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Rise of the Ronin im Test: Open World-Einheitsbrei mit Gourmet-Action

Ein bisschen Nioh, ein bisschen Sekiro, ein bisschen Ghost of Tsushima: Wer sich mit im feudalen Japan angesiedelten Action-Rollenspielen auskennt, der stolpert in Rise of the Ronin von einem Deja-Vu ins nächste. Team Ninjas neues Abenteuer ist eine Amalgamation von Mechaniken und Konzepten, die in genau diesem Setting alle schon mal benutzt wurden. Ist das schlimm? Nicht zwangsläufig. Aber es wirft die Frage auf, warum man sich dem überlaufenen Open World-Genre zugewendet hat, statt der missionsbasierten Linie treu zu bleiben – und was Rise of the Ronin überhaupt noch für Spieler zu bieten hat, die bereits in anderen Titeln als virtueller Samurai unterwegs waren. Um das herauszufinden, haben wir über 40 Stunden im Japan des 19. Jahrhunderts verbracht, uns mal auf die Seite des Shogunats und mal auf die der Rebellen geschlagen, und unser Katana mit literweise Feindesblut besudelt. Unsere Ergebnisse könnt ihr im folgenden Test nachlesen.

© PlayStation Studios, Team Ninja

Ohne Baum kein Talent
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Freie Entfaltung im Talentbaum gibt es auch bei Rise of the Ronin. Einige Fähigkeiten sind dabei deutlich nützlicher als andere. © 4P/Screenshot

Stärke, Intelligenz, Geschicklichkeit und Charisma sind nicht nur die Eigenschaften eines guten Samurai, sondern auch die Namen eurer Talentbaumzweige. Mit Fertigkeitspunkten, die ihr sowohl beim Levelaufstieg als auch beim Abschließen von Haupt- und Nebenquests und vom Vertiefen eurer Verbindungen erhaltet, könnt ihr euch zahlreiche Verbesserungen oder frische Fähigkeiten für euch und eure Begleiter unter den Nagel reißen. Dabei wird nochmal zwischen allgemeinen und spezifischen Punkten unterschieden, wobei letztere nur in der jeweiligen Kategorie anwendbar sind, dafür aber auch besonders starke Boni freischalten.

 

Wie bei jedem Videospieltalentbaum gibt es das obligatorische, aber langweilige Erhöhen eurer Statuswerte, ein paar einfallsreichere Fertigkeiten finden sich aber auch darunter. Aus dem Schatten heraus einen Gegner mit dem Greifhaken aus der Ferne erledigen; praktische Tinkturen brauen; die Wirkung eurer Heiltränke prozentual auch auf eure Verbündeten ausweiten: Das Rad wird hier zwar nicht neu erfunden, aber es ist auch kein reines Zahlenspiel, bei dem ihr durch stetiges Aufleveln gerade mal eure Lebenspunkte und euren Schaden an die stärker werdenden Gegner anpasst.

 

Anders sieht es da schon bei der Ausrüstung aus, mit der ihr ziemlich zugeschüttet werdet. Während Nioh mit seiner Loot-Flut Blizzards Diablo Konkurrenz machen wollte, dreht Rise of the Ronin den Schalter um eine Stufe zurück, wirft euch aber immer noch mehr Schwerter, Helme und Beinschützer entgegen als 99 Prozent anderer Rollenspiele – nicht umsonst bietet euer Inventar Platz für 2.000 Ausrüstungsgegenstände, während überflüssige Waffen und Rüstungen automatisch an euer Lager gesendet werden. Generell gilt: Die Boni sind derart gering, dass ein Blick auf den Wert des Equipments reicht, um eine Entscheidung hinsichtlich eurer aktuellen Ausrüstung zu treffen. Einzig die Set-Boni sind eine genauere Überlegung wert, um weitere Vorteile abzustauben.

 

Wie viel Soulslike steckt noch in Rise of the Ronin?

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Bei eurem Ableben geht es zurück zum letzten Banner: Munition und Heiltränke aus dem Lager werden automatisch in eure Taschen gespült, dafür wollen einige der besiegten Feinde erneut zum Tänzchen herausgefordert werden. © 4P/Screenshot

Wer an Rise of the Ronin aufgrund von Nioh oder Wo Long interessiert ist, wird sich vermutlich fragen, inwieweit das neue Werk Team Ninjas noch als Soulslike durchgeht. Die drei Schwierigkeitsgrade Morgengrauen (leicht), Abenddämmerung (mittel) und Zwielicht (schwer) deuten schließlich bereits darauf hin, dass man die in den geistigen Vorgängern stattlichen Herausforderungen ein bisschen heruntergeschraubt hat, und auch auf dem PlayStation Blog wird Rise of the Ronin als „zugänglich“ beschrieben. Und tatsächlich könnt ihr euch (zumindest auf dem normalen Schwierigkeitsgrad) abseits der einiger Spitzen bei den erwähnten Bosskämpfen insgesamt auf eine sanftere Spielerfahrung einstellen.

 

Nichtsdestotrotz behält das Open World-Rollenspiel einige der typischen Soulslike-Elemente. Segnet ihr das Zeitliche, verliert ihr beispielsweise einen Teil eurer gesammelten Erfahrungspunkte und müsst den für euren Tod verantwortlichen Gegner besiegen oder kritisch treffen, um diese zurück zu erhalten. Sterbt ihr erneut, sind sie futsch – die hier als Blutrache bezeichnete Mechanik ist Genre-Fans bestens bekannt. Hinzu kommen die Verborgene-Schneide-Banner, die genau wie die Leuchtfeuer in Dark Souls funktionieren: Sie fungieren als Checkpoints und füllen den Vorrat an Heilgegenständen und Projektilen wieder auf, lassen dafür aber auch bereits besiegte Gegner wieder auferstehen – Bosse und stärkere Feinde ausgenommen.

 

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Auch aus dem Gleitflug heraus könnt ihr Gegner mit einem Attentat erledigen – mit der richtigen Fähigkeit sogar mehrere hintereinander. © 4P/Screenshot

In einem Punkt unterscheidet man sich dann aber noch einmal massiv von herkömmlichen Soulslikes und orientiert sich wieder an Ghost of Tsushima, Assassin’s Creed oder Sekiro: Vielen Auseinandersetzungen, gerade mit schwächeren Soldaten, könnt ihr einfach aus dem Weg gehen, indem ihr sie von hinten mit einem einzigen Schleichangriff ausschaltet. Bei Bossen funktioniert dies nicht und bei größeren Gegnern, beispielsweise den Lageranführern oder flüchtigen Ronin, zieht ihr so nur einen Teil der Lebensleiste ab – trotzdem lassen sich die feindlichen Reihen damit spielend leicht ausdünnen, erst recht, weil das Fußvolk in der Regel perfekt für ein Attentat von hinten platziert worden ist. Der Fokus auf Attacken aus dem Schatten ist ungemein befriedigend, macht Rise of the Ronin aber eben an vielen Stellen auch ziemlich einfach.

 

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