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Warhammer 40.000: Gladius – Relics of War (Taktik & Strategie) – Alles vernichten!

Games Workshop feuert mit seiner Lizenz aus allen Rohren. Erst kürzlich haben wir den Shooter Warhammer: Vermintide 2 sowie die Diablo-Alternative Warhammer 40.000: Inquisitor – Martyr besprochen. Und nach Warhammer 40.000: Armageddon sowie Warhammer 40.000: Sanctus Reach hat alleine der britische Publisher Slitherine sein drittes (!) hauseigenes Projekt veröffentlicht: Warhammer 40.000: Gladius – Relics of War. Entwickelt wird die 4X-Strategie von den deutschen Proxy Studios aus Erlangen, die bereits für Pandora: First Contact verantwortlich zeichneten. Ob die rundenbasierte Eroberung für knapp 35 Euro unterhalten kann, klärt der Test.

© Proxy Studios / Slitherine Ltd.

Taktik im Gelände

Man fühlt sich jedenfalls mehr wie in einem Battle Isle als in einer klassischen globalen Strategie, weil Diplomatie gar nicht vorhanden, Forschung eher linear und die Wirtschaft ab einem bestimmten Punkt fast nebenbei läuft – von alternativen Spielzielen über andere Strategien ganz zu schweigen. Aber diese Beschränkung auf die Vernichtung passt natürlich zu diesem Warhammer-Szenario, in dem konkurrierende Mächte um einen Planeten kämpfen. Es geht also vor allem um die Taktik im Gelände, die durchaus gut unterhält: Im Wald ist man getarnt, in Ruinen vor Beschuss sicherer, die Reichweite wird vom Terrain beeinflusst und Höhenunterschiede spielen eine Rolle, allerdings nur in zwei Stufen. Auch ohne echte Gebirge gibt es so einige Engpässe, denn nicht alle Truppen können Abhänge überwinden oder über Wasser gleiten, so dass die Routenplanung wichtig ist. Interessant ist, dass der Angreifer nach einem Sieg nicht wie sonst oft üblich das Hexfeld des Besiegten besetzt . Sehr schön ist auch, dass sich die Moral in zwei Stufen auf die Feuerkraft auswirkt: Zerrüttete Feinde sind weniger schlagfertig; schade ist, dass diese nicht noch spürbarer wird, was z.B. die heillose Flucht betrifft. Was mir auf Dauer fehlte, waren noch mehr territoriale Überraschungen mit Auswirkungen sowie mehr negative Effekte im Gelände – an das bisschen Gift hat man sich zu schnell gewöhnt. Der Planet hätte noch wesentlich markanter hinsichtlich seines Klimas inszeniert werden können.

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Neben Bodentruppen kommen auch Panzer, Mechs, Hubschrauber und schwere Artillerie zum Einsatz. © 4P/Screenshot

Vor allem die Aufklärer werden aufgrund ihrer Reichweite immer wichtiger, hinzu kommen schwere Panzer, Mechs sowie Artillerie. Und sie alle gewinnen in mehreren Stufen an Erfahrung – übrigens nicht nur der Todesschütze, sondern alle an einem Kampf beteiligten Truppen; das ist eine gute Idee. Trotzdem gehen diese Veteranen ein wenig unter, denn die wichtigste und stärkste Einheit ist der Held, der sowohl Erfahrung gewinnt als auch mehrere Gegenstände für weitere Boni oder Spezialattacken anlegen kann. Jede Fraktion verfügt über drei Typen wie etwa „Unterstützer“, wobei der „Nahkämpfer“, z.B. der Captain der Space Marines, selbst gegen Städte und Bastionen die ultimative Waffe ist, was die schwere Artillerie sowie alle anderen Geländetaktiken auf lange Sicht entwertet. Auch wenn diese legendären Einzelgänger natürlich zum Warhammer-Universum gehören, hat man es mit ihrer Schlagkraft ein wenig übertrieben.

Schwache KI und Kampagnenflair

Das Problem gegen die KI auf dem mittleren der sieben Schwierigkeitsgrade ist, dass sie lediglich zu Beginn fordert – und da geht es eher um die neutralen Mächte. Aber ab dem Zeitpunkt, ab dem man den oder die eigenen Helden einigermaßen aufgerüstet hat, kann man mit ein wenig Begleitschutz quasi durchmarschieren – er verliert selbst im Beschuss von Panzern, Mechs oder Artillerie kaum an Leben und kann quasi auf Städte zu gehen, um sie im „Nahkampf“ zu schleifen. Die KI der anderen Fraktionen war

