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Agatha Christie: The ABC Murders (Adventure) – Mit Grips, Charme und Melone

Sherlock Holmes und Professor Layton bekommen Konkurrenz aus Belgien: Der gemütliche Privatdetektiv Hercule Poirot greift dem hoffnungslos überforderten Scotland Yard bei der Jagd auf einen Serienmörder unter die Arme. Können die zahlreichen Dialogrätsel und Mechanik-Puzzles den Roman aus den Dreißigern bereichern?

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Geheimnisvolle Apparate

In solchen Momenten werden Erinnerungen an The Room wach, wobei die Konstruktionen hier einfacher konzipiert sind. Es macht Spaß, mit ihnen zu experimentieren, wirklich fordernd wird es aber selten. Zur Not verrät ein Hilfe-System mit nur kurzer Cooldown-Zeit den nächsten Schritt. Dass sich das Spiel vor allem an Gelegenheitsknobler richtet, bemerkt man auch beim Untersuchen der Umgebung: Hotspots lassen sich zwar nicht per Tastendruck anzeigen, meist beschränkt sich die Suche aber auf wenige Objekte. Das aufgeräumte Cel-Shading-Design passt gut zu diesem Prinzip, ein kleiner Nachteil sind allerdings die schlampig gesetzten Grenzen der Hotspots, welche auch mal über das eigentliche Objekt herausragen. Mit einer Art Fokus-Blick werden Details an der Leiche oder die Mimik von Zeugen analysiert: An sich ein schönes Konzept, leider spiegelt die simple Mimik der Comic-Figuren nicht immer ihre tatsächliche Stimmung wider. Allgemein wirkt die Grafik nur zweckmäßig. Im Vergleich zum realistischeren Sherlock Holmes oder den verschrobenen Figuren in Professor Layton fehlt es dem Art-Design einfach an markanten Merkmalen. Der ruhige Soundtrack passt aber gut zur relaxten Stimmung.

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Die schlichte Mimik spiegelt nicht immer die tatsächliche Gemütslage wider – Poirot schätzt sie trotzdem stets richtig ein. © 4P/Screenshot

Immer wenn Poirot genügend Indizien zusammen hat, geht es an die Kombination derselben in seinen „kleine grauen Zellen“: Dort lassen sich die Erkenntnisse anfängerfreundlich in Symbolform in eine Reihe schieben, bis Poirot schließlich ein Licht aufgeht – zur Not auch mit mehreren falschen Versuchen, die nicht bestraft werden. Anders als bei Sherlock Holmes gibt es keine wirklich harten Kopfnüsse oder verrückte Gedankengänge. Auch komplexe Labor-Tricks oder wilde Story-Wendungen fehlen. Trotzdem sorgt es auch hier für es ein befriedigendes Gefühl, durch logisches Kombinieren die richtigen Folgerungen zu treffen, zumal das Erzähltempo nicht so oft ausgebremst wird wie in rätsellastigeren Adventures.

Kombiniere, kombiniere!

Offenbar orientierte man sich bei der Dramaturgie ein wenig an Telltales interaktiven Geschichten, die Umsetzung wirkt allerdings nicht so professionell. Am meisten Mühe ist in die französische Original-Synchro geflossen, in der die Sprecher auch sehr routiniert klingen. Da Poirot als gebürtiger Belgier sehr langsam und deutlich spricht, lässt sich das Spiel übrigens auch gut zum Aufpolieren des eingerosteten Schul-Französisch nutzen. In der englischen Fassung klingt Poirot ebenfalls überzeugend, die übrigen Figuren teilen sich aber mitunter die gleichen Sprecher mit hörbar verstellten Stimmen. Eine deutsche Vertonung fehlt, stattdessen gibt es nur Untertitel. Auf dem PC geht die klassische Point-and-Klick-Steuerung gut von der Hand; auch Beweise und Puzzle-Apparaturen lassen sich bequem mit der Maus drehen, untersuchen oder aus dem winzigen Inventar holen.

