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Madden NFL 19 (Sport) – Zwischen Lust und Frust

Mit dem Spätsommer gehen traditionell die Sportspiele an den Start. Und wie in den letzten Jahren macht Electronic Arts mit der Madden-Serie den Anfang. Wir schauen im Test nicht nur, wie sich die American Footballer nach langer Abstinenz bei ihrer PC-Rückkehr anstellen, sondern auch ob sich Madden NFL 19 zum 30-jährigen Jubiläum der Serie erneut dem Update-Gespenst widersetzen kann.

© EA Tiburon / EA Sports

Auch im Umfeld merkt man, dass EA Tiburon Frostbite mehr und mehr in den Griff bekommt. Die Athleten sehen ihren lizenzierten Vorbildern größtenteils täuschend ähnlich. Die Stadien sind mit ansehnlichem Publikum gefüllt. Und die Präsentation wurde mit neuen Kameraeinstellungen sowie Einspielern aufgepeppt, die das Spiel auch für Zuschauer interessant machen. Es bleibt allerdings auch bei einigen Mankos, die man partout nicht ausmerzen kann. In Zwischensequenzen nach Tacklings etc. kann man immer noch durcheinander clippende Körperteile beobachten, während mitunter der Ball sowohl beim Fangen als auch beim Tragen in Laufspielen keinen direkten Kontakt zum Spieler hat und von einer unsichtbaren Schutzhülle umgeben scheint. Zudem kann es auch trotz des Einsatzes der neuen Bewegungs-Technologie in Einzelfällen zu merkwürdigen Verrenkungen oder ruckhaften Drehbewegungen kommen. Dazu gesellen sich KI-Probleme, die teils neu, teils aber auch schon bekannt sind. Beim Punt z.B. schaffen es einige Teams immer noch nicht, sich vernünftig auszurichten, so dass man als Ballträger früher in eine Wand aus gegnerischen Spielern läuft als es nötig ist. Und von Zeit zu Zeit hören auch einige Verteidiger überraschend früh auf, mit ihren Gegnern mitzulaufen, so dass man einen eigentlich gefährdeten Pass ohne Probleme unterbringen kann, während CPU-gesteuerte Angreifer mitunter merkwürdige Ausweichmanöver starten, die gar nicht nötig wäre. Da der Rest der KI offensiv und defensiv sowohl beim Pass als auch beim Laufspiel in Abhängigkeit vom gewählten Schwierigkeitsgrad durchaus fordernd ist, ärgert man sich zwar über die KI-Schwächen, ist aber dennoch gelegentlich froh darüber.

So wie immer?

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Es steht ein breites Spektrum an Spielzügen und Auswahl-Systemen zur Verfügung – bis hin zu Community-Vorschlägen. © 4P/Screenshot

Im spielerischen Umfeld macht Tiburon seit Jahren mangels ernsthafter Konkurrenz eigentlich nur selten mehr als nötig, um den Spielern mit jeder Ausgabe Neuerungen anzubieten. Das ist zwar auch mit Madden NFL 19 der Fall, doch gerade für Solo-Spieler, die sich nicht auf die spannenden und lagfrei laufenden Online-Matches oder die nicht minder intensiven Couch-Duelle verlassen möchten, hat man mehr Inhalte eingepackt als in den letzten Jahren. In Madden Ultimate Team (MUT) z.B. gibt es jetzt die Option, neben den bekannten Solo-Herausforderungen oder dem auch nach Jahren immer noch motivierenden Draft-Modus in „Solo Battles“ offline gegen Team anderer MUT-Spieler anzutreten, um sich Münzen für neue Packs zu verdienen. Allerdings kann auch die neue Trainings-Möglichkeit für seine Spieler oder die Teamchemie nicht verschleiern, dass Ultimate Team ähnlich wie bei FIFA in erster Linie auffordern soll, Echtgeld zu investieren, damit man schneller und effektiver zu einem schlagkräftigen Team kommt oder seltene Gegenstände in sein Inventar schaufeln kann. Man kann zwar auch ohne den Einsatz auch nur eines Euros Spaß haben. Doch die Mohrrüben, die man vor die Nase gehalten bekommt und die man nur gegen bare Münze erlangen kann, sind hier an jeder Ecke zu finden. Und spätestens, wenn man online antritt und auf Spieler trifft, die entsprechend freizügig mit ihrem Geldbeutel umgehen, steigt der Frust an.

