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Dreamfall Chapters (Adventure) – Sperriger Abschluss

Nach dem vor Fehlern strotzenden PC-Debüt der Dreamfall Chapters soll die „Longest Journey“-Saga wenigstens noch auf den Konsolen einen würdigen Abschluss bekommen. Dort erscheinen alle fünf Episoden des Fantasy-Adventures von Anfang an in einem technisch überarbeiteten Komplettpaket. Im Test überprüfen wir, ob die vielschichtigen Entscheidungen diesmal organischer eingebettet wurden.

© Red Thread Games / Red Thread Games

Ruckeln für alle!

Ärgerlich sind auch die starken Ruckelattacken auf belebten Plätzen wie dem chinesischen Markt. Sogar das für einen Aufstand erstaunlich leere Gefängnis zuckelt auf allen Plattformen bei Kameradrehungen in verdächtig niedrigen Framerate-Bereichen über den Schirm. Immerhin beweisen die Entwickler einen starken Gerechtigkeitssinn: Besitzer der PS4 Pro bekommen beinahe genauso viele Framerate-Einbrüche wie auf der gewöhnlichen PS4. Auf der Xbox One geht die Bildrate nur einen Deut häufiger in die Knie. Die Kulissen profitieren lediglich bei den Details, Effekten und der Bildschärfe ein wenig von den jeweiligen Hardware-Vorteilen, so dass etwa die glänzenden Kopfsteinpflastergassen in Marcuria auf der Pro das idyllischste Gesamtbild abgeben.

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Die Maulwürfin hat allen Grund, Rachegelüste gegen die Azadi-Besatzer zu hegen. © 4P/Screenshot

Das größte Problem bleibt aber, dass die Rätsel schlecht in das Story-Korsett eingebettet wurden. Die meisten der simpel gehaltenen Puzzles sind eigentlich kaum der Rede wert. Während der üppigen rund 25 Stünden Spielzeit beschränkt sich der Großteil der Aufgaben auf das bloße Abklappern diverser Ziele und einfache Hol- und Bringedienste. Am unterhaltsamsten gestalten sich die Dialogrätsel, in denen man sich geschickt anstellen muss, um effektiver voranzukommen. Oft gerät man derart in den Trott aus Erkunden und Gesprächen, dass es wie ein Fremdkörper wirkt, wenn nach langer Pause plötzlich wieder das vernachlässigte Inventar gefragt ist.

Kein homogenes Erlebnis

Auf dem chinesischen Markt muss Zoë beispielsweise ein Gastgeschenk besorgen, um zu einer wohlhabenden potenziellen Wahlkampf-Unterstützerin vorgelassen zu werden. Nachdem ich ein paar Dialoge mit zwei Händlern gestartet hatte, ging ich davon aus, dass auch der Rest des Handels mit dem Gesprächs-Icon ablaufen würde. Obwohl ich die passende Lösung bereits ahnte, irrte ich erst einmal ziellos durch die weitläufige Welt. Irgendwann kam ich glücklicherweise doch noch auf die Idee, mich einfach vor einen Händler zu stellen, das beinahe leere Inventar zu öffnen und ein wenig Geld mit ihm zu kombinieren. Ein paar hitzige Gespräche später hatte ich den nötigen Fusel doch noch zum Spottpreis von einem der zwei konkurrierenden Verkäufer ergattert.

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Traum oder Alptraum? © 4P/Screenshot

Auch anderswo sorgen nicht die Rätsel, sondern die unübersichtliche Nutzerführung für Kopfzerbrechen. Als Kian aus dem Kerker ausbrechen musste, erkannte ich meist schnell, wie einige Objekte wie ein Kissen, Besen, Pfeile oder Öl kombiniert werden mussten, um Hilfsmittel wie eine improvisierte Fackel zu basteln. Oft erkannte ich wichtige Kombinationsmöglichkeiten aber erst beim dritten Abklappern der Umgebung, weil entsprechende Hotspot-Symbole nur aus bestimmten Perspektiven angezeigt wurden. Das Problem wird vor allem deswegen lästig, weil die Kamera in engen Räumen nach wie vor wild umherspringt. Schade, dass all diese Unzulänglichkeiten die interessanten Ansätze der Geschichte so oft stören. Die geheimnisvolle Traumwelt, in welche Zoë zwischendurch immer wieder abtaucht, wirft schließlich einige Fragen auf.

