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Shadow Tactics: Blades of the Shogun (Taktik & Strategie) – Fernöstliche Infiltration

Vor einem halben Jahr konnte Shadow Tactics bereits auf dem Rechner unser Gold erobern. Wer Lust auf kooperative Manöver und Schleichspannung in der guten altenDraufsicht hatte, wurde sehr gut unterhalten. Das von Commandos (1998) inspirierte Abenteuer lässt euch ein fünfköpfiges Team aus Ninja, Samurai & Cojetzt auch auf PlayStation 4 und Xbox One durch Schauplätze des alten Japan führen. Ob auch die Konsolenversion überzeugen kann, verrät der Test.

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Ninja, Samurai, Geisha, Scharfschütze & Dieb

Bis zu fünf Helden können unterwegs sein, wobei man auf Knopfdruck zwischen ihnen wechselt. Jeder hat etwas andere Bewegungs- und Kampfaktionen sowie Finten zur Verfügung: Der Samurai kann zwar gar nicht klettern, aber dafür gleich zwei Feinde tragen oder auf einmal aufschlitzen sowie seine Flasche mit Hochprozentigem in ein Sichtfeld werfen, um Wachen wegzulocken – was gut funktioniert. Der Ninja und die Diebin sind agiler und gelangen auf Dächer, können es aber nur mit einem Feind aufnehmen und Steine oder eine Flöte zur Ablenkung einsetzen. Sehr schön sind auch hier Kleinigkeiten wie etwa austretende Rinder, die nach einem Steinwurf Zivilisten oder Wachenausknocken; oder die von der Diebin platzierte Falle, die

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Man ist nicht nur in Siedlungen und Burgen, sondern auch in der Wildnis unterwegs – inkl. Schwimmeinlagen. © 4P/Screenshot

tödliche Klingen ausspuckt. Hinzu kommen ein alter Scharfschütze samt Marderhund sowie eine Männer bezirzende Geisha. Ersterer kann sein Haustier zur Ablenkung einsetzen, denn es wird bei Sicht geknuddelt; Letztere kann sich verkleiden und als Zivilistin in bewachte Zonen gelangen.

Nur wer ihre Fähigkeiten clever kombiniert, kommt erfolgreich durch die über ein Dutzend Missionen, die ganz unterschiedliche Herausforderungen bieten: Mal geht es um den Diebstahl heikler Unterlagen, das Eliminieren von Offizieren in einem Konvoi, die Sabotage von Türmen oder ganz einfach darum, zwei separat startende Helden an einen bestimmten Ort zu bringen, um dann weiter zu machen. Shadow Tactics ist ein angenehm offenes Spiel mit abwechslungsreichen Schauplätzen von Wald und Wildnis bis hin zu Stadt und Festung. Es lässt mir die Wahl zwischen subtiler Infiltration oder brutaler Vorgehensweise, wobei ich je nach Situation fließend wechseln kann. Weil das Gelände so weitläufig ist und ich teilweise alternative Zielorte aufsuchen kann, verbringe ich schonmal eine bis zwei Stunden in einer Mission.

Schade ist allerdings, dass einer speziellen Spielweise bis auf freigeschaltete Trophäen keinerlei Konsequenzen folgen – pflastert man seinen Weg mit Leichen, wirkt sich das z.B. nicht in späteren Missionen auf die Bevölkerung, die Sicherheit, den eigenen Ruf oder auf die Gespräche im Team aus; hätte man hier nicht auch den Shogun am Ende einer Mission einbinden können? Zwar gibt es ausführliche Statistiken, die die eigene Spielweise nach einem Kapitel illustrieren, aber wesentlich motivierender wäre auch eine Form von Charakterentwicklung gewesen: Ich kann weder die Fähigkeiten noch die Ausrüstung meiner Helden anpassen oder weitere Aktionen durch gutes Spiel gewinnen.

Inkonsequenzen im Gelände


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Kleine Ereignisse sorgen für eine lebendige Atmosphäre. © 4P/Screenshot

Manchmal schränkt einen das Leveldesign auch hinsichtlich der akrobatischen Möglichkeiten künstlich ein: An der einen Stelle darf ich runterspringen oder von oben töten, an der anderen nicht; manche Tore bleiben unpassierbar, andere lassen sich öffnen – so wird man das Gefühl nicht los, dass man trotz der angenehm offenen Schauplätze zu Fokuspunkten gelenkt wird. Dazu tragen auch die leider nicht erkundbaren Gebäude bei, die nur manchmal als Verstecke oder Durchgangsstationen über Türen nutzbar sind. Aber warum kann ich trotz sichtbarem Ausgang nicht dort oder dort raus?

Die Steuerung ist auch auf PlayStation 4 und Xbox One sehr präzise, lässt sich zudem frei anpassen. Schade ist, dass es keine kooperative Akrobatik gibt – gerade eine Räuberleiter, die zwei Helden einsetzen können, vermisse ich an vielen Stellen, wo die Mauer kein wirklich hohes Hindernis darstellt. Außerdem ist es ärgerlich, dass man größere Tore nicht erstmal von außen öffnen kann, sondern dass man meist automatisch hindurch gelotst wird und dann sofort auf der anderen Seite hockt.

