Veröffentlicht inTests

Diablo 4 (Action-Rollenspiel) – Unterwerft euch diesem verflucht guten Gameplay, ihr Grind-Zombies!

“Nahe an der Perfektion” – “Bester Teil der Reihe” – “Game of the YearCentury” – “Wer braucht schon Teil 2?” – “Dafür würde ich meinen Erstgeborenen opfern”. Es wurde schon sehr viel Gutes über Diablo 4 gesagt. Es grenzt an ein Wunder, wenn der Duden danach überhaupt noch Superlative übrig hat. Und alle anderen sind nur Ketzer, die irgendetwas Negatives in Diablo 4 finden wollen. Bei diesen hunderten verzückten Augen muss ich trotzdem eine entscheidende Frage stellen: Ist da nicht auch dämonische Magie am Werk? Denn ein bisschen ironisch ist es schon. Ich ziehe los, entschlossen und stark, um die böse Dämonin Lilith aufzuhalten. Aber Blizzards Mächten wiederum verfalle ich ab der ersten Minute. Ohne jegliche Gegenwehr. Diesem süßholzraspelnden Entwickler, der mich mit seinem immer gleichen Gameplay-Loop in den Bann ziehen will. Das heißt, wenn er mir nicht gerade mit Ingame-Käufen vor der Nase herumwedelt. Das kann doch nicht so viel Spaß machen! Wann kann ich mich daraus befreien? Morgen! Niemals! Argh! Als Nicht-Teilnehmer der stark limitierten, 10-tägigen Testphase kann ich dem Wertungsbild keine neuen Punkte mehr hinzufügen. Aber vielleicht eine unverschönte und ehrliche Meinung. Gebildet auf der PlayStation 5.

©

Die 9 Ringe des Gameplays

1. Charakterauswahl


Vor dem Spiel entscheide ich mich zwischen fünf Charakterklassen: Barbar, Nekromant, Magier, Jäger und

[GUI_STATICIMAGE(setid=92577,id=92657210)]
Im Spiel könnt ihr zwischen fünf Charakterklassen wählen: Barbar, Totenbeschwörer, Magier, Jäger und Druide. © 4P/Screenshot

Druide, wahlweise auch weiblich. So stehen prinzipiell fünf Spielverläufe zur Verfügung, da jeder Charakter über eine völlig eigene Spielweise verfügt. Der Barbar drischt ein. Der Nekromant beschwört Armeen aus Leichen. Der Magier zaubert. Die Jägerin attackiert mit Pfeil und Bogen. Der Druide verwandelt sich in verschiedene Tierformen und nutzt Elementmagie. Im Charaktereditor kann ich ein paar Sachen am Gesicht und Körper anpassen. Haare und Tattoos machen noch am meisten aus. Nett, aber nicht der Rede wert, vor allem, wenn das meiste davon ohnehin unter der Rüstung verborgen bleiben wird.

2. Erkunden


Der Austragungsort dieser Schlacht zwischen Gut und Böse ist das Reich Sanktuario. Es gibt Dutzende Städte und Dörfer, Dungeons, Berge, Wälder und Sümpfe. Sobald ihr einen Wegpunkt aktiviert habt, könnt ihr die Schnellreise zwischen den Orten nutzen. Nachdem ihr das erste (etwas müde) Tutorial-Gebiet abgeschlossen habt, entlässt euch Diablo 4 in die freie und offene Spielwelt. Geht hin, wohin ihr wollt (vorausgesetzt, das Level stimmt).

Die Detaildichte dieses Dark-Fantasy-Dioramas ist erschlagend, sowohl bei Tag als auch bei Nacht. Bäume, Bäche, Felsen, Gerümpel am Wegesrand, zu Eis erstarrte Leichen. Ich betrete eine Stadt, in der mir sofort Marktgeschrei und Elend entgegenkommen. Ich laufe durch eine geschlängelte Höhle, die nur aus tropfendem

[GUI_STATICIMAGE(setid=92577,id=92657211)]
Wirtshäuser, Städte, Dungeons, Wildnis – die Welt von Diablo IV strotzt nur so vor Details. © 4P/Screenshot

Dämonenfleisch besteht. Zusätzliche Interaktionspunkte, die zum Klettern an Wänden, dem Überspringen von Abgründen und Hangeln an einer Leine einladen, verleihen der Welt noch mehr Echtheit und Dynamik. Mein Charakter und ich, wir sind wirklich hier.

