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Alex Kidd in Miracle World DX (Plattformer) – Alex und sein altes Abenteuer

Ich muss zwölf oder dreizehn gewesen sein, als wir im Rundfunkladen Schlange standen – nicht um reinzukommen, sondern drinnen vor einem Computerspielding namens Master System. Genauer gesagt warteten dort die Kinder unseres Hofs darauf das 8-Bit-Abenteuer Alex Kidd in Miracle World zu spielen. Besonders weit sind wir dabei nicht gekommen, aber mir reichte das, um mich vom Kauf meiner ersten Konsole zu überzeugen. Wohlige Erinnerungen also. Dass ich gut 30 Jahre später mal einen Test darüber schreiben würde, hatte ich damals mit Sicherheit nicht im Blick! Bleibt die Frage, ob Erinnerungen nicht besser Erinnerungen geblieben wären.

© Merge Games / Merge Games

Komfort statt Frust

Als sehr gelungen empfinde ich vor allem aber die brandneuen Levels, von denen es etwa eine Hand voll gibt, denn die fügen sich hervorragend in den Verlauf des Abenteuers ein und passen in Sachen Herausforderung, Design sowie Gegneraufkommen perfekt in das bekannte Spiel. Einige neue Kreaturen ergänzen das ursprüngliche Personal sogar und ich fände es klasse, wenn Jankenteam auf diese Art eine komplett eigenständige Fortsetzung entwickeln würde. Nicht zuletzt lassen sie ja schon der Neuauflage ein paar Änderungen zuteil werden, die das Spiel etwas zugänglicher machen. So verschwinden freigelegte Geldsäcke nicht mehr, sobald man einen dritten aufboxt. Falls das Timing passt, rutscht Alex jetzt außerdem bedeutend schneller unter Steinen hindurch, was spätestens im Schloss manches lange Warten verhindert.

Ist das letzte Leben aufgebraucht, muss man das Spiel zudem nicht wie früher komplett von vorn beginnen, sondern darf am Anfang des aktuellen Levels starten. Man verliert dann zwar alle Münzen, aber das ist verschmerzbar. Auch wenn man das Programm verlässt, kann man im aktuellen Abschnitt wieder einsteigen, während eine weitere Änderung das optionale Spielen mit einer unbegrenzten Anzahl an Leben erlaubt. Dieser Komfort hält die Motivation in Anbetracht des ziemlich knackigen Ablaufs aufrecht und dürfte vielen das Durchspielen überhaupt erst ermöglichen.

Nicht zuletzt wurden auch die Bosskämpfe überarbeitet: Sie sind jetzt eine Idee anspruchsvoller und abwechslungsreicher, ohne das Vorbild stark zu verfremden – für mich eine willkommene Neuerung. Das wichtige Schere, Stein, Papier mit Jankens Handlangern wurde im Kern aber natürlich nicht verändert. Nur ihr ikonisches „Darn it, I lose!“, nachdem sie von Alex geschlagen wurden, fehlt der Neuauflage, obwohl gerade das meiner Meinung nach unbedingt dabei sein müsste.

Sonne, Welle, Mond, Stern…


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Die Bosskämpfe spielen sich anders als damals und sind nicht nur abwechslungsreicher, sondern auch fordernder. © 4P/Screenshot

Ohnehin gefallen mir nicht alle Neuerungen und ich glaube auch nicht, dass jede davon genau so geplant war. Zum einen sind das Timing mancher Aktionen sowie andere Aspekte nämlich etwas anders als im Original, was sich seltsam anfühlt bzw. keinen echten spielerischen Nutzen hat. Die Pause beim Boxen und Schießen ist etwa kürzer und die roten Krebse sind so groß, dass man jetzt Schaden nimmt, wenn Alex direkt vor den Steinen steht, auf denen sie hin und her laufen. An wenigen Stellen verdecken außerdem neue grafische Objekte oder gar die Bildschirmanzeigen einen Teil des Bilds.

Im Schloss bleiben veränderliche Zustände, die man durch bestimmte Interaktionen auslöst, zudem bestehen, wenn man einen Raum verlässt und sofort wieder betritt – was an einer bestimmten Stelle zur Todesfalle wird, falls man nicht binnen einer Sekunde erkennt, wie man sie angehen muss. Irgendwann zeigt eine Steintafel schließlich einen Code an, der in dem Raum, wo er benötigt wird, plötzlich ein ganz anderer ist. Schade finde ich außerdem, dass Alex nicht wie damals in Gebäude hineinläuft, sondern vor dem Umschalten einfach anhält. Das alles sind natürlich kleine, aber dennoch bedauerliche Versehen.