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Man hat die Wahl, ob man tödlich attackiert oder Wachen nur bewusstlos schlägt. © 4P/Screenshot

Das Artdesign ist von der Charakterzeichnung bis zur Architektur sehr gelungen, auch die Musik sorgt für Stimmung. Das Storytelling ist zumindest bemüht, aber kann erzählerisch nicht überzeugen. Im Jahr 1615 ist man als Spezialkommando für den amtierenden Shogun unterwegs, um dessen rebellische Feinde zu sabotieren. Allerdings bleiben diese politischen Konflikte weitgehend Fassade, zumal weder der eigene Anführer noch der Antagonist als Persönlichkeiten überzeugend aufgebaut werden – man hat lange Zeit das Gefühl, dass man genauso gut auf der Gegenseite der Rebellen aktiv sein könnte. Es fehlt zudem eine zweite Ebene, die wie oben erwähnt dem eigenen Handeln auch politische oder moralische Konsequenzen oder eine Art von Charakterentwicklung folgen lässt. Das Drehbuch punktet letztlich mit den Biografien der fünf Helden, auch wenn die Zwischensequenzen in Spielgrafik wie überflüssige Fremdkörper wirken. Die Lebensläufe sind allerdings interessant, zumal durch die gelungene Konversation während der Einsätze Mugen & Co an Profil gewinnen, so dass sich schnell für den einen oder anderen Sympathien entwickeln – etwa als sich Yuki einen Shuriken vom Ninja ausleihen will, der aber ablehnt. Gerade diese an Rollenspiele erinnernde, in Ansätzen lebendige Partyinteraktion kann die Schwächen der politischen Hintergrundstory ausgleichen. Trotzdem wirkt auch hier einiges nicht ganz plausibel wie etwa die viel zu schnelle Aufnahme der jungen Diebin. Das Spiel wird wahlweise mit englischer oder japanischer Sprachausgabe sowie auf Konsolen mit deutschen Texten unterlegt; einen Mehrspielermodus gibt es nicht.

Kommentare

111 Kommentare

  1. Gestern Mission 11 gespielt, ganz starkes Kino, die Mission war von feinsten, sowas gut gemachtes hab ich lange nicht mehr gesehen, ein Stealth Traum-zweieinhalb Stunden für gebraucht auf Hardcore, dachte zwei, dreimal, das packste nicht, dann tat sich wieder eine Lösung auf-also das war eine richtig geile Mission mit absolutem Oldschool Feeling
    Nähere mich nun langsam dem Ende des Spiels, 2 Missionen noch, bin gespannt wie es ausgeht.
    Die Story finde ich ehrlich gesagt recht stark als Aufhänger für das Game, ist halt eine klassische Story wie in japanischen Samurai Filmen, mit Wendungen und Schicksalen

  2. Usul hat geschrieben: 11.08.2017 13:26
    rainynight hat geschrieben: 11.08.2017 12:37Wenn aus nem Gebüsch plötzlich ne Whiskey Flasche vor dich geschmissen wirft, wunderst dich natürlich nicht drüber und rennst gleich ohne nachdenken hin, um sie dir zu holen.
    Je nach Whiskey, ja. :D
    :lol: :lol: :lol:

  3. Wird auf jeden Fall geholt. Aber erst im Herbst. Jetzt im Sommer hab ich nicht so viel Zeit zum daddeln. Die japanische Sprache find ich übrigens überaus gut. Versteh zwar nichts, aber passt zum Setting und versprüht Atmosphäre.

  4. Spiritflare82 hat geschrieben: 11.08.2017 23:33 Gibt mir so eine Art interaktives Brettspiel Feeling
    DAS hört sich echt gut an. Geht ja fast schon in Richtung Rundentaktik und in dem Bereich werde ich sowieso ganz schnell schwach.
    Gut dann. Die nächste Zeit mal nach guten Gebrauchtangeboten Ausschau halten.

  5. Du hast halt Stealth hier in der absoluten Oldschool Form: Du siehst die ganze Zeit die Sichtkegel der gegner, kannst deine Figuren sicher in Büschen oder hinter einer Hütte "parken" um dir den nächsten Schritt zu überlegen, kannst schnellspeichern/laden wenns mal schiefgeht oder wenn du rumprobieren willst und steuerst deine Figuren meist unabhängig voneinander, z.B. Samurai läuft durch Büsche und der Ninja über Hausdächer, dann der Schattenmodus um Moves der Figuren aufeinander abzustimmen und auf Knopfdruck läuft dann das ab was du vorher als befehl ausgegeben hast
    Dafür ist halt schnell Ende wenns wirklich schiefgeht weil dann werden Verstärkungen entsandt die zusätzlich rumlaufen, also sollte man schauen das man soweit ungesehen durchkommt
    Ist ein ganz klein bissel wie ein Tenchu in Iso Perspektive im Desperados/Commandos Style und macht echt sehr viel Spass. Gibt mir so eine Art interaktives Brettspiel Feeling, das es heute so gut wie garnicht mehr gibt: Da grübelt man wie man denn den Samurai von dort an der Tür wegbekommt der wiederum im Sichtfeld vom Typen auf dem Turm ist und so Sachen. Ist echt cool. Und die Missionen sind lange, hab für Nummer 7 gute 2 Stunden gebraucht, das Ende hatte es in sich

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