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TT Isle of Man (Rennspiel) – Mutprobe auf zwei Rädern

Was für Autonarren ein Ausflug auf die Nordschleife des Nürburgrings bedeutet, ist für Biker die Reise zur TT Isle of Man: Eine Fahrt für Adrenalin-Junkies auf einer der gefährlichsten und anspruchsvollsten Rennstrecken der Welt! Big Ben Interactive und Kylotonn haben der Veranstaltung auf der britischen Insel jetzt ein eigenes Spiel gewidmet. Lohnt es sich, auf den Sattel zu steigen?

© Kylotonn / Bigben Interactive

Zu wenig Inhalte

Hat man sich an die anspruchsvolle Steuerung sowie den feinfühligen Umgang mit Gas und Bremse gewöhnt, entfaltet sich aber ein Fahrspaß, der in mancher Hinsicht nicht nur bei den Motorrad-Rennspielen von Milestone mithalten, sondern diese sogar übertreffen kann. Zumal hier das Geschwindigkeitsgefühl trotz einer Darstellung von nur 30 Bildern pro Sekunde (Konsolen) hervorragend  eingefangen wird. Irgendwann ist der Punkt erreicht, in dem man in einen gewissen Flow kommt, die fiese Unebenheiten auf der Strecke verinnerlicht hat und sich endlich enge Positionsduelle mit anderen Fahrern liefert, auch wenn das Starterfeld mit gerade mal sieben Piloten ziemlich dünn gesät ist.

Dünn sind leider auch die Inhalte: Zwar hat Kylotonn neben dem Snaefell Mountain Course auch noch eine gute Hand voll fiktive Pisten gebastelt, doch bieten sie innerhalb der dröge präsentierten Karriere voller langweiliger Veranstaltungen zu wenig Abwechslung und wiederholen sich entsprechend schnell. Und ob es wirklich eine gute Idee ist, den Spieler bei manchen Events gleich drei Mal hintereinander auf die gleiche Strecke zu schicken? Da sind die Gähnanfälle schon vorprogrammiert! Der rudimentäre Wirtschaftsfaktor mit Startgebühren und Preisgeldern spielt ebenfalls nur eine untergeordnete Rolle. Teilweise lässt er sich sogar austricksen: Wer Motorräder zum Angebotspreis einkauft, kann sie umgehend wieder zum regulären Preis verhökern und sich im Handumdrehen ein nettes Bonus-Sümmchen verdienen. Das Geld wird primär in die Anschaffung neuer Maschinen investiert, wobei die Auswahl aufgrund der Beschränkung auf die Kategorien Supersport und Superbikes nicht besonders üppig ausfällt. Immerhin hören sich die Aggregate ordentlich an und

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An Stürze muss man sich vor allem in der Anfangsphase gewöhnen. © 4P/Screenshot

auch die zunehmenden Windgeräusche begleiten den Geschwindigkeitsrausch passend. Aber was man sich bei den lächerlichen und immer gleichen Soundeffekten bei Stürzen und Kollisionen gedacht hat, ist mir ein Rätsel.

Kein Wetter, kein Tuning, keine Einstellungen

Im Gegensatz zu Ride 2 spielt auch Tuning keine Rolle. Nicht einmal Setup-Einstellungen sind erlaubt. Wechselnde Witterungsbedingungen sucht man hier ebenfalls vergeblich, denn sowohl bei normalen Rennen als auch beim Zeitfahren geht es immer unter idealen Voraussetzungen auf den Asphalt. Lediglich die Tageszeiten ändern sich in drei Stufen. Reifenverschleiß oder Benzinverbrauch? Auch darum muss man sich keine Gedanken machen, was zusammen mit dem fehlenden Schadensmodell den Simulationsanspruch hinter dem Spiel spürbar mindert. Auch visuelle Gimmicks hinsichtlich der Fahrerausrüstung oder die individuelle Gestaltung der Motorräder sind hier nicht möglich. 

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Die KI agiert manchmal ziemlich rabiat. © 4P/Screenshot

Neben schnellen Einzelrennen, Zeitfahren mit Online-Rangliste und der Karriere darf man sich außerdem in Mehrspieler-Duellen messen. In Veranstaltungen über das PSN muss man sich leider mit dem automatischen Matchmaking begnügen – einen Server-Browser gibt es hier nicht. Ärgerlich: Im Rahmen unserer Testversuche waren Online-Partien häufig entweder nicht länger verfügbar oder voll. Alternativ setzt man eine eigene private oder öffentliche Lobby für bis zu acht Teilnehmer auf. Dabei war die Performance weitgehend in Ordnung und es gab kaum störende Lags. Entscheidet man sich für den TT-Ansatz, wird das Feld durch die Abstände zwischen den einzelnen Starts ohnehin entzerrt. Allerdings war die generelle Darstellung während der Online-Rennen nicht mehr so flüssig wie bei den Solo-Ausflügen: Die Bildrate war gerade auf dem XXL-Kurs häufig am Limit und hatte teilweise sogar mit leichtem Schluckauf zu kämpfen. Schön ist, dass auch eine lokale Offline-Option angeboten wird: Zwar gibt es keine direkten Auseinandersetzungen am geteilten Bildschirm, doch dürfen immerhin bis zu acht Piloten in einem Zeitfahren nacheinander um die Bestzeit kämpfen. Genau wie in den Solo-Modi vermisst man allerdings auch in den Mehrspieler-Partien oft Angaben zu den Abständen zwischen den einzelnen Fahrern oder Zwischenzeiten.

Kommentare

2 Kommentare

  1. Ich hätte mir ein paar richtig alte historische Motorräder gewünscht. Das wäre ein tolles Feature gewesen.
    Gummiband KI geht mMn gar nicht bei einem Rennspiel. Da geht jegliches Erfolgsgefühl flöten. Einfach Schwierigkeitsstufen anbieten.

  2. Wie sieht denn die technische Seite auf einer PS4 Amateur aus? Wenn sich die Pro bei Multiplayer-Rennen schon verschluckt, lässt das nichts Gutes erahnen.
    Ansonsten ist es ungefähr das, was ich mir vorgestellt hatte. Die Möglichkeit an seinem Moped ein paar Dinge einzustellen, wäre aber wirklich ganz nett gewesen und sollte bei einem Spiel mit einem gewissen Simulationsanspruch eigentlich auch gegeben sein. Wetter muss jetzt nicht zwingend sein, zumal ich mir kaum vorstellen kann, dass man auf der Strecke ein Rennen unter Regenbedingungen fahren sollte. :Blauesauge:
    Vollpreis ist mir dafür ein wenig zu viel, aber das Spiel werde ich mir sicher irgendwann einmal zu einem besseren Kurs zulegen.

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