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Champions Online (Rollenspiel) – Champions Online

Das klassische Online-Rollenspiel war und ist in eiserner Fantasy-Hand. Egal ob Ultima Online, Dark Age of Camelot, die EverQuests, Der Herr der Ringe Online oder World of WarCraft: Orks, Elfen und Zwerge regieren die zahlreichen Welten. Von Zeit zu Zeit schafft es allerdings immer wieder ein „etwas anderer“ Titel, diese Dominanz aufzubrechen. So wie vor einigen Jahren z.B. City of Heroes, dessen Team jetzt mit Champions Online einen neuen Versuch unternimmt.

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Queststruktur: Herkömmlich, aber mit Gegenspieler

Hinsichtlich Missionsaufbau, Erzählsträngen usw. gehen die Champions einen größtenteils konventionellen Weg. Zwar gibt es immer wieder kleine in sich geschlossene Storylines, die meist mit einem bestimmten Auftraggeber zusammenhängen, doch der große Bogen fehlt – und damit auch ein gewisses Maß an Spannung. Was unter Umständen auch daran liegen könnte, dass sich die Aufgaben nicht großartig vom Online-RPG-Einerlei unterscheiden: Beschütze NPC W auf seinem Rundgang, fange X Gangster, finde Y Gegenstände, befreie Z Geiseln. Von Zeit zu Zeit wird das über langatmig erzählte, aber

Der überaus mächtige Editor wird nicht nur für die Heldenerstellung, sondern auch für die Kreation des persönlichen Antagonisten genutzt. Leider bleibt diese Figur ebenso blass wie die meisten anderen Bösewichte, die einem im Lauf der Zeit über den Weg laufen.

größtenteils gut übersetzte Texte Missionssystem zwar von animierten Sequenzen ersetzt, in denen ab und an sogar mal etwas englische Sprachausgabe ertönt, doch irgendwann habe ich die nur noch Missionen angenommen, ohne mich mit der Hintergrundgeschichte zu beschäftigen.

Etwas Abwechslung kommt mit Charakter-Stufe 25 ins Spiel: Dann nämlich darf man wieder etwas mit dem famosen Editor spielen, um sich seinen ganz persönlichen Gegenspieler zu erschaffen, der einen fortan mit einer eigenen Missionsreihe sowie zufällig auf einen einstürmenden Schergen piesackt.
Das ist grundsätzlich eine gute Idee, deren Potenzial aber wie bei vielen anderen Kleinigkeiten verschenkt wird. Denn wieso ausgerechnet der persönliche Antagonist ohne Sprachausgabe daher kommt und im besten Fall mit einem Grunzen auf seine Taten reagiert, entzieht sich meiner Vorstellungskraft. Wie auch die Antwort auf die Frage, wieso man nicht noch mehr Missionen eingebaut hat, in denen man z.B. kleine Schalterrätsel lösen muss, um bestimmte Türen öffnen zu können. Oder auch die, in denen man sich die Aufgabe stark erleichtert, indem man die an den Decken montierten Sicherheitskameras zuerst ausschaltet, bevor man sich an die Gegner heran wagt. Hier hat man die Möglichkeit verschenkt, außerhalb des ungewöhnlichen Szenarios zu punkten, das unter dem Strich sogar hinter dem spirituellen Vorgänger CoX zurückstecken muss.
Denn auch die von Passanten zufällig vergebenen Rettungsaufgaben sowie die aus Warhammer Online übernommenen „Öffentlichen Missionen“, in denen man ohne Teamzwang eine über mehrere Etappen verteilte Aufgabenkette erledigen muss, sind keine großen Überraschungen.

Dafür allerdings hat das Team bei Quests und den animierten Missionssequenzen Sinn für Humor an den Tag gelegt. Viele der Missionen sind an einschlägige Filme, Spiele etc. angelehnt wie z.B. Jäger der verlorenen Arkana (im Original Raiders of the Lost Arkana) oder World of WitchCraft. Und man scheut sich auch nicht, große Kultfilme auf die Schippe zu nehmen, so etwa wenn Foxbat in einer Hologrammaufzeichnung mit dem Satz „Helfen Sie mir, Docter Silverback. Sie sind meine einzige Hoffnung!“ stilsicher Leia Organa nachahmt – herrlich. Aber leider reichen diese im Überfluss vorhandenen Anspielungen nicht aus, um das Missionsniveau anzuheben.