Jeder Zentimeter fühlt sich belohnend an, jedes neue Gebiet ist eine Wohltat für die Augen. Die Angst, dass Eintönigkeit entsteht, wird sofort als Blasphemie gewertet und mit Schönheit/Hässlichkeit hinter der nächsten Ecke bestraft. Die Weltpalette hat viel zu bieten: für jede Stimmung, jede Quest, jeden Bossgegner. Von der heiligsten Kathedrale bis zum tiefsten Höllenschlund. Das sind doch Bühnen, Schlachtfelder und Arenen, in denen es sich gut kämpfen lässt! Einziger Riesenmakel: Das Pferd lässt sich erst viel zu spät freischalten! Davor heißt es nur: Laufen, laufen, laufen.

3. Kämpfen und Leveln


Auf der Basisebene kann jeder Charakter ausweichen und auf sechs Attackenslots zugreifen, die individuell besetzt werden können. Schlag folgt auf Schlag, Attacke auf Attacke, immer wieder ein tolles Spektakel mit Wusel-Faktor und Gore-Effekten. Ob einzelne Gegner oder ganze Horden: Es herrscht völliges Chaos und trotzdem behalte ich die Übersicht. Weil alle gegnerischen Attacken fair und farblich kommuniziert werden. Außer ich werde eingekesselt oder plötzlich mit einem Status-Effekt getroffen, dann kann es manchmal eng werden. Im Non-Stop-Kampf besiege ich Welle um Welle, Kreaturen aller Art.

Kein stumpfes Drauf-Einhauen auf das immer gleiche Kanonenfutter! Tatsächlich stellt sich jede Armee aus verschiedenen Front- und Fernkämpfern zusammen. Siebzig Prozent der Zeit genieße ich die volle Überlegenheit und gerate in einen fast schon meditativen Tötungssog. In den anderen dreißig Prozent schleppe ich mich

[GUI_STATICIMAGE(setid=92577,id=92657213)]
Die Kämpfe münden schnell in effektreiche Gemetzel – in denen ihr trotzdem den Überblick behaltet. © 4P/Screenshot

halbtot von Heiltrank zu Heiltrank und schwitze den Controller voll. Ich wechsle durch die Attacken. Verschieße zwei Pfeilhagel, teleportiere mich, dolche drauf ein, platziere eine Giftbombe. Zur selben Zeit experimentiere ich mit neuen Angriffsmustern und perfektioniere gleichzeitig meinen Kampfstil. Was ist effektiv, was nicht?

In Ruhephasen mache ich Verbesserungen rückgängig, mit denen ich nicht zufrieden bin, und verlagere meinen Skill einfach in eine andere Richtung. Offensiver, defensiver, kritischer, brachialer, passiver, Ressourcen sparender, Kombi-nutzend – immer wieder feilen, immer wieder schmieden, das Erschaffen des perfekten Charakters. Um mich aus meinem Sog aufzuwecken, tritt am Ende jedes Gebietes ein Boss auf den Plan, der mich mit neuen Angriffsmustern und Attacken aus dem Konzept bringen soll. Eine würdige Herausforderung und dank der fair gesetzten Save-Points ein völlig frustfreies Erlebnis.