 

Kommentare

11 Kommentare

  1. Hmm.
    Auch wegen dem schwachen Test hier hab ich um das Spiel einen Bogen gemacht. Jetzt es für ca. 10 Euro für die PS4 erstanden und..
    Ja es ist träge, es sind Etappen mit kleinen flüchtigen Rätseln. Oft eher umsehen, mit Leuten reden oder von A nach B laufen.
    Doch letztlich gelingt es dem Autor von der Longest Journey wieder mich mit dieser Geschichte und der Welt in den Bann zu ziehen. Egal wie schlecht die technik ist. Ich mag die Vertonung ich mag viele alte Gesichter, Zoe und den Mix aus Fantasie, Technik und Revolution.
    Es hat nicht die Qualitäten eine Life is Strange. Es ist eher eine Art Walking Simulator. Aber allein dieses Spiel hat mich wieder aneregt doch noch mal Longest Journey zu spielen, auch wenn es nur ein Pixel-Abenteuer ist.
    Über große stellen ist es nur zusammen geklebt. Aber die Story kann einen nun mal einfach aufsaugen. Es ist halt mehr ein sehr langer Interaktiver Film. Zwischendrin sind einige Momente die einfach immer wieder toll und sehr abwechslungsreich sind.
    Man muss aber die Serie schon komplett gespielt haben von Teil 1, Teil 2 und dann erst DFC... dann aber hat es für mich immer noch 70%.
    Es lohnt sich alle drei Teile noch einmal zu spielen. Schade das diese Reihe nicht ein komplettes Remake bekommt. The Longest Journy ist über alle Teile ein wunderschönes Werk. Viel besser als eine unendliche Geschichte. Schade nur das der erste Teil diese geringe Auflösung hat. Ich hoffe es wird noch mal auf Kickstarter für ein Remake gesammelt.

  2. Technisch hatte ich am PC auch nie Probleme mit dem Spiel und es sieht weitaus besser als jedes Telltale Spiel. Aber gibt so viele Konfigurationen da draußen.

  3. Die Enhanced Edition kommt zuerst für Konsolen. PC Patch kommt später. Die PC-Fassungen wurden bereits mit jedem Kapitel überarbeitet. Leider sind dabei auch Schnitte gemacht worden, so ist der Prolog kürzer und einige Rätsel sind dort gestrichen.
    Zur Technik: Hab die PC-Version seit Day 0 gespielt. Zu Beginn waren die Hardware-Anforderungen für die gebotene Grafik viel zu hoch.
    DX11 Fassung brachte dann Besserung, aber erst mit dem Umstieg von Unity 4 auf 5 gab es einen signifikanten Perfomance Sprung. Konnte in meinen mehrfachen Durchgängen keine Probleme mehr feststellen.
    Finde der Technik wird im Text zu viel Raum gewährt. Das Spiel wurde von einem Team von weniger als 15 Leuten gemacht. Klar, dass sich in den gegenüber dem Vorgänger viel größeren Arealen einige Dinge wiederholen.
    Letztendlich wurde man dem eigenen Anspruch dem Spieler Entscheidungen mit Konsequenzen zu bieten, das auch im Kickstarter angepriesen wurde, eher nicht gerecht. Einige Entscheidungen haben echte Konsquenzen, andere führen nur zu 2 Zeilen anderem Dialog, andere sind im Ergebnis egal Wer Dreamfall mochte wird auch Chapters mögen, aber schon wie bei Dreamfall sind die Rätsel der schächste Teil des Spiels und die Qualität ist in der Tat recht unterschiedlich ausgefallen. Dafür besticht Chapters mit gutem World Building und tollen Charakteren. Die Wertung von 56 Punkten auch für mich zu niedrig.

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