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Warlock 2: The Exiled (Taktik & Strategie) – Magier auf Scherbenwelten

Mit Age of Wonders 3 (Wertung: 86%) haben die Triumph-Studios vor kurzem gezeigt wie richtig gute 4X-Strategie aussieht. Jetzt schickt Ino-Co Plus Warlock 2 in den Rundenkampf. Kann das Fantasy-Civilization im Test überzeugen?

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Bedienungsfrust
 

Allerdings gibt es auch so richtig nervige Quests, die in Kombination mit dem furchtbar unübersichtlichen Interface gravierende Folgen haben können. In meiner ersten Partie traf ich auf  einen Magier, der drohte, so lange Terraforming-Zauber in meinen Welten zu wirken, bis ich einen mächtigen Spruch gefunden hätte. Allerdings brauchte ich für diese Aufgabe viel Gold um mir Informationen von einer Hexe zu kaufen. In den allgemeinen Kriegswirren im Anschluss geriet der Magier völlig in Vergessenheit – bis seine Globalzauber zur Auslöschung ganzer Städte führten. Dies wiederum hatte in einer selbstverschuldeten Wirtschaftskrise den Zusammenbruch meines Reiches zur Folge. Prinzipiell würde ich ja sagen: selber Schuld! Allerdings werde ich in jeder (!) Runde an Portalen ungefragt daran erinnert, dass ich noch eine Quest zu erledigen habe. Warum nicht bei einer so gravierenden Aufgabe?

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Die Weltenscherben sind abwechslungsreich und unterscheiden sich in Umgebung und Größe. © 4P/Screenshot

Als ebenso fragwürdig empfinde ich den Großteil der Benutzeroberfläche, die vor allem mit Ungenauigkeit und Unübersichtlichen Menüs glänzt. Warum muss ich im Forschungsmenü zig mal klicken, um die richtigen Sprüche zu finden? Warum werden Einheiten mal abgewählt und mal nicht? Wieso funktioniert der Zauberspruch-Marker nur manchmal? Und wieso muss ich teilweise NEBEN ein Symbol klicken, damit die Aktion ausgeführt wird? Hier wirkt Warlock 2 unfertig – auch weil manche Texte nicht richtig eingebunden sind oder viele Symbole in den spartanischen Menüs wie Platzhalter aussehen.

Sinnlose Diplomatie, schwache Religionen

Ebenso fragwürdig, weil völlig sinnlos, ist die Diplomatie. Viel mehr als Bündnisse schließen, Ressourcen bzw. Forschung tauschen oder Krieg erklären ist mit den dumpfbackigen KI-Kollegen nicht drin. Da es keinen Diplomatiesieg gibt und die KI sich ohnehin nicht sehr geschickt anstellt, habe ich bald darauf verzichtet überhaupt diplomatisch vorzugehen. Zudem funktioniert das System teilweise gar nicht: In einer Partie wurde ich von einem Computerspieler jede zweite Runde gefragt, ob ich nicht sein Verbündeter sein möchte. Dass ich jedes Mal (!) auf ja klickte, hielt ihn nicht davon ab es immer wieder zu versuchen. Allerdings schaffte es dieser Spieler auch nicht, von seiner Weltenscherbe herunterzukommen. Falls die Intention war, einen totalen Vollidioten zu programmieren, ist Ino-Co Plus diesem Ziel sehr nahe gekommen.
 
Auch die Religionen sind eher überflüssig – obwohl die Idee zunächst überzeugt. Ich kann in jeder Stadt den Schrein von einer der acht Gottheiten errichten. Dies verschiebt meine Sympathie sowohl im Pantheon als auch bei den Mitspielern und ermöglicht mir den Zugriff auf neue Zaubersprüche. Während die Symphathie aufgrund der vermurksten Diplomatie eh zu vernachlässigen ist, sind auch die Zauber den Aufwand nicht wert und finden sich in anderer Form auch unter denen, die ich jederzeit erforschen kann. Zwar können auch einige neue Einheiten gebaut werden, aber hier wäre viel mehr drin gewesen.

Visuell einfach – taktisch simpel

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Diplomatie und Religion sind eher gut gemeint als gut gemacht. © 4P/Screenshot

Auch taktisch erreicht man nicht die Tiefe von Age of Wonders. Kämpfer vorne, Schützen hinten, Magier als Unterstützung: viel mehr Taktik ist nicht notwendig. Ja, es muss auf die Immunitäten von Feinden geachtet werden, Flugeinheiten können nicht von Schwertkriegern angegriffen werden, Veteranen schlagen Frischlinge und möglichst hat man noch einen seinen vier Helden dabei, die individuell mit gefundenen Artefakten ausgerüstet werden können. Das war es aber auch schon. Ansonsten zählt die Übermacht und Übersicht, etwa um angeschlagene Kämpfer zurückzuziehen.
 