Kommentare

96 Kommentare

  1. also ich sehe in D3 und v.a. den Addon keinen abwärtstrend - ein gewaltiger ausrutscher war das auktionshaus für echtgeld. aber immerhin man hat den fehler eingesehen. das Addon war schnell auf Maxlvl gezockt und dann hat man eben geschaut was für welchen build fällt und welcher build erst später gespielt werden kann. fand ich für zwischendurch mal ne halbe stunde 6-7 grifts zu zocken ganz nice. v.a. wenn man immer schon schwer gespielt hat, wos auch mal passieren konnte dass man nen grift nicht schafft. so bei lvl 120 war das spiel ein durchaus herausforderdes spiel auch mit dem hauptbuild. und builds gabs wie sand am meer. sich an selbsternannte profis zu halten war verschwendung von viel spielspaß und tüftelei - es war alles logisch und nicht zu komplex.

  2. Tungar20 hat geschrieben: 14.08.2023 17:06
    Ich hab noch nie gesehen, wie du von erster Stunde, ohne Extra-Boosting(Damit gemeint ist: Keine Item vorheriger Runs
    Ok da gebe ich dir recht, wenn man komplett von Null an startet und sich hocharbeiten muss dann sind D1 und D2 durchaus sehr knackig in späteren Schwierigkeitsgraden. Teilweise schafft man es als Sorc zb in Hell in D2 nur mit großen Schwierigkeiten durch Akt 3, diese kleinen Fetische mit den Messern sind der absolute Horror.

  3. th3orist hat geschrieben: 24.06.2023 07:02
    PhotoFox hat geschrieben: 20.06.2023 09:44 Fürher waren Atmo und "Bedeutung" der Genger noch viel höher. Jetzt mimt es einen oft vor, als mäht man nur noch durch hirnloses Gegner deren einzige Heruasforderung höhere Lebensleisten sind. Alles gepackt in ein maximales Effektgewitter.
    Kann ich als Diablo Spieler der ersten Stunde (bedeutet Diablo 1 1997) überhaupt nicht bestätigen. Wenn man zB in Diablo 2 im Grindmodus angekommen war dann hat man genauso blitzartig durch die Monster geschnetzelt ohne auch nur einen Deut darauf zu achten was sie sind oder was sie können. Alleine schon die Mephi oder Baal runs in D2, logge dich doch nur mal aktuell in irgendeinen Baalrun ein in D2R, da ported sich die Sorc innerhalb von 1-2 minuten bis zu Baals Thronsaal, macht ein TP, alle anderen kommen rein und dann werden die Wellen in einem krassen Effektgewitter umgemetzelt, Leute bewegen sich nicht mal mehr vom Fleck sondern spammen ihre nr 1 Fähigkeit. Und das war vor 20 Jahren absolut genau so nur in schlechterer Grafik :)
    "Früher war alles besser" in allen Ehren, aber dass früher die Bedeutung der Gegner höher war das stimmt wirklich nicht. ARPGs sind schon seit Diablo 1 darauf ausgelegt worden dass man irgendwann an einem Punkt ankommt in dem man selbst das heiße Messer ist und die Monster die Butter.
    Dann spielen wir wohl andere Spiele, die zufälligerweise den gleichen namen haben.
    Ich hab noch nie gesehen, wie du von erster Stunde, ohne Extra-Boosting(Damit gemeint ist: Keine Item vorheriger Runs und keine anderen Mitspieler) bei Diablo 2 und schon gar nicht bei Diablo 1, einfach alles wegrotzt. D2 hab ich frequent nochmal angefasst, der einzige, bei dem ich dieses Gefühl von: "Einfach durchlaufen" hatte, war der Paladin mit Heiligem Feuer zum early leveling. Da hatte tatsächlich die Aura alles erledigt, und die hat ja seit frequentem Patches Extra Feuerschaden on Hit zusätzlich bekommen.
    Das war aber auch das höchste der...

  4. "Das ist die erste von vielen Rendersequenzen, über die Diablo 4 seine Geschichte erzählt. "
    Ähm, zwei....inklusive des in den ersten Absätzen beshcriebenen Rendervideos gibt es. Alles andere sind nette, aber mehr auch nicht, Ingame-Cutscenes. Ich liebe Diablo 4, aber von vielen Rendersequenzen kann man leider wirklich nicht sprechen.

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1