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Nicht alle Neuerungen sind aber gelungen. Während sich die neuen Levels sehr gut einfügen, wirken manche der kleinen Änderungen sogar nachteilig. © 4P/Screenshot
 Ein Bonus, der keiner ist

So richtig ärgerlich finde ich aber erst den klassischen Modus, in dem es weder die neuen Levels noch überarbeitete Musik gibt – bei dem es sich aber ebenfalls nur um einen Nachbau mit fast allen der erwähnten Verfälschungen handelt. Zu allem Überfluss ist der Font der Texte dort ein anderer als man ihn kennt und es ruckelt mächtig, wenn sie ins Bild kommen. Nun kann man heutzutage die Emulation sogar im Browser spielen, trotzdem müsste sich das unveränderte Original doch gerade hier befinden! Besonders mit Blick auf die Zusammenarbeit mit Sega wirkt dieser Verzicht höchst seltsam.

Neben dem klassischen Modus schaltet man nach dem ersten Durchspielen auch einen Boss-Rush-Modus frei, in dem Alex alle Bosskämpfe ohne Hilfsmittel und mit nur einem Leben packen muss. Dafür stehen er und der entsprechende Handlanger Jankens auf einer Bühne und tragen ihre Duelle für ein kleines Publikum aus. Das ist natürlich eine nebensächliche Dreingabe, auf die ich noch am ehesten hätte verzichten können. Als kurzer Zeitvertreib ist die nette Herausforderung aber eine durchaus witzige Idee.

Und hatte ich mich in den ersten Minuten übrigens über die niedrigere Bildrate der Switch-Version geärgert, müsst ihr euch darüber keine Sorgen machen. Schon bald merkt man, dass das relative geruhsame Springen und Laufen in dieser Ausgabe letztzlich genauso gut funktioniert. Ein Tipp an dieser Stelle noch an PC-Besitzer: Auf Steam findet ihr eine Demo, mit der man sich einen guten Eindruck von der Neuauflage verschaffen kann.

Kommentare

24 Kommentare

  1. Also mir fällt auf, wenn man Versionen wie die Sega Ages Version oder Sega Vintage-Version spielt oder auch das stinknormale Spiel auf dem Mastersystem, dass die Steuerung deutlich anders als im Original ist. Beim Original habe ich gar kein Problem das Spiel durchzuspielen, und Alex steuert sich zwar behäbig aber schlittert nicht so sehr wie im Remake durch Gegend, auch kann ich beim Original-Spiel durchaus Alex noch in der Luft steuern, was hier deutlich schwerer fällt.
    Beim Remake sterbe ich soviele sinnlose Tode, durch Alex's "Schlittschuh"-Verhalten, zu große Hitboxen vom Gegner oder auch einfach Unsteuerbarkeit in der Luft.
    Auch wurden die Bosskämpfe im letzten Teil deutlich komplexer gemacht, als im Mastersystem Original. Insgesamt kommt bei mir, bei diesem Spiel nicht wirklich das Original Feeling herüber. Wer will, kann ja einfach mal zum Vergleich die Sega Ages Version vom Spiel spielen und wird direkt merken was ich meine (Achtung, als Neuling ist dort natürlich auch erhöhte Sterbegefahr).
    Ich gehe davon aus, weil man die Steuerung etwas vermurkst hat, liegt auch nicht einfach die Original-Rom als Klassikmodus bei, sondern ebenfalls eine Version vom Janken-Team.
    Dazu hatten die Entwickler wohl etwas Zeitdruck, was man gerade an der schlechten Übersetzung merkt. Das "ß" bei Janken den Großen fehlt im Start- und Endtext, "Die Inser St. Nubia" (Insel wäre wohl das gesuchte Wort gewesen) oder halt komplette Falschübersetzung, der Affe im Wald sagt "Haha, du bist hingefallen" (reingefallen wäre hier richtig gewesen).
    Es fehlt der letzte Feinschliff am Spiel, was irgendwie schon Schade ist.

  2. Chwanzus Longus hat geschrieben: 25.06.2021 12:05 was fue r Spieler seid ihr? Das Original war schwierig? Lach mich kaputt. 😁
    Also mit meinen damals 7 oder 8 Jahren war das Level mit dem Wald und dem Motorrad nicht zu packen.
    35 Euro?
    Wo kostet das Spiel so viel? Auf XBOX und Switch kostet es aktuell 17,99.

  3. Ultimatix hat geschrieben: 24.06.2021 16:11 Persönliche Meinung:
    Das Game ist so schlecht und die Spielzeit ist mit 4 Stunden einfach nur ein Witz :lol:
    Da hilft auch die hübschere Grafik nicht weiter
    Immerhin wird kein Vollpreis verlangt und für 35 € kann man eigentlich nichts falsch machen.

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