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Besonders mächtig werden die Helden wie etwa der „Captain“ der Space Marines. © 4P/Screenshot

jedenfalls nicht in der Lage mit dem eigenen Helden zu kontern und verhielt sich auch hinsichtlich der Rückeroberung sowie Sicherung von Lagern sowie Relikten im Vorfeld viel zu passiv – hier hatte ich zu selten das Gefühl, dass sie umzingeln, Gelände sichern und einen Angriff planen. Eine Gefahr bestand lediglich, wenn man sich einen Zwei- oder Drei-Fronten-Krieg erlaubte und so einfach in Unterzahl geriet. Da hilft nur eines: Schwierigkeitsgrad weiter in den sieben Stufen hoch oder im Multiplayer spielen. Es gibt eine Lobby für öffentliche und private Online-Gefechte inkl. Freundeseinladung bzw. direkte IP-Verbindung. Ihr könnt Teams bilden und dabei die Fraktionen mischen. Nicht wundern: Zunächst übernimmt die KI die offenen Fraktionen, bis sich jemand eingeloggt hat.

Obwohl über die Erfüllung von Quests ein wenig Kampagnenflair entsteht, kann die in Textboxen inszenierte Geschichte nicht mit der epischen Anziehungskraft eines Endless Space 2 oder anderer 4X-Strategie mit globalerem Ansatz mithalten. Man spielt mit seiner Fraktion zwar über mehrere Kapitel, aber quasi nur dieses eine Szenario, das aus der Perspektive jeder

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Die Forschung in zehn Stufen mit je einer Hand voll wählbarer Truppen, Waffen, Gebäude und Spezialaktionen. © 4P/Screenshot

Fraktion immerhin etwas anders erzählt wird. Letztlich führt man eine Armee gegen alles andere, was sich irgendwie bewegt. Zwar nimmt man die Belohnungen gerne an, es gibt Erkundungsaufträge und die Ereignisse sorgen für etwas mehr, wenn auch teilweise plump konstruierten Anspruch, wenn plötzlich zig Truppen aus einer Höhle im eigenen Gebiet auftauchen, aber es gibt keine Entscheidungen oder gar alternative Ziele gibt – man muss einfach alles vernichten. Man kann die Quests übrigens auch abschalten und reine Gefechte spielen, wobei man nahezu unbegrenzt KI-Gegner hinzufügen kann. Neben der Spielwelt in fünf Größen sowie dem Tempo kann man auch  Landmasse, Tiere, Artefakte, Flüsse sowie nahezu jedes Sonderfeld einzeln hinsichtlich seines Vorkommens anpassen.

Kommentare

6 Kommentare

  1. xscrawlerx hat geschrieben: 14.07.2018 22:45 Das Spiel ist schrott. Ein komplett kastriertes Civ5, dem jedwege guten Features genommen wurden: Städtewachstum, Forschung, Diplomatie etcetcetc.
    Oh was für ein Unfug. Das Spiel verbiegt ohnehin die Vorlagentreue schon ganz schön. Zum Glück ist da nicht auch noch Stadtewachstum und Diplomatie drin.
    Im übrigen: WH40K und Diplomatie ? WTF ?! :roll: :lol:
    Star Trek Spiele ohne Jedies spiele ich nicht, so basta ! :Hüpf: :lol:

  2. Ich finds ein ziemlich cooles Spiel.
    Man darf nur keine Erwartungen haben, dass es so wie Civilization ist, und das wird ja auch überall in den Tests so beschrieben.
    Der Fokus ist eben auf den vielen taktischen Gefechten und mit der überschaubaren Forschung kommt auch etwas Strategie hinzu.
    Im Gegensatz zu Civilization sind hier die Völker auch schön unterschiedlich und man will alle mal ausprobieren.
    Freu mich schon auf mehr Völker in den kommenden DLCs, und für mich geht der Preis auch völlig in Ordnung.

  3. Mich verwundert dieser Test/das Ergebnis doch sehr. Ich habe mir das Spiel leider gekauft, weil es bis jetzt noch kein 4X-Game aus der W40k-Reihe gab.
    Das Spiel ist schrott. Ein komplett kastriertes Civ5, dem jedwege guten Features genommen wurden: Städtewachstum, Forschung, Diplomatie etcetcetc.
    Das Spiel ist allerhöchstens einen 10er wert, aber nicht die knapp 40€, die Slytherine derzeit haben will.

  4. Es kommen einfach zu viele Warhammer 40K Spiele, von allen möglichen Studios, zu allen möglichen Themen. Da gehen solche wie das hier komplett unter. Danke für den Test.

  5. Das kommt ziemlich überraschend und klingt überraschende gut. Bei GoG kostet's rd. 33 € mit 10% und 1,40 Gutschrift, dafür könnte man glatt gleich zuschlagen - aber ein paar Reviews werd ich erstmal abwarten.

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