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Ähnlich wie in The Room besitzen die drehbaren Apparaturen zahlreiche Geheimfächer, Rädchen und Mechanismen. © 4P/Screenshot

Die Konsolen-Umsetzungen wirken dagegen lieblos hingeschludert: Um schneller zu laufen, muss man umständlich den R-Bumper gedrückt halten und auch das Hantieren mit Hotspots und ausgelagerten Mechanikrätseln fühlt sich durch die verwendeten Tastenkombinationen umständlich an. Leider lassen sich die Knöpfe nicht einmal umbelegen. Dazu kommt trotz der schlichten Kulissen ein leichtes, aber stetiges Ruckeln, vor allem auf der Xbox One. Auch die längeren Ladezeiten tragen ihren Teil dazu bei, dass sich das Abenteuer auf Konsolen eine ganze Ecke träger anfühlt als auf dem PC.

Kommentare

7 Kommentare

  1. ICHI- hat geschrieben:Als Adventure Fan macht mich das sehr traurig ; (
    Book of Unwritten Tales 2 ist auch schon wieder etwas her und das Genre wird ja leider kaum noch bedient.
    da kommt genug zeug, nur 4players kann aufgrund der ausrichtung keine vollständige übersicht leisten.
    http://www.adventure-treff.de/
    ist deine wahl, wenn du recht umfassend informiert werden willst ;).

  2. ChrisJumper hat geschrieben:
    ICHI- hat geschrieben:Als Adventure Fan macht mich das sehr traurig ; (
    Book of Unwritten Tales 2 ist auch schon wieder etwas her und das Genre wird ja leider kaum noch bedient.
    Dann muss ich wohl auf Day of the Tentacle Remaster warten. Da kann wenigstens nichts schiefgehen.
    Stimmt, im kleinen gibt es ja noch ähnliches wie Life is Strane, Oxenfree oder Firewatch...
    Dieses Jahr kommt von Daedalic neues Futter:
    Silence
    The Devils Men
    Das sieht einfach nur genial aus , The Devils Men , soll aber wohl auch erst 2017 erscheinen hab ich gelesen.
    Aber im März diesen Jahres kommt Dog Mendonca and Pizza Boy.
    Wird vielleicht auch gut.

  3. ICHI- hat geschrieben:Als Adventure Fan macht mich das sehr traurig ; (
    Book of Unwritten Tales 2 ist auch schon wieder etwas her und das Genre wird ja leider kaum noch bedient.
    Dann muss ich wohl auf Day of the Tentacle Remaster warten. Da kann wenigstens nichts schiefgehen.
    Stimmt, im kleinen gibt es ja noch ähnliches wie Life is Strane, Oxenfree oder Firewatch...
    Dieses Jahr kommt von Daedalic neues Futter:
    Silence
    The Devils Men
    Ich persönlich warte aktuell noch auf den Abschluss dieser Dreamfall-Episoden. Befürchte aber auch weil die hier so schlechte Wertungen bekommen hatten und so verbugged waren das es wohl nicht so toll wird :/
    Schade das dieses Agatha Christie Spiel nicht so toll ist. Ich verstehe zwar die Problematik mit solchen Titeln.. aber absolut nicht warum die Spiele immer so mittelmäßig werden.
    Die Sherlock-Reihe zeigte doch das es auch nahezu Cineastisch sein kann und auch Tiefgang haben könnte. Eventuell ist das Budget immer zu klein. Dabei hätte ich mal wieder so richtig Lust auf ein Spiel zum Miterleben und Miträtseln. Erst vor kurzem noch mal die Filme gesehen: Mord im Orient Express und Miss Marple.
    Vielleicht liegt zu unserer Zeit das Empörungspotential zu Hoch weil es dauernd Morde und Affären in den Medien gibt, das es nicht mehr berührt wenn so etwas aufgedeckt wird.
    Thimbleweed Park *Notieren muss*

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