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Pro Evolution Soccer 2011 (Sport) – Pro Evolution Soccer 2011

Wenn ein Platinknipser zwei Jahre lang nicht das Goldtor trifft, kann man von einer Formkrise sprechen. Pro Evolution Soccer hat uns sowohl im Jahr 2008 als auch 2009 ernüchtert. Immer noch auf einem gutem Niveau, aber weit weg vom Nervenkitzel vergangener Tage, als wir uns wie hungrige Ferkel mit knallroten Backen durch die Meisterliga quiekten. Kann Konami wieder für Begeisterung im Fußballstall sorgen?

© Konami / Konami

Magische Momente

Nach dem Anstoß ist vor der Idee: In PES 2011 hat man aufgrund der Öffnung der Pässe mehr kreativen Freiraum.

Zunächst das Positive anhand einer Spielszene: Iniesta nimmt den Ball im defensiven Mittelfeld an, täuscht ein Dribbling nach links mit dem Körper an und geht dann nach rechts, das Leder ganz nah am Fuß. Er bleibt kurz stehen, der Verteidiger kommt, ich halte L2 und R3 gleichzeitig und drücke den rechten Analogstick schnell nach links oben, so dass der Ball über den Verteidiger gelupft wird. Das sieht nicht nur cool aus, sondern schafft effizient den Raum für den anschließenden Pass. Und genau jetzt entwickelt sich der ansehnliche Moment zu einem magischen: Villa ändert seine Laufrichtung etwas, ich passe das über den Analogstick an und halte gleichzeitig die Passtaste etwas länger gedrückt – der Ball jagt flach und mit hohem Tempo nach vorne, genau in die Schnittstelle der Viererkette.

Das Faszinierende an dieser Szene ist der Wechsel im Rhythmus, vom gemächlichen Aufbau hin zur rasanten Offensive, den es so radikal weder im Vorgänger noch in FIFA 11 gibt: Villa kommt ja aus dem offensiven Mittelfeld auf die Viererkette zu gerannt, die schon selbst in der Rückwärtsbewegung ist, um meinen Ball abzufangen. Die beiden Innenverteidiger haben also einen klaren Vorsprung, aber plötzlich kommt Tempo in die Szene, denn Villa zieht auf den letzten Metern an ihnen vorbei und nimmt den Ball mit in die Spitze, wo er schon in den Strafraum eindringt und mit einem wuchtigen Schuss abschließt – wenn sich das Netz wölbt, schwillt die eigene Fußballbrust.

Der Wechsel im Spielrhythmus

Man kann auch über die normale Pass-Taste schnelle Zuspiele in die Tiefe einleiten – wenn Druck und Richtung stimmen.

Ich weiß nicht, ob diese Beschreibung die Befriedigung und vor allem die Neuerung in der Spielmechanik so abbilden kann – hinzu kommt ja, dass man in diesen Situationen auch die stark verbesserten Animationen in den Zweikämpfen beobachten kann. Der Vorgänger enttäuschte mit Statik und Robotik, jetzt wirken die Duelle endlich lebendiger, es kommt zu Remplern, Körpereinsatz und Gleichgewichtsstörungen. Zwar immer noch nicht auf dem lebendigen Niveau eines FIFA 11 und teilweise etwas zu ruckartig in den Sprints, aber die Animationsbibliothek wurde sichtbar bereichert.

Nochmal zur Szene von oben: Es gab ja schon immer einen tödlichen Pass über die Dreieckstaste, es gab schon immer schnell Konter. Aber dieses Jahr kann ich wesentlich freier und direkter für einen Tempowechsel sorgen. Und das ist der wesentliche Unterschied zu FIFA 11, wo das zwar auch geht und Spaß macht, aber dort bleibt es trotzdem bei einem relativ gleichförmigeren Spielrhythmus. In PES kann ich quasi über freie Pässe den Turbo einschalten und jegliche Statik im Mittelfeld aufbrechen – zumal die Offensivleute bei der richtigen taktischen Einstellung wie die Teufel in die Spitze gehen und sich optimal anbieten; auch da macht PES klare Fortschritte gegenüber den trägen Laufwegen des Vorgängers.
  

Kommentare

217 Kommentare

  1. Ich stimme el caracho zu: PES 2011 ist in der Fachpresse deutlich zu schlecht bewertet worden und konnte damit nie die Käufergunst einheimsen.
    Serh schade uns absolut nicht gerechtfertigt. Denn gegenüber 2010 hat man hier deutliche Fortschritte im Gameplay gemacht, die PES 2011 nahe an ein Referenzniveau hieven.
    Ich kann mich noch erinnern: Gamescom in Köln 2010.
    Entsetzte Gesichter bei dem FIFA 11 Stand "ist das jetzt 10 oder schon 11" fragten sich viele laut. Und dann lese ich in der Fachpresse "fein und bewusst weiterentwickelt" - ja verdammt nochmal, und dafür haben die ein ganzes Jahr gebraucht? Die Verbesserungen hätten nach 3 MOnaten als update angeboten werden können so überschaubar waren die!!!
    Versteht micht nicht falsch, ich habe FIFA10 deutlich vor PES 2010 gesehen und entsprechend PES 2010 ausgelassen und mir viele ONline Matches mit FIFA 10 gegönnt.
    Aber in der 11er Serie geht der Topf ganz klar an Konami! Ich finde es ignorant, dass man das nicht anerkennt. Nach objektiven(!) Gesichtspunkten ist PES 2011 die deutlich bessere Fussballsim und wird meiner Meinung nach nur so deutlich abgestraft weil EA und die Bundesliga sich in Lizenz-Fäustchen lachen....

  2. Platinkicker, Goldtore und quikende Ferkel?
    Sachma Jörg, bist du bescheuert? So einen Rotz habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Und ich kenne immerhin all deine Kolumnen.
    DdCno1: Dafür gibt es eine gelbe Karte. Grund: Persönlicher Angriff (Kritik wäre kein Problem).

  3. Ein halbes Jahr PES 2011 exzessiv (und FIFA 11 desöfteren) gezockt; ich fühle mich verpflichtet zu schreiben, dass das Spiel überragend ist und in der Presse viel zu schlecht weggekommen ist. Für mich ist es das beste PES aller Zeiten.
    Wenn man sich die Zeit nimmt und sich auf das Spiel einlässt, entwickelt sich mMn die packendste Fußball-Simulation, die die Videospielewelt bis dato gesehen hat. Was auf dem echten Platz funktioniert, lässt sich auf den digitalen Bolzplatz übertragen; mehr Auszeichnung kann es für eine Simulation nicht geben.
    Der "manuelle" Ansatz, den PES 2011 verfolgt, ist genau richtig. Ich hoffe Konami bleibt dabei und erliegt nicht der Versuchung, einen Casual-Kick draus zu machen.
    I like FIFA, aber auf die lange Distanz gerade im 2 vs. 2 kommt es an PES nicht vorbei. Mein Gott, was haben wir für Matches erlebt! Dramatik pur. Bravo Seabass, weiter so.

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