Veröffentlicht inTests

Valkyrie Elysium (Rollenspiel) – Voller Spaß in leeren Gängen?

Wenn der düstere Ruf Gjallahorns über den Reichen Asgard, Midgard und Niflheim erschallt, kann das nur zwei Dinge bedeuten: Göttervater Odin wurde beim Kampf gegen den Wolf Fenrir heftig verwundet und gleichzeitig ist die allesverschlingende Dämmerung Ragnarök im Anmarsch, um Mann und Maus zu vertilgen. Doch bevor die schwarzen Schiffe, die aus den Fingernägeln der Toten erschaffen wurden, dem blutrot gefärbten Himmel entsegeln, gibt es noch eine letzte Hoffnung: Die einzig verbliebene Walküre Maria muss dem Eid, den sie Odin geleistet hat, folgen. Und ist die letzte Hoffnung für das Abwenden des eigentlich Unabwendbaren.

©

Gemeinsam einsam
[GUI_STATICIMAGE(setid=92320,id=92654886)]
Bevor die Einherjar mitkämpfen dürfen, müssen sie aus ihrem Schattendasein befreit werden. © 4P/Screenshot

In einigen Spielgebieten verfügt Maria über eine weitere Fähigkeit: Per Knopfdruck ruft sie einen Schwarm von Schmetterlingen herbei, die ihr den Weg zu der verlorenen Seele eines Einherjar weist. Die rastlosen Seelen dieser einstigen Krieger sind zwar nicht einfach von der neuen Aufgabe – dem Kampf an der Seite der Walküre – zu überzeugen. Nach und nach werden sich Blitzmagie-Ritter Eygon, Eis-Perfektionist Clyde, die Lichtkriegerin Kristoffer und Feuer-Spezi Taika aber ihrer Verantwortung bewusst und stellen sich in die Dienste der furchtlosen Kämpferin. Mit dem Einsatz der magiebewussten Vasallen geht der Spaß erst so richtig los: Die Unterhaltungen, welche die Walküre ab sofort auf ihren Wegen durch menschenleere Umgebungen mit den nun wieder fleischgewordenen Seelen führt, erklären dem Spieler weiter die Hintergründe und Umstände ihres vergangenen Lebens und die Motivation, die hinter dem Einsatz steht.

Und natürlich sind die treuen Begleiter auch in den nun etwas schwieriger werdenden Kämpfen eine mehr als willkommene Bereicherung. Denn jeder Einherjar besitzt die Kraft eines bestimmten Elements. So werfen die Recken nicht nur derartig mit Zaubersprüchen um sich, dass jedem Gegner schwindlig wird, sondern sorgen in den 30 Sekunden, die sie nach ihrer Beschwörung agieren auch dafür, dass die Waffe der Walküre mit der Kraft des Elements gesegnet ist. Eine Horde blitzanfälliger Stressmacher im Angesicht des Blitz-Einherjar und des dann blitzgestärkten Kombo-Gewitters der Walküre, lassen nicht nur den Zähler ganz locker in die Hunderte emporschnellen, auch der Bildschirm scheint vor Effekten nur so zu explodieren – was beim Betrachter die ersten zehn Spielstunden für Stauen und Begeisterung sorgt. Am Ende einer überbordenden Schlacht, die sich vor bunten Licht- und Slow-Motion-Effekten kaum retten kann, springen dann unzählige Seelenkristalle aus den platzenden Gegnern hervor und sorgen für weitere Befriedigung im JRPG-Zentrum des Kleinhirns. Nach einer absolvierten Mission geht es dann brav zu Vater Odin in den Thronsaal, um Bericht zu erstatten. Dann entscheidet der Spieler, ob er sich gleich in den nächsten Einsatz begibt, oder in die bereits gespielte Welt zurückkehrt, um einige Nebenaufgaben zu erledigen.

Zuviel des Guten?


