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Tennis World Tour 2 (Sport) – Doppelfehler

Mit überarbeitetem Schlagsystem, vielen Originalspielern, neuen Online-Modi und Doppelmatches will Tennis World Tour 2 den schwachen Vorgänger vergessen machen. Ob das gelungen ist und wie sich der Entwicklerwechsel hinter den Kulissen auswirkt, erfahrt ihr im Test.

© Big Ant Studios / Nacon

Vier Knöpfe, vier Schläge

 

In puncto Schlagvarianten geht Tennis World Tour 2 keine Wagnisse ein: Die Verteilung harter Schlag, Topspin, Slice und Lob auf vier Buttons, plus die Stoppbälle in Kombination mit der Schultertaste kennt man seit Jahren. Hier gesellt sich ein meiner Meinung nach überflüssiger Sprintknopf dazu und auch die Option für Inside-Out-Schläge per linker Schultertase kommt kaum zum Tragen. Generell ist Timing alles in Tennis World Tour 2: Ein zur rechten Zeit getroffener Ball landet nicht nur im Feld, sondern wird auch viel härter und präziser in die Ecken geschlagen, als wenn man zu spät oder zu früh dran ist. Ich empfehle nachdrücklich, in den ersten Stunden nur mit Standard-Knopfdrücken, nicht mit aufgeladenen Schlägen zu arbeiten. Denn die Kombination aus Aufladen plus Timing ist tatsächlich ziemlich knifflig. Da man aber mit perfekten getimten Schlägen ohne Kraftaufladung schon ziemlich weit kommt, ist es ein guter Weg, zuerst am Erlernen des richtigen Schlag-Zeitpunkts zu arbeiten und dies erst später mit dem längeren Drücken für mehr Power zu kombinieren.

 

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Für die Karriere erstellt man einen Eigenbau-Sportler; an den Gesichtern sollte Entwickler Big Ant noch arbeiten. © 4P/Screenshot

Unterm Strich ergeben sich so einige tolle, realistische Ballwechsel, aber leider auch viele Szenen, wo man sich ärgert, dass der eigene Spieler unverständlicherweise nicht mehr zum Ball geht oder aus völlig unrealistischer Körperhaltung heraus einen Mörder-Crossball schlägt. Zudem sind Stopps ein zu mächtiges Tool, wenn man die Sache mit dem Timing mal verinnerlicht hat. Den Gang ans Netz hat Entwickler Big Ant meiner Meinung nach verkorkst: Nach dem Aufschlag habe ich nicht genug Kontrolle über meinen Spieler, um sofort konsequent nach vorn zu stürmen und aus einem Ballwechsel heraus führt es nur in Ausnahmefällen zum Erfolg. Das mag in Ansätzen zwar dem seit vielen Jahren währenden echten Tennis-Trend weg vom Netzspiel entsprechen, fühlt sich in einem Videospiel aber schal an.

 

Und der Rest so?

 

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Gab es im Vorgänger nicht: Doppelmatches. Hier treten wir auf einem hübsch glänzenden Parkett in der Halle an. © 4P/Screenshot

Das Paket an Originalsportlern ist stark: 38 Profis haben es ins Spiel geschafft, darunter etliche Promi-Damen wie Muguruza, Kvitova, Svitolina und Bertens, aber noch mehr bekannte Männer von Zverev, Wawrinka und Goffin über Nishikori, Kyrgios und Isner bis hin zu Nadal, Federer und Thiem. Bei Vorbestellern laufen zudem die Ex-Profis Safin und Kuerten auf. Weniger gut ausgestattet ist der Titel auf Platz- und Turnier-Seite man spielt im Manhattan- oder Melbourne-Stadion, allerdings nicht bei den US- oder Australian Open. Auch echte Sponsorennamen (von Sportartikelherstellern über Zeitmesser) fehlen auf den Plätzen. Da kommt der „Tennis World Tour 2 Annual Pass“ ins Spiel: Für 24,99 Euro werdet ihr übers Jahr hinweg mehrfach mit echten Schauplätzen und Turnieren versorgt, den Anfang macht aktuell das Roland-Garros-Turnier inklusive der prominenten Courts aus Paris.

 

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Mutet an wie die Kartenpacks aus diversen Titeln, die per Echtgeld die Kohle aus den Spielern pressen; die Skill-Karten können aber nur mit Ingame-Währung gekauft werden. © 4P/Screenshot

Zurück meldet sich auch das Karten-System des Vorgängers: Mit über alle Modi hinweg verdienter Ingame-Währung leistet man sich Kartenpakete – die werden in typischer Panini-Päckchen-Optik präsentiert, stellen aber keinen ausgewachsenen Spielmodus wie FIFA Ultimate Team & Co. dar. Zum einen ist hier erfreulicherweise Echtgeld-Einsatz tabu, zum anderen werden die Karten nur für ein Deck genutzt, das man dann in den Matches aktivieren kann. Das sorgt, je nach Karte, für dauerhafte oder kurzfristige Verbesserungen z.B. eurer eignen Ausdauer, kann aber auch die Schlagpower des Gegners mindern.

 

Im Gegensatz zum Vorgänger sind Doppelmatches off- wie online nun möglich. Die Vierer-Partien waren in der Videospiel-Tennisgeschichte noch nie mein Lieblingsmodus und fühlen sich hier noch unhandlicher und unrealistischer an als in Virtua Tennis, Top Spin & Co. Neben der oben erwähnten, sterilen Karriere gibt es eine Trainingsakademi mit extrem nüchternen Lektionen auf einem Court, wo der Ball schlecht sichtbar ist; dazu gesellen sich stattliche Ladezeiten zwischen jeder Einheit – ein denkbar uneleganter Einstieg ins Spiel! Auf Online-Sportler wartet u.a. ein Ranglisten-Modus mit Liga-Aufstieg, bei meinen Tests liefen die Matches in puncto Lag-Freiheit richtig gut, allerdings kam es schon mal zu Abbrüchen. Tennis World Tour 2 macht auf PS4 und Xbox One technisch sonst keine Zicken, auch die PC-Fassung lief stets einwandfrei und gibt sich nicht sehr Hardware-hungrig – auch für einen Mittelklasse-Rechner sind die Ultra-Detail-Einstellungen machbar.

Kommentare

16 Kommentare

  1. Schade das es in der qualitativen Breite kaum mehr lohnenswerte Sportspiele zu kaufen gibt wie damals zur PS2 Ära. Krass wie sich das Genre auf dem absteigendem Ast befindet in Sachen Qualität und nur noch negative Schlagzeilen macht.
    Hätte ich mir sowieso denken können, nach dem Desaster von Tennis World Tour 1. Geschenkt wäre noch zu teuer ! :D

  2. Ja, das ist tatsächlich die Crux: Rein äußerlich sieht das in den Big-Ant-Spielen immer nach gutem Tennis aus. Es fühlt sich nur leider fast überhaupt nicht danach an. :(

  3. Es ist komisch, weil ich finde die Ballwechsel bei diesem Spiel sehen mehr nach echtem Tennis aus als bei den letzten Tennisgames. Aber wenn man natürlich keinerlei Kontrolle über die Spielerbewegung und nur eine unzureichende über die Schläge hat, macht das skeptisch.

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