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Total War Saga: Fall of the Samurai (Taktik & Strategie) – Total War Saga: Fall of the Samurai

Was wird aus Japan? Wie vertragen sich Tradition und Moderne, Katana und Karabiner? Im Jahr 1864 steht das asiatische Reich vor einer machtpolitischen Zerreißprobe: Auf der einen Seite die konservativen Shogunate, auf der anderen Seite die Kaisertreuen. Man kann sich für einen oder gegen alle entscheiden und so sein eigenes Reich gründen. Sechs Clans mit unterschiedlichen Startbedingungen stehen zur Verfügung.

© Creative Assembly / Sega

Die Macht der Wirtschaft

Feuer frei: Zu Beginn schießen Soldaten mit einer Genauigkeit von 10 bis 25. Später kann man Royal Marines mit einer Genauigkeit von 70 rekrutieren.
Feuer frei: Zu Beginn schießen Soldaten mit einer Genauigkeit von 10 bis 25. Später kann man Royal Marines mit einer Genauigkeit von 70 rekrutieren. © 4P/Screenshot

Die Kampagne ist angenehm anspruchsvoll:  Die Diplomatie macht leider keine Fortschritte, aber der wirtschaftliche Aufbau verlangt mehr Aufmerksamkeit.  Man muss frühzeitig die Infrastruktur und den Gewinn sowie den Handel mit Gleichgesinnten entwickeln, wenn man nicht den Anschluss im Kampf um die 75 Provinzen verpassen will. Der wird vom messbaren Ruhm symbolisiert, den der eigene Clan für Eroberungen gewinnt oder indem er z.B. Missionen für oder gegen den Kaiser erfüllt – dafür winken Ämter, die wiederum mehr Geld, Fähigkeiten oder Einfluss bringen. Dabei ist man nicht festgefahren, man kann auch wechseln. Irgendwann erreicht man allerdings einen Rang und muss sich endgültig für eine Seite zu entscheiden. Oder reicht das Vertrauen der Verbündeten für die eigene Machtergreifung?

Obwohl das angesichts des ideologischen Konflikts zu erwarten war, setzt das Spieldesign nicht stoisch auf Schwarz oder Weiß, Tradition oder Moderne, sondern erlaubt Überschneidungen in der Strategie. Es ist also durchaus möglich, einen kaisertreuen Clan, der eigentlich dem Westen aufgeschlossen ist, eher konservativ zu führen – und umgekehrt. Aber letztlich werden es Spieler schwerer haben, die dem Fortschritt vielleicht komplett entsagen wollen, denn die Technik mogelt sich in allen Bereichen ins Spiel. Hier hätte dem Technologiebaum etwas mehr Mut zur Unterschiedlichkeit gut getan, denn letztlich verschwimmen die Konturen zwischen den Ideologien zu stark. Es gibt zwar viele historische Ereignisse, die innenpolitische Entscheidungen verlangen, aber die wirken sich nicht umgehend aus. Wer es übertreibt, muss allerdings mit den Konsequenzen leben: Man kann nicht die Briten in einem Handelsbezirk ansiedeln, von

Aber eine Kavallerie wie die Yari Ki oder Speerinfanterie wie die Yari Kachi sind auch gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit ihrem Stahl tödlich.
Aber eine Kavallerie wie die Yari Ki oder Speerinfanterie wie die Yari Kachi sind auch gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit ihrem Stahl tödlich. © 4P/Screenshot

ihrem Wissen und ihren Waffen profitieren und dann mehrere Gesetze gegen sie erlassen; irgendwann wenden sie sich ab.

Zivile Forschung und militärische Schlagkraft

Man kommt ohnehin um den Krieg nicht herum. Der zweigeteilte Baum ermöglicht auch auf der zivilen Seite genug militärische Forschung – es kann sich durchaus lohnen, die Fremden aus dem Westen zu hofieren, indem man ihnen eigene Handelsdistrikte gewährt. Denn nur dort lassen sich ihre schwer gepanzerten Schlachtschiffe und hoch effizienten Soldaten anheuern. Wer sich in der Art öffnet, wird allerdings mit kleinen Nebeneffekten leben müssen. Wie reagiert man auf Übergriffe von fremden Soldaten auf einheimische Frauen? Zumal man mit jeder Modernisierung den Unmut der Bevölkerung weckt, die plötzlich ein Rebellenheer aufstellt – also muss man weise gegensteuern, indem man die Balance der Zufriedenheit über Gebäude oder Repression wahrt.