Umfang: Das Problemkind

So klassisch sich die Missionen auch größtenteils darstellen, muss man allerdings sagen, dass die Motivation, sich zum Superhelden des größten Grades (derzeit liegt der Maximallevel bei 40) hoch zu kämpfen nicht geringer ist als bei anderen Spielen.
Denn das so genannte „Grinden“, also quasi der Levelaufstieg durch schier endlose Gegnerkämpfe, wurde bis auf das Endspiel weitestgehend eliminiert. Und das ist hier Fluch und Segen zugleich.

Denn zum einen kommt man durch den Fokus auf Erfahrungsgewinn durch Erledigen von Missionen richtig gut und angenehm schnell vorwärts – wahlweise auch zu einem großen Teil solo oder mit nur sehr kleinen Gruppen. Andererseits jedoch hat man die gerade mal fünf Gebiete, die keinem Vergleich mit den üppigen Welten eines EQ 2 oder WoW standhalten können, viel zu schnell bis zum Ende erforscht.

Millenium City ist eines der Areale, in denen man sein Unwesen treiben darf – und die man alle viel zu schnell bis zum letzten Winkel erforscht hat. Der Umfang ist das größte Problem, das die Online-Champions mit sich im Cape tragen.

Und wenn nach all den gemütlichen Charakteraufstiegen bis etwa Stufe 30 dann mal ein Moment kommt, in dem man sich doch auf das Grinden oder das ständige Wiederholen von öffentlichen Missionen zurückfallen lassen muss, wirkt es fast schon lästig.
Das Problem ist, dass trotz Grinden der letzte Level bei vielen Intensiv-Zockern schnell erreicht sein dürfte. Mit entsprechend viel Mühe und Zeitaufwand (und vielleicht mit Hilfe einer eingespielten Gruppe) sogar vor dem Ende der 30-tägigen Testphase.
Und was kommt dann? Dann kann man eigentlich nur noch hoffen, dass Cryptic schnell neue Inhalte nachlegt, vielleicht das Levelcap erhöht und das Spiel abseits des trockenen und kaum motivierenden Gruppengerangels, das sich hier für Spieler-gegen-Spieler-Auseinandersetzungen anbiedern möchte, für hochrangige Figuren interessant macht.

Denn auch das Crafting, die Herstellung von Gegenständen, ist nur im Ansatz gut. Richtig interessant wird es erst in etwa ab Crafting-Stufe 25, wenn man langsam nicht nur standardisierte und damit den Fundstücken meist unterlegene Gegenstände herstellen, sondern sie mit speziellen Eigenschaften versehen kann, so dass der Wert gegenüber den Missions-Belohnungen deutlich erhöht wird.
Immerhin werden mit Auktionshaus, Bank und Gilden-Werkzeugen die Grundlagen für eine funktionierende Ökonomie sowie zukünftige Superheldengruppen gelegt, die sich evtl. zukünftig noch auszahlen werden.

  

Kommentare

37 Kommentare

  1. Das Fazit unterschribe ich so durchaus, wiewohl ich eher eine 65 als 70 gegeben hätte, da die 7 vorne mir immernoch etwas zu gut ist. Meine Hauptkritik, neben VIEL zu wenig Inhalt (quests & welt) ist, dass teaming doch ein ziemliches Chaos ist ohne feste Klassen, die meisten Missionen in wenigen Minuten durch sind und es eigentümlich an Story-Tiefe fehlt. Man hat es in der Tat schnell durch.
    Dazu kommt, dass die Kärfte alle dauerdem Nerfing unterworfen sind, und man jeden Tag mit seinem Char im Off stehen kann. Es gibt in vielen Sets zu wenig nützliche Kräfte, mit Klauen etwa hat man mit lv 16 alle nützlichen Kräfte, und das kanns einfach nicht sein.

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