Mit den Seelenkristallen steht es dem Spieler frei, entweder die Walküre fähigkeitentechnisch auf Vordermann 

[GUI_STATICIMAGE(setid=92320,id=92654888)]
Zusammen mit den befreiten Mitstreitern wird jeder Kampf zum Effekt-Feuerwerk © 4P/Screenshot

zu bringen oder die Lieblingswaffen mit mehr Wumms zu versehen. Das Level-Gating für die Waffen ist in Valkyrie Elysium allerdings etwas fantasielos geraten: Versierte Komplettierer, die bei der Erkundung der relativ kleinen und sehr ähnlich anmutenden Spielgebiete, keinen Zipfel auslassen und fleißig sammeln, sind schon nach kurzer Spielzeit eine fast unbesiegbare Ein-Frau-Armee. Anstatt aber am Schwierigkeitsgrad und dem Balancing zu feilen, verstecken die Entwickler besonders wichtige Seelenkristalle einfach in Spielstufen, die erst viel später im Spiel zu besuchen sind. Das gilt auch für die Kräfte der Einherjar, die durch das Absolvieren ihrer persönlichen Problem-Quests, nach und nach erweitert werden können.

Anstatt den Spieler also vor gewichtige Entscheidungen zu stellen, was die Aufwertung der Waffen und Fähigkeiten angeht, wird mit allem Material wild herumgeworfen – nur die wichtigsten bleiben bis viel später im Spielverlauf hinter einer unsichtbaren Wand. Das geht besser! Ebenfalls ein zweischneidiges Schwert ist der Schwierigkeitsgrad. Denn Valkyrie Elysium ist nicht nur nicht schwer, sondern selbst auf der härtesten Stufe schon fast viel zu einfach. Im gesamten Testzeitraum hat die 4-Players-Walküre kaum mehr als dreimal ins Gras gebissen. Anfängern und Freunden von einer eher meditativen Ausrichtung des Spielablaufs kommt das sicherlich gelegen, wer eine echte Herausforderung sucht, der findet in dem Walküren-Ritt eben diese zu keiner Zeit. Und sich am farbenfrohen Netzhautgewitter auf dem Bildschirm zu erfreuen, währt auch nur eine gewisse Weile. Wenn nach rund 20 Stunden die X-te Prügelei gegen ein immer sehr ähnliches Gegnerfeld ansteht, dann entlockt das Spiel dem Pad-Akrobaten nicht mal mehr ein müdes Lächeln. Dazu sind auch die Aufgaben im Verlauf allesamt viel zu ähnlich, so leidet nicht nur die dringend notwendige Abwechslung, auch die etwas dröge und sehr vorhersehbare Story kann ab und an für einem narkoleptischen Anfall bei actionverwöhnten Spielern sorgen.

Dinge, die die Spielwelt braucht


[GUI_STATICIMAGE(setid=92320,id=92654889)]
Genre-üblich gibt es nach dem Kampf eine Einstufung des Könnens. © 4P/Screenshot

Was hätte Valkyrie Elysium gebraucht, um ein deutlich besseres Spiel zu sein? Neben einem ausgewogeneren Schwierigkeitsgrad hätte ein Online-Koop-Modus wahre Wunder gewirkt. Die Umgebungen, die recht dröge und uninspiriert wirken, bieten bis auf die Gegner, Schatztruhen und tonnenweise zerstörbare Kisten und Fässer einfach gar nichts, was die Neugier des Spielers wecken würde. Die Mini-Rätsel sind ein Feigenblatt-Witz, keine verschlossene Tür, die zu einer geheimen Kiste führen soll, bleibt länger als 30 Sekunden in diesem Zustand. Auch die Gegnerschar besteht aus weniger als 20 Modellen, die sich nur durch die Element-Ausweisung unterscheiden – und keiner aus dem Fieslings-Line-Up braucht eine besondere Herangehensweise oder Strategie, was für ein Spiel dieser Machart eigentlich unabdingbar ist, um beim Spieler für die nötige Aufmerksamkeit zu sorgen. Das gilt auch für die optisch lahmen und starr inszenierten Zwischensequenzen, die selbst bei den hartgesottensten JRPG-Fans zu dem unerwünschten Ergebnis führen, dass der Finger weniger als einen Millimeter über dem Skip-Button schwebt – und diesen ab und zu sogar drückt.

