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The Inner World: Der letzte Windmönch (Adventure) – Rückkehr ins Erdinnere

Klassische Point&Click-Adventures haben es schwer in Zeiten von Telltale-Serien und Life Is Strange. Nach Thimbleweed Park herrschte lange Flaute bei kniffligen Rätselspielen, doch mittlerweile haben sich auch die Entwickler von The Inner World an eine Fortsetzung gewagt. Können Robert, Laura und Taube Hack erneut Asposien vorm faschistischen Regime retten?

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Esoterischer Support

 

Der Humor des Spiels hat meist genau meinen Nerv getroffen: Weil z.B. die Service-Hotline eines Ticketautomaten nicht mit einem Techniker besetzt ist, muss man sich stattdessen mit den rätselhaft esoterischen Phrasen einer Telefon-Astrologin herumschlagen. Ein echter Hingucker sind auch die Animationen der extrem wurstigen Taube Hack: Sie flattert auf derart bescheuerte Weise durch den Raum, dass ich nach dem Spielstart erst einmal eine Minute lang mit der Controller-Steuerung herumspielte, ohne mich auch nur ansatzweise um die Puzzles zu kümmern. Mit dem Analogstick lassen sich die Figuren nämlich direkt bewegen. Trotzdem würde ich davon abraten, denn die Steuerung wurde klar für die Maus konzipiert. Auch mit dem Controller kam ich irgendwann klar, es fühlt sich aber nie so intuitiv an wie die klassische Alternative. So muss man etwa umständlich die Hotspots per Tastendruck sichtbar machen und darf sich vor einer Aktion nicht mehr bewegen, weil die Interaktionspunkte sonst verschwinden und erneut aufgerufen werden müssen.

 

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Manche Puzzles werden auf einen eigenen Bildschirm ausgelagert. Meist trifft man aber auf klassische Inventar- und Umgebungsrätsel, während man jeweils ein Areal von einigen Bildschirmen Größe abklappert. © 4P/Screenshot

Mit der Maus flutscht es deutlich besser, aber nicht ganz so reibungslos wie etwa in Spielen von Daedalic oder King Art. Warum haben sich die Entwickler nicht einfach an übliche Standards wie das Anzeigen von Hotspots per Leertaste gehalten? Stattdessen muss man dafür umständlich die linke Maustaste geklickt halten. Schade, dass man die Steuerung nicht einmal nach eigenen Vorlieben konfigurieren oder umbelegen darf. Auch die lahmen Animationen beim Start und Ende von Gesprächen werden etwas lästig – vor allem, wenn man nur mal schnell abchecken wollte, ob bei einem bekannten Gesprächspartner neue Dialogthemen zur Verfügung stehen. Statt sich subtil durchzuhangeln, muss man in den Unterhaltungen meist lediglich sämtliche Optionen abklappern. Es gibt aber auch Ausnahmen wie ein cooles Dialogrätsel, bei dem man sich aus seinen Fesseln befreien soll. Bringt man seinen Peiniger mit der passenden Reihenfolge aus Schleimerei und Sticheleien zur Weißglut, kann man kurze Zeit später seinen Wutanfall für sich ausnutzen.

 

Stimmungswechsel

 

Manchmal wirkt der Wechsel zwischen Geblödel und bedrückenden Themen zu abrupt: In einem Moment piesackt man noch einen überkorrekten Paragraphenreiter, der sich vorschriftsmäßig mit 0,2 Liter Flüssigkeit und voller Blase auf dem Bahnhofshocker windet. Kurze Zeit später muss man ihn allerdings verpfeifen, wodurch er als Flötennase enttarnt und zur Exekution abtransportiert wird. Die vorbildlich betonte deutsche Synchro passt bestens zu den Figuren und ihren Macken. Der Soundtrack hält sich währenddessen stark im Hintergrund – im Nachhinein kann ich mich trotz des Flöten-Themas kaum an bestimmte Melodien erinnern.

 

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Soap-Opera in der Hohlerde: Libretta fühlt sich zu Laura hingezogen, schafft aber nicht gerade, es ihr subtil zu vermitteln. © 4P/Screenshot

Die verschrobenen Zeichnungen dagegen werden mir aber noch länger im Gedächtnis bleiben – z.B. vom abgehalfterten Einhorn-Bingopferdchen oder dem irgendwie sympathischen, aber auch etwas gruseligen Herrklein mit seinem Silberblick. Wie im Vorgänger werden die Kulissen allerdings in nahen Einstellungen ziemlich unscharf. Auf den Konsolen (Xbox One, PS4 Pro und Amateur) muss man zudem mit dauerhaftem Tearing leben – was hat das bitteschön in einem 2D-Adventure zu suchen? Lediglich die Xbox One X schafft es, die technisch anspruchsvolle 2D-Engine ohne Zerreißen des Bildes darzustellen. Besitzer von Microsofts neuem Powerpaket bekommen allerdings trotzdem noch kurze Micro-Ruckler zu Gesicht. Zudem müssen Konsolenspieler mit der oben erwähnten, nicht optimalen Controllersteuerung leben. Von solchen Macken abgesehen unterscheidet sich das Spiel aber nicht von der PC-Fassung. Wie Headup heute verkündete, erscheinen am 22. November übrigens auch Umsetzungen für iOS und Android.

 

Kommentare

13 Kommentare

  1. NapiKeks hat geschrieben: 13.11.2017 12:57 Mal eine andere Frage, ich wollte mir diese Woche den "ersten" Teil zu Gemüte führen, befinden sich "Spoiler" im Text?
    Vielen Dank im Voraus.
    Jepp, zwangsläufig. Dann lies den Test lieber nicht. ;)

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