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Pro Evolution Soccer 2011 (Sport) – Pro Evolution Soccer 2011

Wenn ein Platinknipser zwei Jahre lang nicht das Goldtor trifft, kann man von einer Formkrise sprechen. Pro Evolution Soccer hat uns sowohl im Jahr 2008 als auch 2009 ernüchtert. Immer noch auf einem gutem Niveau, aber weit weg vom Nervenkitzel vergangener Tage, als wir uns wie hungrige Ferkel mit knallroten Backen durch die Meisterliga quiekten. Kann Konami wieder für Begeisterung im Fußballstall sorgen?

© Konami / Konami

Die richtige Taktik

Taktik für Profis und mit Drag&Drop-Komfort: Man kann je nach Spielstand das Teamverhalten umstellen.

Apropos Laufwege und Offensiv-Verhalten: PES ist in den Tiefen der Aufstellung ein Eldorado für Positionsfetischisten und Strategiewechsel je nach Spielstand. Die neue Benutzeroberfläche ist zwar zunächst verwirrend, bietet Einsteigern aber schon vor dem Anpfiff, balancierte oder offensive Formationen an, die automatisch verwaltet werden – dann braucht man sich quasi um nichts kümmern. In diesen vorgefertigten Strategien wird festgelegt, wie sich ein Team bei einer Führung oder im Rückstand verhält. Auf dem Platz kann man dann sehr schön beobachten, wie sich Mannschaften im Raum zurückziehen oder nach vorne gehen.

All das kann man als Experte auch komplett manuell einstellen, so dass ausgeklügelte Kombinationen möglich sind, die das Verhalten des Kollektivs spürbar beeinflussen. Hilfreich ist, dass man jetzt nicht nur per Maussystem navigieren, sondern per Drag&Drop seine Profis wechseln kann. Für Einsteiger ideal: Sobald man einen Kicker anklickt, wird umgehend eine passende Alternative für seine Position angezeigt. Und wenn man einfach mal einen dritten Stürmer auf das 4-4-2-Feld zieht, wird die Formation umgehend auf 4-3-3 umgestellt – sehr schön.

Wo Licht ist, ist auch Schatten

Selbst einem Topstar wie Ronaldo können aufgrund des sensiblen Pass-Systems viele Fehlpässe unterlaufen.

Aber zurück auf den Platz, denn die totale Freiheit mit der sensiblen Dosierung der Pässe hat auch ihre Nachteile. Zum einen braucht man selbst als Kenner lange, um das Timing nicht nur für diese magischen Zuspiele, sondern auch für einfache Pässe zu finden – selbst wenn man Topleute mit hoher Kurzpassgenauigkeit steuert, kann es zu schlampigen Bällen kommen, die nach ein paar Metern versacken und zum Konter einladen; und das, obwohl man gut steht. Hier ist PES wesentlich fehleranfälliger als FIFA und vielleicht schon eine Spur zu gnadenlos, was die manuelle Feinjustierung angeht, denn der Spielaufbau wirkt dadurch immer noch brüchiger und nicht so fließend wie in FIFA.

Dieser Eindruck wird von der Ballphysik noch etwas verstärkt. Auf der einen Seite begeistert PES mit seinen unheimlich scharfen Flanken, die wie Raketen in den Rücken der Abwehr jagen – herrlich! Hinzu kommen immer noch wuchtige Distanzschüsse und krachende Volleys, die einfach Lust auf Fußball machen. Aber auf der anderen Seite neigt der Ball immer noch dazu, bei schnellen Pässen wie bei einem Flipper von Bumper zu Bumper zu schießen. Vor allem im dicht gedrängten Mittelfeld kommt es dazu, dass er manchmal zu weit abspringt – das Leder rollt in FIFA harmonischer und authentischer, wenn es zu Abprallern oder Pressschlägen kommt. Immerhin bleibt es beim alten Flankensystem: Je nachdem, ob man einmal, zweimal oder dreimal Kreis drückt, fliegt die Kugel flach, weit oder hoch in den Strafraum; hier hat man auf die manuelle Dosierung verzichtet – und das ist gut so.
  

Kommentare

217 Kommentare

  1. Ich stimme el caracho zu: PES 2011 ist in der Fachpresse deutlich zu schlecht bewertet worden und konnte damit nie die Käufergunst einheimsen.
    Serh schade uns absolut nicht gerechtfertigt. Denn gegenüber 2010 hat man hier deutliche Fortschritte im Gameplay gemacht, die PES 2011 nahe an ein Referenzniveau hieven.
    Ich kann mich noch erinnern: Gamescom in Köln 2010.
    Entsetzte Gesichter bei dem FIFA 11 Stand "ist das jetzt 10 oder schon 11" fragten sich viele laut. Und dann lese ich in der Fachpresse "fein und bewusst weiterentwickelt" - ja verdammt nochmal, und dafür haben die ein ganzes Jahr gebraucht? Die Verbesserungen hätten nach 3 MOnaten als update angeboten werden können so überschaubar waren die!!!
    Versteht micht nicht falsch, ich habe FIFA10 deutlich vor PES 2010 gesehen und entsprechend PES 2010 ausgelassen und mir viele ONline Matches mit FIFA 10 gegönnt.
    Aber in der 11er Serie geht der Topf ganz klar an Konami! Ich finde es ignorant, dass man das nicht anerkennt. Nach objektiven(!) Gesichtspunkten ist PES 2011 die deutlich bessere Fussballsim und wird meiner Meinung nach nur so deutlich abgestraft weil EA und die Bundesliga sich in Lizenz-Fäustchen lachen....

  2. Platinkicker, Goldtore und quikende Ferkel?
    Sachma Jörg, bist du bescheuert? So einen Rotz habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Und ich kenne immerhin all deine Kolumnen.
    DdCno1: Dafür gibt es eine gelbe Karte. Grund: Persönlicher Angriff (Kritik wäre kein Problem).

  3. Ein halbes Jahr PES 2011 exzessiv (und FIFA 11 desöfteren) gezockt; ich fühle mich verpflichtet zu schreiben, dass das Spiel überragend ist und in der Presse viel zu schlecht weggekommen ist. Für mich ist es das beste PES aller Zeiten.
    Wenn man sich die Zeit nimmt und sich auf das Spiel einlässt, entwickelt sich mMn die packendste Fußball-Simulation, die die Videospielewelt bis dato gesehen hat. Was auf dem echten Platz funktioniert, lässt sich auf den digitalen Bolzplatz übertragen; mehr Auszeichnung kann es für eine Simulation nicht geben.
    Der "manuelle" Ansatz, den PES 2011 verfolgt, ist genau richtig. Ich hoffe Konami bleibt dabei und erliegt nicht der Versuchung, einen Casual-Kick draus zu machen.
    I like FIFA, aber auf die lange Distanz gerade im 2 vs. 2 kommt es an PES nicht vorbei. Mein Gott, was haben wir für Matches erlebt! Dramatik pur. Bravo Seabass, weiter so.

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