Auch die Kulisse kann nicht mit der Konkurrenz mithalten. Sowohl Civilization 5 als auch Age of Wonders überflügeln die betagt und  steril wirkenden Städte, Landschaften und Einheiten mühelos. Schatten, Effekte und Oberflächen wirken nicht zeitgemäß und viele Menüs sehen aus wie Platzhalter. Es fehlt ein schlüssiges Artdesign, welches die einzelnen Elemente zusammenhält. Immerhin: eine vorbildliche Einbindung von Modifikationen und der mitgelieferte Editor könnten in diesem Zusammenhang einige der Probleme beheben.

Kommentare

13 Kommentare

  1. Also Warlock 1 fand ich sehr gut, weiss auch nicht was immer die Vergleiche zu Civ5 sollen. Warlock is ne neue Master of Magic Interpretation (genau wie Age of Wonders) in Fantasy Wars Optik und dessen Kampfsystem. Der Test hoert sich extrem negativ an, obwohl die Wertung eigentlich ganz gut is und es sich anhoert wie Teil 1 mit mehr features und bugs.
    Ich moecht eigentlich nur eins wissen, is der hoechste Schwierigkeitsgrad jetzt schwierig? Das war die groesste Schwaeche bei Teil 1, mir auch egal ob die AI stark cheatet, aber "impossible" sollte nicht "impossible to lose" sein.

  2. Piscatorcompos hat geschrieben:Ich finde die Wertung passt. Das Spiel ist unfertig und mit unterirdischer KI ausgeliefert worden. Ich hatte viel Spass mit Warlock MotA, aber Warlock 2 machte mir nach wenigen Stunden einfach keinen Spass mehr. Zu klein sind die Unterschiede zu Warlock 1, zu stockend laeuft das Spiel, zu viele Logikfehler sind vorhanden.
    Das mit dem Anbieten der Allianz alle 2 Runden hatte ich auch schon mehrmals. Nervig! Ich mag die Paradox Spiele eigtl. sehr gerne, aber hier ist wohl das B oder C Team am Werk und es zeigt sich in allen Bereichen.
    Age of Wonders 3 ist sicherlich die bessere Wahl fuer die meisten, auch wenn da der Strategieteil abseits der Kaempfe etwas fad ist.

    Age of wonders ist sicherlich ein tolles Spiel, ich zock es selber gerade, doch hat es ebenso viele Schwaechen wie hier in Warlock 2 angesprochen, die KI ist in AoW 3 genauso daemlich, die laeßt sich zB ihre eigene Residenzstadt abkaufen, zerstoert eigene Staedte oder massiert Truppen eines bestimmten Typus , die Diplomatie ist da genauso furztrocken und statisch gehalten. Das Spiel ist ebenfalls weit entfernt von seinem Vorgaenger in sachen balance und ausgereiftheit, die Entwickler bemuehen sich jedoch das Erlebnis zu verbessern. Das ist eigenlich das beste Argument fuer ein Spiel, wenn die Entwickler sich darum weiter kuemmern und feedback annehmen (im AoW 3 Forum melden sich einige Verantwortliche regelmaeßig zu Wort und geehn auf verschiedene Vorschlaege ein)
    Es gibt ja genug Dinge die einem unterschiedlich gut gefallen an Spielen, darum sind die Tests auch immer so divers in Sachen bewertung.Und darum nehm ich sie als Orientierung aber nicht fuer voll.
    Mir gefaellt zum beispiel dieses oberflaechliche Staedtebausystem von AoW 3 ueberhaupt nicht. Da war fallen Enchantress weit besser.
    Von daher wuerde ich sagen Warlock 2 wird sicher auch sehr gut, wenn die Entwickler dran bleiben

  3. Piscatorcompos hat geschrieben:Ich mag die Paradox Spiele eigtl. sehr gerne, aber hier ist wohl das B oder C Team am Werk und es zeigt sich in allen Bereichen.
    Paradox ist hier nur als Publisher tätig, entwickelt wurde W2 von Ino-Co Plus. Die von Paradox selber entwickelten Spiele haben immer top Qualität.

  4. Ich finde die Wertung passt. Das Spiel ist unfertig und mit unterirdischer KI ausgeliefert worden. Ich hatte viel Spass mit Warlock MotA, aber Warlock 2 machte mir nach wenigen Stunden einfach keinen Spass mehr. Zu klein sind die Unterschiede zu Warlock 1, zu stockend laeuft das Spiel, zu viele Logikfehler sind vorhanden.
    Das mit dem Anbieten der Allianz alle 2 Runden hatte ich auch schon mehrmals. Nervig! Ich mag die Paradox Spiele eigtl. sehr gerne, aber hier ist wohl das B oder C Team am Werk und es zeigt sich in allen Bereichen.
    Age of Wonders 3 ist sicherlich die bessere Wahl fuer die meisten, auch wenn da der Strategieteil abseits der Kaempfe etwas fad ist.

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