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Forza Horizon (Rennspiel) – Forza Horizon

Trotz seiner Qualitäten hinsichtlich Fahrphysik und Technik plagte Forza bisher das Image, etwas trocken und steril zu sein. Damit ist jetzt Schluss: Horizon will bewusst cool sein, verbindet die Freude an schnellen Autos mit lauten Festival-Beats, Glamour und Party. Statt bekannter Rennstrecken wartet die offene Welt von Colorado auf PS-Jünger. Und trotzdem will Microsoft die simulative Forza-DNA intakt halten. Ist das möglich?

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Kurz aber heftig

Weite Strecken, ja - trotzdem fallen die meisten Rennen zu kurz aus.
Weite Strecken, ja – trotzdem fallen die meisten Rennen zu kurz aus. © 4P/Screenshot

Die Veranstaltungen fallen angenehm abwechslungsreich aus – sei es dank der unterschiedlichen Landschaften, Anforderungen, Tageszeiten oder der gelungenen Mischung aus Offroad- und Asphaltabschnitten. Es gibt nur ein Problem: Die Rennen sind extrem kurz und man ist nur selten länger als drei Minuten unterwegs. Angesichts der großen Welt hätte ich mir mehr Events gewünscht, in denen ich mir auch mal eine Viertelstunde lang Positionsduelle liefere. Eine Möglichkeit hätte sich z.B. in den schnellen Rennen angeboten, bei denen man Festival-Fahrer in der Welt zu einem Duell herausfordern kann. Hier hätte man vom Spieler einfach einen Endpunkt manuell festlegen lassen können – etwa so, wie es Test Drive Unlimited gemacht hat. Leider Fehlanzeige, denn auch hier werden die kurzen Routen streng vorgegeben. Zudem verpasst das Team die Chance, für noch mehr Abwechslung zu sorgen: Wo sind die Drift- und Stuntwettbewerbe, die thematisch hervorragend zum Festival gepasst hätten, wenn man – angefeuert von der Menge – Donuts in den Asphalt brennt oder Staubfontänen aufwirbelt? Wo sind die Variationen wie Knockout-Rennen oder Zeitfahren? Wo ist das Gymkhana der Horizon Festivals? Hier wäre definitiv mehr drin gewesen!

Bis zur mittleren Stufe agiert die KI etwas zu zahm, doch danach dreht sie mächtig auf.
Bis zur mittleren Stufe agiert die KI etwas zu zahm, doch danach dreht sie mächtig auf. © 4P/Screenshot

Das Festival an sich kommt mir außerdem zu kurz: Zwar bekommt man bei den anfänglichen Zwischensequenzen einen kurzen Eindruck vom Geschehen abseits der Rennpisten, doch ich hätte optional gerne mehr von den Auftritten auf den Bühnen mitbekommen, wenn Bands oder DJs auftreten und die Menge anheizen. Fährt man durch das Festival-Gelände, das gleichzeitig als Hauptquartier fungiert und alle wichtigen Anlaufstellen vom Autohändler über die Werkstatt bis hin zur Lackiererei zentralisiert, bekommt man immerhin eine Vorstellung davon, wie die Party hinter den Absperrungen abgehen mag. Vor allem bei Nacht erstrahlt das Gelände mit seinen Leuchtstrahlern, Fahrgeschäften und Feuerwerk wie ein buntes Lichtermeer in der Wüste.

Atemberaubendes Colorado

Trotz der kleinen Wermutstropfen ist Langeweile ein Fremdwort und es gibt immer irgendwo etwas zu tun. Gönnt man sich eine Auszeit von den Veranstaltungen, cruist man halt gemütlich durch Colorado, das schlichtweg atemberaubend aussieht. Diese enorme Weitsicht, diese knackscharfen Details, der atmosphärische Tag-/Nachtwechsel, wenn die Sonne langsam am Horizont versinkt und sie die Szenerie in dieses wunderschöne, warme Licht taucht, während langsam Laub von den Bäumen fällt. Es gibt derzeit kein schickeres Rennspiel in einer offenen Spielwelt als Forza Horizon! Es ist eine großartige Leistung, dass diese grafische Qualität auf der aktuellen Konsolengeneration überhaupt noch erreicht werden kann. Eine Erklärung dürfte sein, dass dieses Colorado nicht ganz so groß ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Im direkten Vergleich zu Oahu aus Test Drive Unlimited wirkt es sogar eher bescheiden. Hinzu kommt, dass der Zugang zu manchen Gebieten künstlich begrenzt wird: Fährt man den einen Zaun noch problemlos über den Haufen und kassiert sogar Zerstörungspunkte, erweist sich ein anderer als unüberwindbares Hindernis – ziemlich inkonsequent, oder? Seltsam auch bei Rundrennen, dass zuvor umgefahrene Schilder und Werbetafeln beim nächsten Umlauf wieder wie neu an ihrem alten Platz stehen.