Kommentare

15 Kommentare

  1. Herschfeldt hat geschrieben: 03.10.2022 14:29heißen die gefallenen Krieger nicht Einherjer?
    Es ist so: Im PS2-Titel "Valkyrie Profile 2" haben sie (sowohl in englischem Ton als auch deutschem Text) "Einherjar" geheißen. In der englischsprachigen Synchro in "Valkyrie Elysium" sprechen die Charaktere auch von "Einherjar". Und dann kommt der deutsche Untertitel und da steht dann plötzlich "Einherier". Sorry, ne, das geht für mich nicht, irgendwo hört Lokalisierung auf ("John Schnee", anyone?) :Blauesauge:

  2. Alandarkworld hat geschrieben: 02.10.2022 10:49 Ich habs gestern durchgespielt (ca. 14 Stunden Gesamtlaufzeit im mittleren Schwierigkeitsgrad, hab fast alle Sidequests gemacht) und ich stimme dem Test größtenteils zu. Die Action funktioniert gut bis sehr gut und geht locker von der Hand. Die Figuren wiken allerdings von der Optik über die Animation bis hin zur Story durchwegs hölzern und austauschbar. Die Umgebung hätte schon zu PS3-Zeiten niemanden mehr vom Hocker gehauen. Die Levels reichen von eng und schlauchartig bis hin zu recht großen Arealen, was sie eint ist die inhaltliche Leere. Umgebungs-Interaktionen sind Mangelware. Da und dort gibts mal nen Schalter zu aktivieren, oder einen Schlüssel für eine Tür zu "suchen" der ungelogen 5 Meter weiter in einer Kiste liegt.
    Was mir hingegen sehr gut gefallen hat war das Element-System im Kampf, welches sich spürbar auf das Geschehen ausgewirkt hat. Umso mehr schmerzt es, dass es insgesamt nur 4 Einherjar im Spiel gibt, aber mehr unterschiedliche Elemente, sodass man im Kpf gegen Gegner eines Schwäche-Typs, für den es keinen Einherjar gibt, automatisch im Nachteil ist. Hier werde ich das Gefühl nicht los, dass das Spiel im Umfang gekürzt wurde.
    Die 70er-Wertung geht also in Ordnung, meiner Meinung nach wäre viel mehr Potenzial da gewesen und ich werde das Gefühl nicht los dass das Spiel vorschnell veröffentlicht wurde und eigentlich noch 1-2 Jahre in der Produktion hätte bleiben müssen. Dafür rennt es relativ sauber und ohne gröbere Bugs.
    Schöner kurzer "Abriss"! Danke dir. Spielte gerade mit dem Gedanken an ein Erwerb für PC. 14 h mit allen SQ ist jetzt nicht gerade viel, wenn ich für Sniper Elite V bereits mindestens 3 h für ein Level benötige (9 + DLC´s gibt es), um alles zu finden. Die Krux ist wohl auch die Grafik a.D. 2010?! Und.... heißen die gefallenen Krieger nicht Einherjer?
    Edit: Jo, kommt ja erst am 11.11.22 für Steam. Hab ich beim querlesen wohl überlesen. Wollte nicht gespoilert werden. Aber 59,99 €...

  3. Was ist denn an der Dame jetzt ne Kampflesbe?
    Ich kenn mich mit der Valkyrie-Reihe jetzt nicht so aus, aber hatten die Walküren da nicht schon immer nen leichten Yuri-Vibe und waren eher stoisch charakterisiert? Passend zur hellen Haarfarbe? (Nur in Japan gibt's nen direkten Zusammenhang zwischen den Haarfarben und den Charaktereigenschaften :D)

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1