Veröffentlicht inTests

Rise of the Ronin im Test: Open World-Einheitsbrei mit Gourmet-Action

Ein bisschen Nioh, ein bisschen Sekiro, ein bisschen Ghost of Tsushima: Wer sich mit im feudalen Japan angesiedelten Action-Rollenspielen auskennt, der stolpert in Rise of the Ronin von einem Deja-Vu ins nächste. Team Ninjas neues Abenteuer ist eine Amalgamation von Mechaniken und Konzepten, die in genau diesem Setting alle schon mal benutzt wurden. Ist das schlimm? Nicht zwangsläufig. Aber es wirft die Frage auf, warum man sich dem überlaufenen Open World-Genre zugewendet hat, statt der missionsbasierten Linie treu zu bleiben – und was Rise of the Ronin überhaupt noch für Spieler zu bieten hat, die bereits in anderen Titeln als virtueller Samurai unterwegs waren. Um das herauszufinden, haben wir über 40 Stunden im Japan des 19. Jahrhunderts verbracht, uns mal auf die Seite des Shogunats und mal auf die der Rebellen geschlagen, und unser Katana mit literweise Feindesblut besudelt. Unsere Ergebnisse könnt ihr im folgenden Test nachlesen.

© PlayStation Studios, Team Ninja

Japan von einer schönen, aber nicht von seiner schönsten Seite
[GUI_STATICIMAGE(setid=92818,id=92658877)]
So habt ihr Japan sicherlich schon mal gesehen: Mit Ghost of Tsushima kann Rise of the Ronin nicht mithalten, ansehnlich ist es trotzdem. © 4P/Screenshot

Auch wenn Rise of the Ronin exklusiv für die PlayStation 5 erscheint, spielt das Samurai-Abenteuer grafisch nicht in derselben Liga wie Horizon Forbidden West oder Ghost of Tsushima: Zu detailarm und unpräzise ist ab und an die Mimik der Figuren, zu statisch die Beleuchtung, zu altbacken der allgemeine Look des Spiels. Zwar bekommt ihr drei verschiedene Modi vorgesetzt, bei denen ihr euch zwischen Framerate, Grafik und Raytracing entscheiden könnt – ich kann euch angesichts der flotten Kämpfe aber wirklich nur den Fokus auf die Bildrate ans Herz legen; die PS4-Grafik ist ein kleiner Preis für flüssige Animationen und die Möglichkeit zu entsprechenden Reaktionen.

 

Trotz etwas verstaubter Grafik kann Rise of the Ronin mit gelungenem Landschafts-Design punkten. Gerade der weite Blick in die Ferne von einer entsprechenden Anhöhe offenbart rotes und gelbes Herbstlaub, das besonders neben den grünen Tannen und Wiesen zur Geltung kommt. Steinformationen, versteckte Siedlungen und kleine Flussläufe durchbrechen die Natur und sorgen für ein realistisches Setting, dem es aufgrund der akkuraten Darstellung erneut ein wenig an Glanz und Abwechslung mangelt. In den Hauptmissionen stapft ihr dafür auch mal über ein verschneites Schlachtfeld oder schleicht durch eine spärlich beleuchtete Tempelanlage.

 

Obwohl ich die Mimik eben kritisiert habe, legt Rise of the Ronin durchaus Wert auf das Design seiner Menschen und besticht durch einen mehr als ausführlichen Charakter-Editor. Die ikonischen Figuren aus der Popkultur, die Spieler gerade in der Demo von Dragon’s Dogma 2 nachbauen, werdet ihr hier wohl nicht zaubern können. Dafür dürft ihr euch von der Neigung der Mundwinkel bis hin zur Breite der Haarsträhnen bei fast allen Features austoben und eine Zwillingsklinge ganz nach euren Wünschen formen. In dieser Hinsicht kommt Fans mit einer Liebe zum Detail sicher auch entgegen, dass sie ihre Ausrüstung optisch unabhängig vom tatsächlichen Equipment beeinflussen können – das Feature der Transmogrifikation lässt grüßen.

 

Der süße Sound der Schlacht

[GUI_STATICIMAGE(setid=92818,id=92658887)]
Auch im besonders hübschen Freudenviertel von Yokohama weiß die dynamische Soundkulisse des Spiels zu begeistern. Hier wird an jeder Ecke getuschelt und getratscht. © 4P/Screenshot

Weil sich Rise of the Ronin in Sachen Geschichte und Setting alle Mühe gibt, der japanischen Historie gerecht zu werden, orientieren sich auch der Soundtrack und das Sounddesign an dieser Prämisse. Die Explosionen sind wuchtig, der helle Klang beim Aufprall von Stahl auf Stahl durchreißt das Massengebrüll während des Kampfgeschehens – wer Immersion auch über die Ohren aufnimmt, sollte Team Ninjas Abenteuer definitiv mit aufgedrehter Anlage genießen. Gleichsam wird es beim Durchreiten der Natur angenehm ruhig, wenn der Wind oder das Zwitschern der Vögel die erste Geige spielen und die Stille nur ab und an von einem dynamischen Banditenangriff unterbrochen wird. Glücklicherweise hat sich auch Rise of the Ronin gegen eine Dauerbeschallung in der Open World entschieden.

 

Bei den Missionen auf Feindesgebiet erklingen stattdessen traditionell japanische Instrumente wie die Bambusflöte namens Shakuhachi oder das aus vielen Serien, Filmen und Spielen bekannte dreisaitige Zupfinstrument mit dem Titel Shamisen. In hitzigeren Situationen dürfen natürlich auch die taktvorgebenden Taiko-Trommeln nicht fehlen, bei denen während des Schleichens durch enge Gänge natürlich die Sticks niedergelegt werden. Abgerundet wird das Ganze durch die japanische Synchronisation, die ihr für das Maximum an Immersion auf jeden Fall einschalten solltet. Wer keine Lust auf Untertitel hat, kann aber auch die deutsche Sprachausgabe bemühen.

 

[GUI_STATICIMAGE(setid=92818,id=92658886)]
Plant am Release-Termin lieber noch eine Stunde mehr für den Charakter-Editor ein, wenn euch Details wichtig sind. Hier kann man viel Zeit verbringen. © 4P/Screenshot

Blutig wird es dann ab dem 22. März, wenn Rise of the Ronin exklusiv für die PlayStation 5 erscheint. Falls ihr euch gleich ins Schwertgetümmel stürzen wollt, müsst ihr 79,99 Euro zücken; für einen Aufpreis von zehn Euro gibt es die Digital Deluxe Edition, die entgegen letzten Branchen-Anwandlungen glücklicherweise keinen Vorabzugang vor dem eigentlichen Release gewährt. Stattdessen enthalten sind: Das digitale Artbook, der digitale Soundtrack, zwei spezifische Waffen und Rüstungsset – letztere bekommt ihr im Spiel allerdings ohnehin im Überfluss.

Kommentare

Kommentare

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.