Manchmal möchte man am liebsten anhalten und aussteigen.
Meist besteht das Starterfeld aus acht Teilnehmern. © 4P/Screenshot

Trotz der großartigen Präsentation ist aber nicht alles perfekt: Hin und wieder bemerkt man an manchen Gebäuden fiese Flackertexturen und auch Pop-ups treten auf – sei es bei Objekten wie Bäumen oder der Schattendarstellung. Zwar wurde die Bildrate im Vergleich zu Forza Motorsport 4 auf 30 Bilder pro Sekunde halbiert, doch ist das Geschwindigkeitsgefühl exzellent – vor allem, wenn man mit über 250 Sachen über die Piste fliegt und die Kamera immer stärker wackelt, verfällt man in einen PS-Rausch. Die vereinzelten Slowdowns, die mir im Rahmen der Vorschau noch aufgefallen sind, scheinen noch ausgebügelt worden zu sein und traten während der vielen Fahrstunden durch Colorado nicht mehr auf.

Kommentare

137 Kommentare

  1. Durch den Nachfolger war ich grad neugierig, wie so der erste Teil abgeschnitten hat und ich kann die Wertung nur voll unterstützen! Das war mein meistegespieltes Game auf der Xbox 360 und ich liebe es nach wie vor.
    Wenn ich die Kommentare bezüglich dem Offline-Spiel und den InGame-Käufen sehe, kann ich nur den Kopf schütteln. Da regen sich Leute auf, die das Spiel offensichtlich nicht gespielt haben und den Sinn von den Käufen auch nicht verstanden haben. Ich habe mir alles selbst erspielt und musste keinen einzigen Cent im Spiel ausgeben. Wer alles schon am Anfang haben will, kann dafür halt blechen. So what?
    Freu mich schon auf Horizon 2 :-)

  2. offline ist das spiel nicht schlecht. hat mich etwas an die gute alte zeit von NFS Underground 2 erinnert. online hatte ich das gefühl nen autoscooter simulator zu spielen. das mit den DLC´s ist eine frechheit. boosten / cheaten gegen geld? was ist das denn???
    habe mir das spiel vor einigen tagen aus der videothek ausgeliehen. offline sogut wie nichts mehr zu erreichen. echt mager!!!

  3. Forza Horizon steht beispielhaft dafür, wie man anhand von Reizen versucht ein Spiel so profitabel wie möglich zu vermarkten. Bis zur Grenze und ein gutes Stück darüberhinaus.
    Da ist erst mal die zweifellos gute Basis (Grafik, Sound, Steuerung, Fuhrpark, Synchronssprecher, Open-World etc.). Doch darauf möchte der Entwickler/Produzent/Publisher ja nun aufbauen.
    Und wie!
    An allen Ecken und Enden prangen die Buchstaben "DLC". So bspw. bei den Automarken Ferrari, Audi und Mercedes. Scheinbar erschienen wöchentlich Auto-Packs, die man - wahrscheinlich (nur meine Vermutung) - überteuert erwerben kann. Die Erweiterung "Horizon Rally" haben sie gleich als Unterpunkt in das Hauptmenü (!) eingebaut. Einen Xbox 360-Erfolg schaltet man frei, wenn man ebenfalls den "Marktplatz" besucht. Selbst während den Ladezeiten wird mit "Horizon Rally" geworben. Ein Auto bekommt man geschenkt, wenn man schon andere Forza-Teile gezockt hat.
    Wenn es zukünftig Seminare für Publisher-Angestellte geben sollte, die das Thema "Vermarktungspotenzial" behandeln, Forza Horizon wäre ein Teil des Seminars.
    Schön, dass Hr. Krosta so klare Worte ("entsetzlich") für diese Politik fand. Gerne kann so Etwas hier aber auch mal vorne auf der Frontseite behandelt werden.

  4. "Mich nervt nur das pubertäre Gesülze der Gegner, da bin ich wohl nicht die richtige Zielgruppe."
    Hm, geht so. Ich finds vor allem seltsam, wenn ich nach drei Rennen in einer Kategorie [in der man ja immer gegen den gleichen Star fährt], die ich alle gewonnen habe, vor dem vierten Rennen dann den Spruch zu hören kriege, dass es ja wohl ein leichtes wäre mich zu schlagen. Da denk ich mir dann auch nur "Aha. Hat wohl irgendwelche Drogen genommen, oder so".
    Nix gegen Selbstvertrauen und ner großen Klappe. Man darf gerne davon überzeugt sein, dass man gewinnt. Aber nach 3 Niederlagen aus 3 Rennen passt der Spruch einfach nicht. ;p

  5. Seids mir nicht böse, aber die "großartige Präsentation" hat mich spontan an RTL2-X-Diaries erinnert ;) ohne jede Frage ist Forza Horizon aber ein großartiges Rennspiel :)

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