Welche der drei Möglichkeiten des Sieges man auch ins Auge fasst: Dafür braucht man nicht nur Truppen an Land, sondern auch eine schlagfertige Marine, die in explosiven Seegefechten rammt und Torpedos einsetzt. Und die ist 250 Jahre nach den

Die neue Macht der Marine: Wer mit seiner Flotte auf die Küste zusteuert, kann nicht nur einen Hafen unter Beschuss nehmen oder belagern. Auch feindliche Armeen an Land oder gar in einem Gefecht, lassen sich aus der Distanz ins Visier nehmen.
Die neue Macht der Marine: Wer mit seiner Flotte auf die Küste zusteuert, kann nicht nur einen Hafen unter Beschuss nehmen oder belagern. Auch feindliche Armeen an Land oder gar in einem Gefecht, lassen sich aus der Distanz ins Visier nehmen. © 4P/Screenshot

schwimmenden Holzfestungen der Feudalzeit unheimlich teuer. Wer ein dampfbetriebenes Schlachtschiff der Warrior-Klasse baut, zahlt regelmäßig 2250 Gold an Unterhalt – autsch.

Bis man sich das überhaupt leisten kann, vergehen viele Stunden, in denen man nur vorsichtig expandieren kann, wenn man nicht Pleite gehen will. Also heißt es Bündnisse schließen und Grenzen sichern! Die Eisenbahn spielt dabei übrigens eine geringere Rolle als gedacht, denn sie kommt sehr spät und nur in speziellen Gebieten ins Spiel. Auf dem Weg zu einem profitablen Haushalt wird jedoch klar, wie wichtig eine schlagfertige Marine ist: Schon mit günstigeren Schiffen kann man nicht nur Häfen blockieren und unter Beschuss nehmen, sondern auch Städte und Armeen auf der Karte gezielt angreifen, um Nadelstiche zu setzen. Es gibt kleine Torpedo- und Kanonen-Boote, dazu mittlere Fregatten mit relativ wenig Artillerie sowie die von Eisenplatten geschützten Kriegsschiffe, die mit ihren Geschütztürmen bereits an die Stahlkolosse des Ersten Weltkriegs erinnern.

Auch die Festungen der Samurai haben zugelegt: Man kann regelrechte Forts mit sternförmiger Architektur errichten, die von starken Mauern und schweren Kanonen bewacht werden. Tut man das nicht, wird man zwischen Holzbalken und Lehm schnell zusammen geschossen. Das sorgt zwar für etwas mehr explosive Action im Vorfeld der Erstürmung, aber beim Anrennen auf und beim Kämpfen innerhalb der Mauern kommt es immer noch zu seltsamen Wegfindungsallüren und Lemmingverhalten.

Kommentare

38 Kommentare

  1. Wollte nur mal im Forum mitteilen, dass mein Mitspieler und ich, jetzt bei Runde 80 in der kooperativen Multiplayer Kampagne, den "Desynch" haben - sehr schade.

  2. Soooo... einige viele Stunden Shogun FotS später.
    Ich war auch recht skeptisch, aber letztendlich bin ich mehr als ein bisschen positiv überrascht.
    Gut, ich bin als jahrelanger Mod-User etwas verwöhnt, und sein volles Potential entfalten die Titel für mich erst nachdem das Finetuning der Community abgeschlossen ist, aaaber...
    dieses Mal macht das Spiel schon nach Release Spaß und ist, für CA-Verhältnisse, erfreulich fertig :)
    Ansonsten kann ich mich inhaltlich Jörgs Fazit anschliessen, das trifft es wie ich finde janz jenau.
    Ach ja,

    FA_SaFraN hat geschrieben:Wie sag ich es ohne irgendwelche Gefühle zu verletzen?
    Gar nicht
    Es interessiert eigentlich keine Sau, aber wenn Dir das Verfassen seitenlanger Ergüsse irgendwie über Deine persönlichen Probleme hinweghilft bitte, machen wir doch gerne.
    Aber wenn Du das Forum schon zur Therapierung Deiner Profilneurose missbrauchst, sei doch so gut, wirf wenigstens einen Euro in die Kaffeekasse oder so etwas.