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Der Story-Modus „Longshot Homecoming“ ist im Vergleich zum Vorjahr eine dramaturgische Enttäuschung mit zwar guten virtuellen Darstellern, aber einem schwachen Drehbuch. © 4P/Screenshot

Für Anfänger und Neueinsteiger ist ein Abstecher ins gute, aber im Vergleich zum Vorjahr nur in Details veränderte Training eine sehr gute Möglichkeit, sich mit Regeln und Mechaniken anzufreunden, bevor man Freunde, die KI oder die Online-Spieler herausfordert. Wer abseits von MUT längerfristig mit Madden NFL 19 Spaß haben möchte, wird sich mit dem in zahlreichen Bereichen überarbeiteten, aber sich inhaltlich nur wenig fortgeschrittenen Franchise-Modus austoben, in dem man wie gehabt wahlweise als Coach, Spieler oder Team-Besitzer versucht, seine Traummannschaft aufzubauen und den Super Bowl zu gewinnen. Die neuen „Archetypen“ sollen das Zusammenstellen eines Teams ebenso erleichtern wie den nach und nach stattfindenden Fortschritt einzelner Spieler. Mit den direkt damit verbundenen offensiven und defensiven Schemata hingegen bekommt man die Möglichkeit, seine Spieler auf sein präferiertes System einzustellen – dass entsprechende Athleten sich hier effektiver entwickeln, ist ein zusätzlicher Anreiz. Dass allerdings Verletzungen gehäuft auftreten und nicht nur Standard-Matches, sondern natürlich vor allem den Franchise-Modus verstärkt beeinflussen, ist ein Manko, dessen sich Tiburon zeitnah annehmen sollte. Gleiches gilt übrigens für die Zuschauerakustik, die im Zusammenspiel mit Musik und guten, wenngleich sich recht früh wiederholenden Kommentaren immer wieder Aussetzer zeigt: Selbst in einem voll besetzten Stadium kann das Publikum manchmal totenstill werden.

Kommentare

17 Kommentare

  1. Ja ich mein das muss man sich mal ernsthaft geben. Wie kann dieses Spiel eine Wertung von über 80% erzielen, zumal es für Offline-Spieler so gut wie kaum neues gibt und dieses RPM feature gab es schon vor Jahren in MADDEN, dann wurde es wieder rausgestrichen und jetzt preist EA es als neues Feature an!?
    Ist dem Tester nicht aufgefallen das das CPU Running Game nicht existent ist, das, wenn es ein bißchen Gegenwind gibt, Punts gerade mal 20 Yards weit fliegen, das ein scrambling QB wie Wilson nur wirft und höchstens mal 1 bis maximal 3 mal per Spiel einen Rush riskiert? Und noch viele mehr Ungereimtheiten im Gameplay.
    Der CFM Modus ist schlechter als der Franchise Modus von Madden auf der PS2 Era..,.Mann kann ja heutzutage in MADDEN nicht mal einen eigenen Spieler vernünftig erstellen!
    Dann müsste ja ein Sportspiel wie NBA2K das vollgestopft ist mit Features, Spielmodi und und und ja eine Wertung von 100% bekommen? Wo sind da die Relationen ?

  2. SchizoPhlegmaticMarmot hat geschrieben: 16.08.2018 08:29 Wie jedes Jahr sehr großzügige Wertung :D
    Übrigens schöne grüße von Joe! https://www.youtube.com/watch?v=Tqvlcd7G1Gg
    haha, zu krass. Aber deswegen hassen wir ja auch alle EA.
    Ich lese auch den gamestar Test, sehr interessante Informationen gibt es da. Ich finde auch, der Test ist etwas besser und detailierter.
    "EA hat auf Wunsch der NFL Gehirnerschütterungen entfernt. Mit der Hand durch den Kopf scheint aber okay."
    https://www.gamestar.de/artikel/madden- ... 33132.html
    Oh man, was?? Zensur :lol:

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