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Assassin’s Creed: Unity (Action-Adventure) – Vive la Next-Gen-Révolution?

Ubisoft hat mit der Assassin’s-Creed-Serie eine der populärsten Marken der letzten Konsolen-Generation erschaffen. Mit Unity wurde nun ein Erlebnis für PlayStation 4 und Xbox One maßgeschneidert. Mit der Französischen Revolution als historischem Hintergrund soll der immerwährende Kampf zwischen Templern und Assassinen eine neue Stufe erreichen. Ob das Vorhaben gelungen ist, klären wir im Test!

© Ubisoft Montréal / Ubisoft

Die Stadt der Liebe

Wenn man als Arno am 21. Januar 1793 auf der Suche nach einem Attentats-Ziel von den Dächern der Stadt auf den Place de la Révolution blickt, stockt einem der Atem: Buchstäblich tausende nach Blut gierende Bürger zaubert Ubisoft mit der hauseigenen AnvilNext-Engine auf den Schirm. Man schwingt sich nach unten, kann durch die Massen wandern und in dem Schutz der Bevölkerung untertauchen. Und man erkennt aus der Nähe, dass viele Klone zum Einsatz kommen, alle davon der Epoche entsprechend eingekleidet sind, aber beim gleichen Schneider einkaufen. Und dass die unterschiedlichen Bewegungsphasen endlich sind und irgendwann in Schleife wiederholt werden, bevor der nächste Bürger den Animationskanon aufnimmt. Dessen ungeachtet ist das Bild sehr eindrucks- sowie enorm stimmungsvoll. Hier wird deutlich, dass Unity in dieser Form definitiv nicht auf den alten Systemen hätte erscheinen können. Über die Qualität der Architektur braucht man sich bei Assassin’s Creed ohnehin kaum noch auslassen. Allerdings hat man es hier geschafft, eine neue Dimension zu etablieren, nicht nur, weil alles mit hochaufgelösten Texturen tapeziert wurde. Das Gefühl für Größe und Entfernung ist so stark wie noch nie in den Städten der Reihe. Es zahlt sich aus, dass die Gebäude in den neun abwechslungsreichen Distrikten in realistischen Maßstäben nachgebildet wurden. Läuft man durch die Tuileries-Gärten, dauert es erstaunlich lang, bis man am Ende angelangt ist.

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Sowohl von außen als auch von innen sehenswert: Notre Dame. © 4P/Screenshot

Bis man Notre Dame mit seinen wunderschönen Glasfenstern erklommen hat, die den Innenraum bei Sonneneinstrahlung in ein ganz besonderes Licht hüllen, dauert es ebenfalls. Lässt man seinen Blick über die Metropole schweifen, die man von den Kirchturmspitzen bis hinunter in die Katakomben ohne störende Nachladephasen nahtlos durchstreifen kann und auch zahlreiche Häuser frei betreten darf (auch wenn sich die Bewohner nur selten beschweren), bekommt man unbändige Lust, die Stadt zu erkunden. Denn auch in den Straßen wird man immer wieder Zeuge kleiner, für den Storybogen vollkommen unbedeutender Geschichten: Hier versucht ein Gigolo, eine Bürgerin zu verführen. Dort trägt ein Zivilist ein offensichtlich einer Kirche entwendetes Kreuz. Dann wiederum ziehen zwei Revolutionäre einen Royalisten durch die Straße, biegen in die nächste Gasse und versuchen, ihn zu töten. Und der Kampf zwischen Jakobinern und königstreuen Soldaten ist ohnehin omnipräsent. Auch die nach und nach immer stärker verbarrikadierten Straßen helfen, die Atmosphäre zu unterstützen und die immer gewaltbereitere Stimmung in der Bevölkerung wird größtenteils überzeugend erfasst. Wieso „größtenteils“? Nun, für jeden positiven Aspekt findet sich auch einer, der die aufkommende Stimmung torpediert. Zum einen, weil sich viele Mini-Ereignisse zu schnell wiederholen. Und zum anderen, weil die Bevölkerung in einigen Momenten gut auf das reagiert, was um sie herum passiert, in anderen wiederum das gleiche Ereignis vollkommen ignoriert – was übrigens auch häufig für Situationen gilt, in denen ein Jakobiner von Arno gemeuchelt vom Dach stürzt und zwischen ihnen aufschlägt. Dennoch ist Unity in dieser Hinsicht auf einem guten Weg, auch wenn man es noch nicht schafft, an Rockstars punktuelle Bevölkerungs-Zeichnungen heranzukommen.

Qualitäts-Unsicherung


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Man ist nicht nur auf den Dächern und Straßen von Paris unterwegs, sondern kann auch viele Häuser betreten und den Katakomben einen Besuch abstatten – die Spielwelt lädt zur Erforschung ein. © 4P/Screenshot

Unity hat technisch viele beeindruckende Momente, (Licht-)Stimmungen und Panoramen. Aber für die Reihe ungewohnt gibt es auch zahlreiche Augenblicke, in denen die komplette Qualitätssicherung geschlafen haben muss. Denn irgendjemandem muss doch aufgefallen sein, dass die Bildrate auf beiden Systemen immer wieder bedrohlich nach unten geht? Und dabei rede ich nicht von Momenten, in denen man durch Hunderte Zivilisten stolziert – hier bleibt alles (meistens) in einem ordentlichen Bereich. Nein, hier bricht die Bildrate aus unerfindlichen Gründen ein, wenn man durch eine halbleere Straße läuft. Doch das ist nicht das einzige Manko, das die virtuelle Französische Situation plagt. Bugs, dank derer Zivilisten z.B. halb im Boden versinken oder ein getöteter Gegner ungeachtet der Anatomie (oder der verwendeten Havok-Physikengine) zusammengefaltet ebenfalls halb im Kopfsteinpflaster verschwindet, zerstören die Illusion einer lebendigen Welt ebenfalls. Gleiches gilt für die Soundaussetzer: Hier sind nicht mal „nur“ die Stimmen der Bevölkerung weg oder „nur“ die Umgebungsgeräusche oder „nur“ die Hintergrundmusik. Hier verschwindet auf einmal alles und ist im schlimmsten Fall erst zwei oder drei Sekunden später wieder da.