  3. viele Phasen werden auch von Paradox Titeln abgebildet, aber die sind mir a) zu komplex und b) zu hässlich :D
    Total War bietet die perfekte Mischung aus Geschichte (manchmal stimmts trotzdem nicht immer 100%) und Spiel und ist einfach polierter als z.b. Victoria II und ähnliche Mammutspiele

  4. Also persönlicher Höhepunkt der Serie war für mich eindeutig Empire:Total War. Zugegeben: ich bin erst mit Medieval II in die Serie eingestiegen und bisher hat mich die altbackene Optik von Rome abgeschreckt. Aber nicht zuletzt wegen des hohen taktischen Anspruchs und den vielen Gedankengängen über Formationen und dem Effektfeuerwerk der Artillerie habe ich mich mit Empire noch am wohlsten Gefühlt. Auch wenn sich Fall of the Samurai ebenfalls in die Moderne begibt, gefällt mir die europäische Karte besser. Vom Spielablauf gebe ich aber gerne zu, dass sich FotS (Oo hm klingt komisch diese Abk.) flüssiger Spielt und durch die gewaltigen Schiffgeschütze und moderne Artillerie etwas epischer daherkommt. Meinetwegen darf CA das Experiment wagen und an der Grenze zum Stellungskrieg kratzen wenn nicht sogar übertreten. Denn auch hier gäbe es in jedem Fall Möglichkeiten das traditionelle Prinzip zu übertragen. Spiele wie War Leaders haben dies bereits (sehr schlecht) vorgemacht.
    Ich habe auch schon einen Titel für CA falls es tatsächlich einmal in das Jahr 1939 gehen sollte:
    Total War: Total War :roll: Auweia....
    Über Rome II würde ich mich aber genauso freuen wie ein Szenario im Sezesionskrieg denn die Serie ist einfach das Festmahl für Hobbynapoleons, die sich sowohl Strategisch als auch Taktisch mit den Konflikten der Vergangenheit auseinandersetzen wollen.

  5. moin, und nochmal meine 2 cent
    Donnerstag konnte ich den test leider noch nich lesen da ich erstmal deponia durchhaben wollte bevor ich nicht mehr dazu komme, egal hab das spiel freitag gekauf. Und ja im einzelhandel und natürlich die limited edition (das poster hängt links von mir und der daimyo aus dem hauptspiel schaut mir beim tippen zu !).
    Den test hab ich dann beim instalieren gelesen (wie üblich gut geschrieben btw) und, nunja, seit dem hab ich ca. 30h gespielt...
    ich finde das spiel großartig.
    Mit den saga bin ich jetzt einmal durch und ich glaube der rest wird bald nachziehen...
    Zum thema was als nästes kommt: mein favorit wäre ja (bzw war er schon vor shogun 2) ein total war spiel zu der mongolischen expansion (ich weiss die mongolen hatten bereits ihre auftritte aber ich hätte gerne einen ihnen gewidmeten teil... vieleicht bin ich da ja auch alleine).
    Ansonsten würde mir noch als möglichkeiten für total war spiele die zeit der streitenden reiche in china vor dem jahre 0 unserer zeitrechnung und das erste perser reich + x (inclusive den den krieg mit dem helenenbund und vieleicht bis zu alexander dem großen) einfallen. Wobei ich fürchte das es leute geben würde die sich beschweren wenn die standartmäßige armee größe bei letzderem unter zwei millionen mann liegt...
    aber ganz abgesehen davon: ein rome 2 würde ich natürlich keinesfals verschmähen ;)
    und noch zum thema ladezeiten: ich spiele recht viel moba's.
    will heissen ich bin teilweise schlimmeres gewöhnt ^^
    ok es waren eher 5 cent...
    mfg blei96

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