer verdient (hoffentlich) eine dreißigseitige Spielvertiefung samt Podcast-Miniserie.

Ich bin zuversichtlich, dass wir alle etwas Neues finden. Und dass wir uns an anderer Stelle weiter lesen oder hören.

Dank euch kann der Turm jetzt würdevoller stürzen.

Jörg Luibl

PS: Wer auch nach dem 31. Oktober 2021 mit mir in Kontakt bleiben möchte, kann mir auf Twitter oder Instagram folgen. Da gibt es noch nichts zu sehen. Aber dort wird es qualmen, sobald Feuer wieder auf Holz brennt.

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