Auch die Missionen sind sowohl in der Kampagne als auch im Koop-Modus nicht ganz käferfrei. So bin ich mit Arno z.B. kurz vor einem Missionziel durch Unachtsamkeit gestorben, als ich in einem Anflug von Komplettierungswahn auch die Sekundärziele erfüllen wollte. Als er wieder in die Spielwelt gepackt wurde, wurde die Mission bzw. das Teilziel als erledigt markiert – merkwürdig und nervend, selbst wenn ich Nutznießer dieses Fehlers bin. Und als mir im Koop-Spiel ein Ziel als ca. 1000 Meter entfernt angezeigt wird, ich den sich durchaus ziehenden Weg auf mich nehme, nur um festzustellen, dass das vermeintliche Opfer just in dem Moment wegploppt, als ich zustoßen möchte und mir in 1000 Meter Entfernung in der Nähe meines eigentlichen Startpunktes angezeigt wird, habe ich Ubi lauthals verflucht. Das muss nicht sein. Nicht für eine Serie, die bislang vor allem auch durch ihre hohen Produktionsstandards aufgefallen ist. Doch vielleicht ist Ubisoft die Mammutaufgabe, die Arbeit von zehn Studios unter einen Hut zu bringen und ein einheitliches Spielerlebnis zu schaffen, einfach über den Kopf gewachsen.

Vorwärts in die Vergangenheit

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Man stattet Paris auch in anderen Epochen einen kurzen Besuch ab – dank der besser erzählten Meta-Ebene sogar einigermaßen plausibel erklärt. © 4P/Screenshot

Dabei hat man konzeptionell viel richtig gemacht, indem man sich auf die spielerischen Wurzeln der Serie konzentriert hat. Die über zwölf Kapitel laufende Kampagne, die sich bei Konzentration auf das Wesentliche in 15 bis 20 Stunden erledigen lässt, dreht sich mechanisch in erster Linie um das möglichst effektive Meucheln ausgewählter Ziele. Dabei erweitert man die Bewegungsoptionen des Assassinen jedoch um ein aktives Deckungssystem, das nur durch die spätestens seit Splinter Cell Conviction bekannte Silhouette des letzten bekannten Orts bei Entdeckung an Reiz verliert. Zwar konnte man auch schon in früheren Teilen aus der Deckung heraus töten, doch diese Deckung als taktisches Element einzusetzen, ist neu und erweitert die Mechanik gleichermaßen subtil wie sinnvoll. Zudem hat man bei fast allen Aufgaben die Wahl, ob man sich direkt auf den Weg zum Opfer macht und sich ggf. durch ein Dickicht an gut platzierten Gegnern schlägt, oder ob man die eine oder andere mit dem Hauptauftrag zusammen hängende Nebenmission erledigt. So kann man z.B. neue Zugänge finden, sich Verbündete sichern, die im Angriffsfall helfen oder für Ablenkung sorgen, damit man ungesehen entfliehen kann.

Kommentare

151 Kommentare

  1. Hakelige Steuerung, hakeliges Movement, schlechtes hakeliges Schleich-Gameplay und hakelige Nahkämpfe..
    Aufgrund der unpräzisen Steuerung sind bei mir viele Versuche Assassinen-like zu spielen in stumpfen Massenschlachten geendet. Von zehn Gegnern umringt, Rauchbombe werfen, alle niedermetzeln, repeat.
    Jetzt reichts mir erstmal, aber alle drei Jahre kann man sich mal so ein Assassin's Creed geben... Gutes Spiel!

  2. So jetzt endlich nach zahlreichen Updates ist es endlich ein großartiger Neuanfang der Serie. Zu Release war es leider total verbuggt, daher ist es bei Assassins Creed sowieso immer besser noch einige Zeit zu warten, war bei Black Flag genauso und erst nach Monaten war das Spiel vernünftig spielbar. Jetzt kann ich dieses Spiel wirklich jedem empfehlen, der ein wirklich gutes Assassins Creed sucht.

  3. Allein die Tatsache, dass ein 70€-Spiel mir ingame (optionale) Mikrotransaktionen nahelegt, lässt mich sofort das Weite suchen. Sowas geht überhaupt nicht, schade dass das Gros der Lemminge alles mitmacht.
    Videospiel-Publisher können in mehrfacher Hinsicht so schweinedreist sein und kommen damit durch.
    Sowas macht für mich ein an sich gutes Spiel kaputt und hindert mich am Kauf, ist auch gut so.

  4. gamerfreak007 hat geschrieben:ABER eine Sache geht mir sowas von dermaßen auf den Sack,diese gekünstelte Verlängerung der Spielzeit. Ich meine gegen ein paar Kisten sammeln habe ich ja nichts aber in dieser Menge geht es nach einiger Zeit einfach nur noch auf die Nerven.
    Warum machst du`s dann?

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