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Iron Brigade (Taktik & Strategie) – Iron Brigade

Gut ein halbes Jahr hat es gedauert, bis Trenched, das neueste Spiel aus Tim Schafers Double Fine-Schmiede hierzulande erschien. Schuld daran war ein Lizenzstreit um den Namen, der nicht nur für die Wartezeit verantwortlich ist, sondern auch eine Titeländerung in das wenig einfallsreiche Iron Brigade zur Folge hatte. Doch Namen sind ohnehin nur Schall und Rauch – die Frage ist: Macht die Tower Defense-Variante Spaß?

© Double Fine Productions / Microsoft

Frische Ideen

Wenn drei oder vier der „Berthas“ angreifen, kann es hektisch werden. © 4P/Screenshot

So simpel und nahezu altbacken das Prinzip scheint (auch die aktive Teilnahme an den Gefechten ist letztlich nicht wirklich neu), so sehr hat Double Fine im Umfeld geklotzt. Denn der Mech, mit dem man auf dem Schlachtfeld umherstreunt, um Gegner ins Visier zu nehmen und Bauplätze für Türme zu definieren, ist stark personalisierbar. Und damit meine ich nicht Farbe, Höhe oder sonstige unwichtige Parameter – wobei Farbe hier tatsächlich modifiziert werden kann.

Nein, viel wichtiger und hinsichtlich des Wiederspielwertes sowie der Motivation der Pulsschlag von Iron Brigade sind die Ausrüstungsmöglichkeiten: Es gibt nicht nur eine Unmenge an Waffen, die unterschiedlich viele Slots im Chassis des Mech beanspruchen. Zusätzlich warten die diversen Hauptaggregate mit einer unterschiedlichen Zahl an Slots für anzufordernde Türme sowie Waffen im Allgemeinen auf. Und schon ist man im Taktik-Dickicht: Nimmt man ein Chassis, mit dem man zwar nur auf zwei Waffenslots zugreifen kann, was die Benutzung schwerer Waffen wie der mobilen Artillerie ausschließt, der dafür aber Zugriff auf insgesamt vier unterschiedliche Türme aus allen zur Verfügung stehenden Kategorien hat? Oder nimmt man den Mech, der zwar mehr aktive Waffen tragen, aber dafür nur drei Turm-Slots und keinen Zugriff auf schwere Türme hat? Und welche Türme nimmt man? Das schwere MG, das leichte MG (das aber auch fliegende Gegner ins Visier nimmt), den Schrotflintenturm? Dabei muss man nicht nur die initialen Baukosten im Auge behalten, sondern auch perspektivisch denken, da Aufwertungen der teuren Türme

Man hat haufenweise Optionen, seinen Soldaten sowie das Gefährt zu modifizieren.
Man hat haufenweise Optionen, seinen Soldaten sowie das Gefährt zu modifizieren. © 4P/Screenshot

ebenfalls kostenaufwändig sind. Entscheidungen über Entscheidungen, die im kooperativen Zusammenspiel mit weiteren Mech-Piloten zunehmend an Bedeutung gewinnen: Da der Schwierigkeitsgrad an die Spieleranzahl angepasst wird, ist es angeraten, seine Bewaffnung und Turmauswahl gut aufeinander abzustimmen. Ansonsten steht man schneller vor einem total zerstörten Ziel als man „Iron Brigade ist der neue Name für Trenched“ sagen kann.

Iron Diablo?

Bei den Auseinandersetzungen bekommt man in bester Action-Rollenspiel-Manier immer wieder (zumeist nach Sieg über einen der Zwischen- oder der seltenen Endbosse) Ausrüstungskisten spendiert, die nach Aufsammeln in der Endabrechnung eine neue Waffe, ein neues Chassis oder sonstige Gimmicks offenbaren. Da diese Gegenstände nach dem Zufallsprinzip verteilt werden, geht man auch gerne in bereits bewältigte Abschnitte zurück. Denn es kann ja doch noch in der einen oder anderen Kiste die absolute Mega-Waffe warten. Ganz abgesehen davon, dass die zusätzlich gewonnene Erfahrung ebenfalls gerne genommen wird, da manche Waffen bzw. Mechs eine bestimmte Stufe voraussetzen.

Vorsicht vor den Blitzern: In Massen sind die explosiven Monovisionen höchst gefährlich.
Vorsicht vor den Blitzern: In Massen sind die explosiven Monovisionen höchst gefährlich. © 4P/Screenshot

Und nicht zuletzt kann man über diese Level-Wiederholungen seine Statistiken aufbessern. Und das hat nicht nur einen Stellenwert für das Selbstwertgefühl, sondern auch Auswirkungen im Spiel: An bestimmten Meilensteinen bekommt man Geldboni oder Waffenfreischaltungen für den Laden, in dem man seinen Schützengraben zusätzlich zu den auf den Schlachtfeldern gefundenen Gegenständen ausrüsten kann. Nett, aber spielerisch vollkommen belanglos ist die Möglichkeit, sein Alter Ego mit neuen Klamotten zu versehen.

Alternativ zur Story kann man sich auch im Überlebensmodus versuchen.  Diese Spielvariante wurde erst mit dem Europarelease eingebaut, steht den Übersee-Trenchern aber nach einem Update ebenfalls zur Verfügung, bei dem auch interessanterweise gleich der Name mit angeglichen wurde. So sind internationalen Gemeinschaftsaktionen keine Grenzen gesetzt. Und der Modus-Name ist hier wahrlich Programm: Ist der Schwierigkeitsgrad der Kampagne angenehm moderat, wird man hier schnell an seine Grenzen geführt, unternimmt aber gerne einen neuen Versuch, wenn man ein neues Level erreicht hat und damit Zugriff auf neue Waffen und Türme bekommt.

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